Zur Zeit gibt es in einigen Wohnmobil-Blogs lebhafte und teilweise sehr tiefgründige Diskussionen über die Art, die Beweggründe, die Regeln des Bloggens. Statt einen weiteren Kommentar als Antwort auf einen Kommentar als Antwort auf einen Kommentar als Antw… zu verfassen, dachte ich, ich schreibe einfach hier mal meine Gedanken auf.
Als Einführung in das Thema und zur Verständlichmachung schlage ich zunächst einmal einen Bogen: zu Instagram. Das ist ein Foto-Portal und dort bin ich ja auch aktiv (habt ihr sicher schon bemerkt, wenn ihr auf unserer Seite weit genug nach unten gescrollt habt). Ich habe meine ganz persönliche Einteilung der “Instagrammer” in drei Kategorien: 1. die “Celebrities”, die weiter für ihre Berühmtheit sorgen müssen, 2. die “Selbstverliebten”, die ständig Selfies posten müssen (gerne auch mit Angabe der Marken-Label ihrer Klamotten), wahlweise auch “niedliche” Fotos von Kind und Hund oder “nette” Fotos von dem, was sie gerade kochen oder essen und 3. – hallelujah – die RICHTIG GUTEN Fotografen (incl. derer, die noch üben). Die erste Gruppe interessiert mich gar nicht, die zweite Gruppe langweilt mich zunehmend und nur die dritte Gruppe ist der Grund, warum ich seit einem Jahr dabei bin und bleibe. Ich kann selbst bestimmen, welchem anderen Instagrammer ich “folge” und wessen Fotos ich “like” und deswegen brauche ich mich nicht zu beklagen, wenn es immer mal wieder qualitativ schlechte, nichtssagende, langweilige und einfach nur “doofe” Fotos gibt. Ich könnte diese Accounts aus meiner Liste tilgen, wenn ich es nicht tue, muss ich mir die Fotos halt anschauen oder schnell weiterscrollen.
Ganz genauso ist es bei den Blogs. Zunächst einmal treffe ich meine Auswahl nach dem Interessengebiet. Dort finde ich dann ebenfalls die RICHTIG GUTEN, die, die NOCH ÜBEN und die, die mich einfach nur LANGWEILEN. Die ersteren bewundere ich (und vielleicht beneide ich sie auch ein wenig), den mittleren zolle ich Respekt, weil sie sich bemühen und für die letzteren empfinde ich, ja was? Mitleid? Eine der Fragen in den Diskussionen war: Können sie nicht oder wollen sie nicht? Die Antwort ist eigentlich egal! Wenn es mir nicht gefällt, muss ich es ja nicht lesen. Und wenn ich es nicht schaffe, meine Neugier zu bezähmen und sie nicht aus meiner Blog-Liste entferne, dann darf ich mich nicht beklagen, sondern muss da eben durch. Kann ja auch ein wenig schneller scrollen und muss nicht jedes der 154 gleichen “Blauer Himmel”-, “Sonne, Strand und Meer”-, “Autobahn durch die Frontscheibe”-, “Wir sind alle so glücklich, hier zu sein”-Fotos vergrößern.
Es gibt auch Bücher, die ich NIE lesen würde, zumindest jetzt noch nicht. 😉 (Bleibt hoffentlich so!!!) Ich käme gar nicht erst auf die Idee, sie doch zu lesen, nur um mir zu beweisen, wie fürchterlich banal ich sie finde. Ich weiß aber, dass es Menschen gibt, die genau diese Literatur lieben. Die Auflage- und Verkaufszahlen lügen nicht. Bin ich nun besser als sie? Gibt es da wie dort ein BESSER oder SCHLECHTER? Ein kluger Mensch hat es so formuliert: Es gibt in diesem „Spiel“ auch keine „Wertigkeit“. Alles und alle ist/sind „gleichwertig“!
Thema Rechtschreibung! Die RICHTIG GUTEN können meistens auch das. Dann gibt es wieder die, die NOCH ÜBEN, sich aber zumindest bemühen. Dem Rest scheint es völlig egal zu sein, nach dem Motto: “Wer hier Rechtschreibfehler findet, darf sie behalten!” Oder, auch schon gelesen: “Interpunktion und Orthographie dieses Beitrages sind frei erfunden. Eine Übereinstimmung mit aktuellen oder ehemaligen Regeln wäre rein zufällig und ist nicht beabsichtigt.” Ich selbst strauchele auch ab und zu, denn mit der neuen Rechtschreibung geht manchmal alles, so wie es einem gerade gefällt und dann wieder muss etwas plötzlich groß/klein/zusammen oder auseinander geschrieben werden, ganz anders als früher. Aber es gibt ja zum Glück immer noch den Duden, ob online oder offline ist egal. Eine Freundin von uns schreibt uns keine Kommentare, weil sie nicht rechtschreibsicher ist und sich nicht blamieren will. Das Problem scheinen andere nicht zu haben! Am meisten nervt MICH, wenn es sich nicht ausschließlich um Rechtschreibfehler, sondern um Flüchtigkeits-/Tippfehler handelt. Hat denn niemand mehr die Zeit, sich seine Ergüsse noch einmal durchzulesen, bevor er/sie sie veröffentlicht? Sei es im eigenen Blogbeitrag oder in einem Kommentar. Mein Anspruch ist, niemandem Schund/schlampige Arbeit/Pfuscherei zuzumuten, ich bemühe mich um Qualität. Stimmt jetzt die oben zitierte Aussage noch? (Es gibt in diesem „Spiel“ auch keine „Wertigkeit“. Alles und alle ist/sind „gleichwertig“!) Der Wert, egal von was, hängt doch irgendwie mit der Qualität zusammen, oder? (siehe auch „hier„: Tipp 19)
Ich kann auf meine Intuition vertrauen. Ich erkenne sehr zuverlässig und schnell, was mir gut tut (gefällt) und was nicht. GUT! Allerdings sind die Lebensumstände nicht immer so, dass ich nach meiner Intuition agieren kann. Ich lebe nämlich nicht ausschließlich im virtuellen Raum, sondern doch noch zu einem geringen Teil im “realen” Leben. SCHLECHT? Manchmal ja. Manchmal muss ich auch im realen Leben einfach da durch. Etwas schneller scrollen geht da leider nicht! Die Ausgewogenheit macht’s für mich. Ab und zu Banalität, Langeweile, mindere Qualität und dafür das Gefühl, Teil eines großen Ganzen zu sein, ist okay. Aber nur ab und zu. Und auch hier ist es wieder so wie mit der Trivialliteratur: Was ich als banal empfinde und nur in homöopathischen Dosen ertrage, ist für andere Lebenselexier. Ist das eine schlecht und das andere gut??? Zitat: Es gibt in diesem „Spiel“ auch keine „Wertigkeit“. Alles und alle ist/sind „gleichwertig“!
Übrigens zähle ich mich sowohl bei Instagram als auch bei unserem Blog zu denen, die noch üben. Heißt, zu denen, die sich bemühen. Wenn das gefällt, was ich produziere, freue ich mich, wenn ich es denn erfahre (bei Instagram ist das eher der Fall). Wenn jemandem meine Arbeit nicht gefällt, erfahre ich das in der Regel auch nicht, aber dann tut es ja auch nicht weh. Ich sage denen, deren “Werk” mir nicht behagt, ja auch nicht, dass das so ist. Ist ja alles Geschmacksache und was bringt es, wenn ich jemanden brüskiere, kritisiere, verletze, beleidige, vors Schienbein trete, ans Bein pinkle, der mir gar nichts getan hat?
Bleibt noch die Frage, warum man überhaupt ein Blog schreibt oder liest. Beim Lesen ist es so, wie oben ausgeführt. Macht mal mehr und mal weniger Spaß. Beim Schreiben hat jeder seine eigene Intention. Bei uns war es auch zunächst so, dass wir unsere Familien, Freunde und Bekannten “auf dem Laufenden” halten und nicht ständig so viele eMails schreiben wollten. Seit unser Blog öffentlich ist, stellen wir erstaunt, verwundert und erfreut fest, dass es offensichtlich auch völlig fremde Menschen gibt, die an dem, was wir veröffentlichen, interessiert sind. Wie viele von denen nur kurz reinklicken und gleich wieder verschwinden, wissen wir nicht. Ob es denen, die bleiben und wiederkommen, gefällt, wissen wir auch nur von einem sehr kleinen Prozentsatz. Trotzdem verspüren wir seitdem eine neue, größere, Verpflichtung. Natürlich möchten auch wir gemocht, gelobt, geschätzt werden, aber wir werden gerade deswegen nicht Quantität mit Qualität vertauschen. Bei uns gibt es etwas zu lesen, wenn wir der Meinung sind, dass wir etwas Mitteilenswertes zu berichten haben oder ein Thema haben, von dem wir annehmen, dass es unseren Lesern gefällt.
In diesem Sinne: Bis die Tage!
written by Ingrid