Als wir gestern Nachmittag so schön gemütlich in unserer Oscarlotta saßen (draußen “tobte” ein eisiger Wind), wurde uns mal wieder bewusst, welcher Unterschied besteht zwischen steinwandig wohnen und mobil leben. In welcher Wohnung oder in welchem Haus sitzt man denn so, dass man von seinem Sessel oder von seiner Coach einen 360°-Rundumblick hat? Normalerweise sieht man dort sitzend gar nichts von dem, was draußen passiert. Wenn man, wie mein Bruder und seine Frau, einen “Wintergarten” hat, sieht man immerhin in den eigenen Garten, da steht eine Tanne, ein Gartenhäuschen und ein Vogelhaus. Und ein Springbrunnen, der im Winter stillgelegt ist. Okay, okay, alles gut, jeder darf es so machen, wie er will. WIR finden es aber einfach interessant, wenn wir mitkriegen, was um uns herum los ist. Schon früher in meiner Dachgeschosswohnung hatte ich immer, wenn ich von einer Reise zurückkam, das Gefühl, dass irgendwo da draußen “das Leben tobt”, ich aber kein Teil davon war, weil ich ja gar nichts davon mitbekam. Im Wohnmobil dagegen fühlte ich mich immer “mittendrin”. Eine Kindheitserinnerung habe ich an meine Oma, damals schon um die 80, die sich vor ihrem Wohnzimmerfenster ein Podest hatte bauen lassen. Darauf saß sie in einem Lehnstuhl und hatte so die Möglichkeit, das Geschehen auf der Straße zu verfolgen. So manche Stunde saß ich bei ihr und wir unterhielten uns über das, was es zu sehen gab. Das muss mich wohl geprägt haben. 😉
Hier auf dem Stellplatz gibt es immer etwas zu sehen und darüber zu lästern, sich zu amüsieren oder zu wundern. PKW, die aus Versehen hineinfahren (wie bereits berichtet), Wohnmobilfahrer, die das Prinzip der “Tortenstücke” nicht verstehen (wie bereits berichtet) oder auf seltsame Art und Weise ihr Mobil ent- oder versorgen (wie bereits berichtet). Auch jetzt im Winter haben wir bisher noch nie allein hier gestanden, also irgendjemand tut immer irgendetwas. Das bekommt man sogar aus den Augenwinkeln mit und kann dann frei entscheiden, ob man seine eigentliche Tätigkeit dafür unterbricht und ein wenig “schaut”, wie früher bei Oma.
Und dann die verschiedensten Wohnmobile, die hier auftauchen! Überwiegend natürlich langweilige “Joghurtbecher”, aber vorletzte Woche ein wirklich hübscher “Düdo”, der uns begeisterte. Sehr viel Platz war da drin allerdings wohl nicht und innenliegende Tanks für Frisch- und Abwasser gab es eher auch nicht. Und es war sehr kalt zu der Zeit. Es schien aber alles zu funktionieren, denn Besitzer und Auto blieben zwei Tage/Nächte.
Aber dann sieht man auch so etwas: ein rundum foliertes Wohnmobil, bei dem man gar nicht weiß, wo man zuerst hinschauen soll. 😉
Am Dienstag bekamen wir noch unerwarteten Besuch. Uschi war gegen 19 Uhr noch einmal draußen an unserem Vorratsfach, als ein ihr unbekannter männlicher Mensch freudestrahlend auf sie zu kam. Ein Blogleser, der unsere Oscarlotta erkannt hatte? Der Mann sagte nur ein Wort: “Alcejur”! Jaaa, da hatten wir Anfang 2009 ein sehr nettes Paar kennengelernt! Sie waren erneut auf dem Weg nach Portugal, hatten wirklich im Blog gelesen, dass wir hier stehen und wollten uns überraschen. Überraschung geglückt! H. setzte dann aber noch einen drauf, indem er in der Nacht heftigste Nierenkoliken bekam und per Notartzwagen nach Bruchsal ins Krankenhaus gebracht wurde, wo wir ihn erst heute per Smart wieder abholen konnten!!! Seine Frau, die das noch relativ neue Wohnmobil noch nie gefahren hatte und auch sonst mit den “Männerarbeiten” nicht vertraut ist, war heilfroh, dass alles hier und nicht irgendwo auf der Fahrt, womöglich in Frankreich oder Spanien, passiert ist und wir ihr mit tatkräftiger und moralischer Unterstützung zur Seite standen. Denkanstoß oder Frage an unsere WoMo-Leser: Kommt jede von euch Frauen allein zurecht, wenn ER ausfällt? Braucht ihr den ADAC oder könntet ihr Mobil mit/ohne Mann auch selbst wieder nach Hause fahren? Könnt ihr die Gasflasche tauschen, die Toilettenkassette ausleeren, ent- und versorgen? Kommt ihr mit der Elektrik, Stromzuführung, Batterieüberwachung etc. zurecht? Und ihr Männer? Müsstet ihr wieder nach Hause fahren, wenn die letzte Unterhose “vom Mann fällt”? Wisst ihr, wie Herd und Backofen zu benutzen sind, wo es in fußläufiger Entfernung frische Brötchen zu kaufen gibt? Wir fürchten, die Männer sind im Vorteil! Aber, ihr Männer, wäre es nicht auch für euch ein beruhigendes Gefühl, wenn ihr sicher sein könntet, dass eure Frauen im Fall der Fälle ohne euch nicht gleich “aufgeschmissen” sind???
written by Ingrid
photos taken with iPhone
P.S.: Wie immer könnt ihr die Fotos durch anklicken auf Originalgröße bringen und den Fototext lesen, wenn ihr den Mauszeiger auf das Foto führt.