An einem Sonntag im November wollten wir einen Spaziergang machen, aber nicht nur im Gelände hinter dem Stellplatz, obwohl es uns dort ja sehr gut gefiel. Welchen See der Umgebung hatten wir denn noch nicht besucht bzw. umrundet? Es blieb nur der Alpsee übrig. Dann fahren wir doch mal dorthin, ist ja nicht weit! Das Dumme war allerdings, dass der Alpsee direkt beim Schloss Neuschwanstein liegt und noch dümmer war, dass wir Sonntag hatten. Außer uns waren ein paar hundert weitere Menschen unterwegs (im November!), überwiegend Asiaten und sie alle wollten entweder ins Schloss oder an den See oder beides. Schon sehr weiträumig um das Gebiet der allgemeinen Begierde waren die Straßenränder lückenlos zugeparkt, warum erfuhren wir, als wir auf den am dichtesten am See gelegenen Parkplatz fuhren. 6 (in Worten sechs) Euro sollte es kosten. Für einen Spaziergang um einen eher kleinen See? Womöglich im Gänsemarsch mit all den Japanern? Nein, das war nicht nach unserem Geschmack! Ich wollte wenden, aber der Mensch am Kassenhäuschen gestikulierte wild und klärte uns darüber auf, dass die Zufahrt eine Einbahnstraße sei. Wir durften dann immerhin durch- und oben wieder hinausfahren, ohne zu bezahlen. Nur weg hier! Und nun? Fahren wir doch noch einmal zum Forggensee und schauen, wie hoch der Wasserstand inzwischen ist. Ganz zu Beginn unseres Aufenthaltes hier hatten wir ja schon davon berichtet, dass der See nur im Sommer voll mit Wasser ist und im Winter trockengelegt wird. Wegen eines Defekts an der Staumauer und der notwendigen Reparaturen war er den überwiegenden Teil des diesjährigen Sommers allerdings nur eine braune, rissige, wüstige Ödnis. Auf einer Schautafel hatten wir gelesen, dass es keinerlei Pflanzen im See gäbe, weil es keine Pflanzen geben würde, die ein halbes Jahr im und das andere halbe Jahr ohne Wasser leben können.
Wir fuhren zum unteren Teil des Sees, der am weitesten von der Staumauer entfernt ist. Und hier gab es tatsächlich noch einen größeren Bereich, der immer noch nicht mit Wasser geflutet war. Und es gab Pflanzen, sogar jede Menge! Es liefen (wenige!) Menschen auf dem Seeboden herum, sogar mit dem Fahrrad waren einige unterwegs. Das ging allerdings nur an wenigen Stellen. Der Seeuntergrund bestand aus Lehm und Kieselsteinen, wurde durchzogen von kleinen Rinnsalen und es gab Bereiche, in denen das Grundwasser durchdrückte. An einigen Stellen waren auch kleine Tümpel entstanden. Eine bizarre, aber sehr interessante Landschaft, die uns gut gefiel.
Wir sind in Nordamerika schon auf einem Meerboden spazieren gegangen, bei Ebbe (siehe „hier“) und im vorletzten Herbst ist Uschi mit unserem Freund Juan auch schon auf dem ausgetrockneten Boden eines spanischen Stausees herumgelaufen (siehe „hier“), dieses war jetzt also Nummer 3. Es blieb nicht aus, dass wir auch durch die feuchteren Bereiche laufen mussten und schon bald waren unsere Wanderschuhe dick verklebt mit Lehm. Flitzi würde sich freuen! Aber zu seinem und unserem Glück mussten wir noch ein Bächlein durchqueren. Dass taten wir sehr ausgiebig und wussten danach auch, dass wir ein gutes Imprägnierspray gekauft hatten!
written by Ingrid
photos taken with iPhone
P.S.: Wie immer könnt ihr die Fotos durch anklicken auf Originalgröße bringen und den Fototext lesen, wenn ihr den Mauszeiger auf das Foto führt.