…Dampfmaschin äh…fulltimer?” Da stelle mer uns janz dumm und frage doch WIKIPEDIA!
>Fulltiming is a term used among motorhome individuals and families who live „full-time“ in their motorhome or RV. Such mobile individuals are often called fulltimers<
Wir stolperten im Dezember 2003 über den Begriff “fulltimer” (die ganz wörtliche Übersetzung wäre “Vollzeiter”) beim Lesen der Zeitschrift Reisemobil International. Der Artikel damals hatte zur Überschrift: Gemeinschaft der Aussteiger. Zwei Textauszüge von damals möchte ich euch nicht vorenthalten:
>Tief in den Wäldern von Ost-Texas liegt das kleine Städtchen Livingston. Verlässt man es auf dem Highway 146 South, erreicht man nach sechs Meilen die Einfahrt zum “Rainbow’s End”. Nur ein weiterer, hübsch angelegter Campingplatz, oder wie es hier heißt: ”RV-Park”? Weit gefehlt. Das Schild mit dem Emblem eines Häuschens auf einem Anhänger – ein Haus auf Rädern also – zeigt die Aufschrift “Escapees Inc. Headquarters”.
Nach acht Jahren als Fulltimer im Reisemobil unterwegs setzten Joe und Kay Peterson im Jahre 1978 eine Anzeige in die Zeitung und fragten, ob es weitere Langzeit-Reisende gäbe, die daran interessiert wären, einen Club zu gründen. Als sie einige Dutzend Zuschriften erhielten, dachten sie, der Club könne eines Tages gut und gern 200 Mitglieder zählen.
Heute (Stand Dezember 2003) zählt der Escapee-RV-Club 65000 Mitglieder, von denen allein die Hälfte zu den sogenannten Fulltimern gehört, Leuten also, die ihr Haus mit Garten gegen ein Haus auf Rädern eingetauscht haben<…..
Soweit der Beginn des Artikels. An dieser Stelle möchte ich noch den Begriff Escapee erklären. Er kommt von escape, auf deutsch entfliehen, und bedeutet, dass die Clubmitglieder aller Alters- und Berufsgruppen dasselbe möchten: dem Alltag und evtl. dem Winter entfliehen.
…..>Auch ein Aussteiger wird einmal älter, kann vielleicht aus gesundheitlichen Gründen nicht mehr reisen oder für sich selbst sorgen. Dann kann er für eine erschwingliche monatliche Gebühr den Dienst der Care-Einrichtung in Anspruch nehmen. Dabei wohnt er im eigenen Reisemobil, wird aber im Carecenter verköstigt und von einem Krankenpfleger-Team versorgt. Da sich das Care-Center im Campingpark befindet, sind die Senioren weiterhin von Reisemobilisten und deren Berichten umgeben – ihrem vielleicht wichtigsten Lebenselexier. <
Das alles gibt es in dieser oder ähnlicher Form in Deutschland/Europa leider (noch?) nicht!
Und was hat das Ganze nun mit uns zu tun?
Wir sind seit vielen Jahren überzeugte Fulltimer, die nicht permanent, wohl aber ausschließlich im Wohnmobil leben. Ihr fragt euch sicher, wo da der Unterschied ist. Wir müssen ab und zu mal vor die Tür für unabdingbare Tätigkeiten wie ver- und entsorgen, Abfall wegbringen, Wäsche waschen, Gasflasche tauschen, einkaufen, neues Toilettenpapier aus der Heckgarage holen…oder auch spazieren gehen, Rad fahren, draußen rumsitzen…
außer an “Höhlentagen”, da lebt zumindest Ingrid permanent im Wohnmobil.
Wir gehören aber auch schon lange zu den überzeugten Escapees/ Flüchtlingen vor dem Leben in “Steinhäusern” oder Wohnungen in Wohnsiedlungen. Ingrid hat vor vielen Jahren für sich festgestellt, dass sie in ihrer Wohnung das Gefühl hat, das rundherum das “Leben tobt”, sie aber kein Teil davon ist. Wenn sie mit “Frieda” (Ingrids ehemaliges kleines Euramobil) unterwegs war, hatte sie dagegen das Gefühl, mittendrin in diesem “tobenden Leben” zu sein. Zwischenzeitlich genügt es uns immer öfter, das “tobende Leben” durch unsere Vorne – Hinten – Rechts – Links – Fenster zu beobachten.
Macht das das Alter?
Viele mitteleuropäische Reisemobilisten, viele davon im Rentenalter, fahren als “Teilzeiter” oder auch neudeutsch Überwinterer für ein paar Monate gerne als Escapees/ Flüchtlinge nach Süden, um das “tobende Leben” dort unter südlicher Sonne gemeinsam zu genießen. Wir finden das legitim und in Ordnung, möchten aber nicht mehr unbedingt jeden Tag “zwangsweise” mittendrin in deren Leben sein. Im Moment genießen wir das ruhige, fast beschauliche Leben hier auf dem Stellplatz mit nur wenigen, weiträumig verteilt stehenden Wohnmobil-Nachbarn. Und die Vorstellung, dass wir “normalerweise” jetzt bereits auf “unserer” Parzelle 133 am Torre la Sal ‘2 wären, weckt in uns absolut keine Sehnsuchtsgefühle!
Tobt diesen Winter ruhig mal ohne uns, wir sind ja eh “Spielverderber”!
Teilzeiter oder Womotouris mit einem festen Zuhause stellen oft Fragen an uns wie z. B. “Was macht ihr, wenn ihr krank seid?” oder “Was macht ihr mit eurer Wäsche?” Solche Fragen können wir zwischenzeitlich aus dem Stand heraus beantworten… Auf die Frage “Was macht ihr, wenn ihr wirklich alt seid?” antworten wir immer: “Das entscheiden wir, wenn wir wirklich alt sind!” Bei einer Hitliste der vielen schon an uns gestellten Fragen ginge der Platz 1 einstimmig an folgende, die wirklich schon an uns gestellt wurde:
“Wer hat euch denn das Wohnmobil hierher gefahren?”
Alle Vor- und Nachteile des Lebens in einem kleinen Zuhause auf 6 Rädern darzulegen, würde an dieser Stelle zu weit führen,
nur soviel dazu aus unserer Sicht: Viele Dinge oder Begebenheiten am “Wegesrand” oder auf Stell- und Campingplätzen hätten wir nicht gesehen oder erlebt, wenn wir in einem festen Zuhause, wo auch immer, leben würden.
Zum Schluss möchte ich noch einen Satz meines Sohnes zitieren:
“Es ist gut, dass du im Wohnmobil lebst, da muss ich nicht irgendwann ein Haus oder eine Wohnung und Keller ausräumen!”
written by Uschi
photos taken with Canon Powershot
P.S.: Wie immer könnt ihr die Fotos durch anklicken auf Originalgröße bringen und den Fototext lesen, wenn ihr den Mauszeiger auf das Foto führt.
Hallo,
ja, das kenne ich… Dieses Gefühl in einem Steinhaus zu sitzen, das einem mit seinen Wänden, seinen Steinen und Ziegeln erdrückt. Es macht einen bewegungsunfähig… Und wenn ich dann mit meinem Hund in Wald und Wiesen bei Wind und Wetter unterwegs bin, ist alles gut, dann geht es mir besser.
Es ist schon richtig ausgedrückt, man hat das Gefühl, als wenn das Leben an der Hauswand vorbeizieht.
Und genau das habe ich nicht, wenn ich unterwegs bin. Dabei spielt es kaum eine Rolle, welchen Komfort ich dabei genieße oder nicht genieße. Ich hatte ein größeres Wohnmobil, bin aber auch schon mit einem T4 für einige Wochen nach Spanien… Aber IMMER fühlte ich mich besser, aktiver imd lebendiger als in meinen Wänden.
Als ich pensioniert wurde, entschied ich mich zum Kauf eines Hauses. Ich habe für viel Geld viel Arbeit gekauft… Nach Unterzeichnung des Kaufvertrages bin ich direkt in die nächste Buchhandlung und kaufte mir Bücher wie: „1000 Tage Wohnmobil“.
Tja, und heute arbeite ich eigentlich nur noch für das Haus. Ohne Haus müsste ich gar nicht arbeiten. Aber irgendwie finde ich den Absprung nicht und… weiß eigentlich gar nicht warum.
Hallo H.!
Ja, was sollen wir dazu sagen??? Es hört sich ein wenig so an, als hättest du nicht auf deine Intuition gehört, die dir zum Wohnmobil anstelle eines Hauses raten wollte. Aber so ist es nun und du musst entscheiden, ob es so bleiben soll oder nicht.
WIR haben unsere Entscheidung, unsere Wohnungen aufzugeben, keinen einzigen Tag bereut und würden es immer wieder so machen. Nicht nur wegen des viel kleineren Haushaltes, den man hat. Aber du hast ja genau erkannt, was wir ausdrücken wollten!
Liebe Grüße!
Hallo ihr Zwei!
„Nicht permanent, aber doch ausschließlich…“ hihi
Diese RV-Parks für ältere „Fulltimer“ finde ich gut. Sowas würde mir hier auch gefallen. In USA sind sie da ein ganzes Stück weiter. Durch die Pionierzeit ist ständiges Herumziehen eher selbstverständlich als hier.
Wenn ich das bei meiner Mutter so sehe, will ich nicht ins Pflegeheim. Das Heim als soches ist schon ok, sie wird gut behandelt. Aber zufrieden ist sie da nicht und die meisten anderen auch nicht.
So ein Mehrgeneratonen-Wohnen fände ich interessant. Kann ja auch auf einem Campingplatz sein.
Wenn ich mal 85 bin, werde ich wahrscheinlich von einem 70-jährigen „BuFDi“ betreut (Bundes-Freiwilligen-DIenst). Wenn wir es beide auf die Alkovenleiter schaffen, ist es ja gut. Vielleicht brauche ich dann die Betreuung auch gar nicht.
Bei der Sesshaftigkeit kommt man schon auf „andere“ Gedanken. Aber jetzt kann man sich die Zeit nehmen, mal in Gedanken hinter die Kulissen zu leuchten. Werde ich auch machen in den nächsten Tagen.
Gruß
Henning
Hi Henning!
Du hast einen permanenten oder einen ausschließlichen Zugang zu deinem Bett in Form einer Alkovenleiter? Oder etwa beides?? 😉
Dann denk mal schön und wenn du mal wieder woanders sesshaft werden möchtest, du hast hier ja schon bezahlt!!!
Liebe Grüße!
P. S.: Kannst du inzwischen wieder eMails lesen? Und hast du unsere SMS gekriegt (Handynummer aus deinem Impressum)? GANZ wichtiger Inhalt!!!
Interessante Geschichte, mit diesem Park. Irgendwann kommt jeder ans Ziel seiner Lebensreise.
Wer möchte da schon gern ohne Selbstbestimmungsrecht in solchen kommerziellen „Pflege“farmen leben, nachdem er einen langen Lebenszeitraum auf vier oder mehr Rädern überall auf der Welt zu Gast war?
Nur für hier wäre das wahrscheinlich nichts, alle wollen der Winterkälte entfliehen.
Gruß Detlef
Hallo Detlef!
Mit kommerziellen “Pflege”farmen meinst du vermutlich die üblichen Alters- und Pflegeheime hierzulande, oder? Soweit wir informiert sind, kann man bei den in USA beheimateten RV-Parks dieser Art von einem Park zum anderen wechseln, wenn man noch mobil genug ist. Oder man lässt sich mitsamt seinem „rollenden Haus“ dorthin bringen. Also quasi, um auch im hohen Alter noch „Urlaub“ machen zu können bzw., wie wir es gerne formulieren, wenn man „mal wieder seinen Vorgarten wechseln möchte“. In diesen Parks leben dauerhaft natürlich nicht nur schon Pflegebedürftige, sondern alle Kategorien von mobil Reisenden plus überwiegend stationär Verweilende. Das Besondere ist aber, dass jemand, der allein nicht mehr zurecht kommt, trotzdem dort bleiben kann und ihm geholfen wird. Seine Meldeadresse (ist in USA etwas anders als bei uns) und seine Postadresse hat man natürlich auch auf den Plätzen. Wir finden, dass das eine ganz tolle Sache ist!