Was Uelzen mit Hundertwasser und der Expo 2000 zu tun hat

 
Eine Info vorab:

Alle Angelegenheiten in Uschis Erbschaftsmarathon sind erfolgreich abgeschlossen!!! Smiley Zum 1. September konnte das Haus ihres Vaters an die neuen Besitzer übergeben werden. Mögen sie dort lange und glücklich leben! Wir sind jederzeit herzlich willkommen, ob wir aber irgendwann wirklich noch einmal dort hinfahren werden, steht noch in den Sternen.

Und: Wir sind seit Sonntag auf Rügen und es gefällt uns sehr gut hier. Näheres demnächst!

Nun aber zur Fortsetzung meiner Werkstattgeschichte!

Als ich am nächsten Vormittag wach wurde, begann es in Oscarlotta schon wieder warm zu werden. Über Nacht hatte ich alle Fenster und Dachluken geöffnet gelassen, jetzt wurde es Zeit, die Klimaanlage erneut einzuschalten. Dazu musste ich aber erst einmal einen Euro in den Automaten einwerfen, für weitere 6 Stunden Strom. Ein Blick aus dem Fenster zeigte, dass inzwischen alle Plätze frei waren, bis auf Platz 4, auf dem der Pössl stand. Der wurde zwar gerade von den Keilen runtergefahren, aber nur, wie sich herausstellte, um gedreht zu werden, damit sich die Schiebetür auf der Schattenseite befinden würde. Das war gut, weil der ältere Herr dadurch beschäftigt war und kein Interesse an meinem Tun hatte. Ich wollte nämlich Oscarlotta auch umdrehen! Am Abend zuvor hatte ich mir schon überlegt, wie ich dort rückwärts um die Absperrung herum wieder herauskommen könnte? Also schnell angezogen, das Stromkabel abgezogen und aus dem Weg gelegt, damit ich es nicht überfahre und Oscarlotta in wenigen Zügen „auf dem Teller“ gedreht. Geht nicht ganz so gut wie mit einem Schiff, aber ich hatte ja Platz. Dann Stromkabel wieder angesteckt (der Nachbar war immer noch beschäftigt!), Geld eingeworfen und die Klimaanlage eingeschaltet. Jetzt erst einmal ausgiebig duschen gehen! Die Duschräume waren einfach, aber sauber, das Wasser war warm mit kräftigem Strahl und die Zeit war nicht begrenzt. Sehr schön!!! Draußen war es jetzt um die Mittagszeit schon wieder sehr heiß, aber in Oscarlotta herrlich kühl. Kuss senden Ich machte mir Frühstück und versuchte online herauszufinden, wann es eine Busverbindung in die Innenstadt geben würde. Bei der Hitze wollte ich auf keinen Fall laufen und auch nicht mit dem Fahrrad fahren. Die Bushaltestelle war an der Bundesstraße, keine 200m entfernt und ein Bus fuhr so alle 1½ Stunden. Bei der Herfahrt hatte ich schon einen Hinweis auf den Hundertwasser-Bahnhof von Uelzen gesehen und den wollte ich mir auf jeden Fall ansehen. Um 15 Uhr am ZOB angekommen erkundigte ich mich als erstes nach den Rückfahrzeiten. Mein Busfahrer konnte mir dazu keine Auskunft geben und verwies mich an den Kollegen in der nächsten Busspur. Der schaute mich aber auch an, als ob ich chinesisch mit ihm reden würde, schickte mich dann aber immerhin zum richtigen Terminal. Der nächste Bus würde in 20 Minuten zurückfahren und dann erst wieder gegen 19 Uhr! Dann fiel dem Busfahrer ein, dass es noch eine andere Linie gibt, da war die nächste Abfahrt um 17 Uhr. Passt!

Ich machte mich auf den Weg zum Bahnhof. Es war heiß! Der erste Anblick war etwas enttäuschend, die Farben waren alle sehr dunkel, nichts Strahlendes, wie von Hundertwasser gewöhnt. Innen drin war es schon deutlich besser, kühler und bunter.

Hundertwasser-Bahnhof UelzenHundertwasser-Bahnhof UelzenHundertwasser-Bahnhof UelzenHundertwasser-Bahnhof UelzenHundertwasser-Bahnhof UelzenHundertwasser-Bahnhof UelzenHundertwasser-Bahnhof UelzenHundertwasser-Bahnhof Uelzen

Der Uelzener Bahnhof entstand schon 1847, als die Strecke der „Königlich Hannöverschen Staatseisenbahn“ von Hannover nach Celle über Uelzen hinaus bis nach Harburg erweitert wurde. Das ursprüngliche Empfangsgebäude wurde im Zuge eines Expo 2000-Projekts (Weltausstellung im Jahre 2000 in Hannover) nach den Ideen und dem Konzept des österreichischen Künstlers Friedensreich Hundertwasser umgebaut. Seitdem gilt der Bahnhof als Touristenattraktion. Die Expo 2000 habe ich damals über 10 Tage „abgearbeitet“, war in nahezu jedem Länderpavillon und schwer begeistert. Geschlafen habe ich in meinem ersten Wohnmobil auf dem Parkplatz einer S-Bahnstation und bin jeden Tag morgens eine halbe Stunde hin und abends in übervollen S-Bahnwagen todmüde wieder zurückgefahren. Verpflegen konnte ich mich jeden Tag in einem anderen Land! Die architektonische Vielfalt, die vielen verschiedenen Nationalitäten, der friedliche Ablauf trotz der irre vielen Besucher (insgesamt 18 Millionen in 5 Monaten), die unterschiedlichen Veranstaltungen und die teilweise irrwitzigen Visionen und Ideen, mit denen das offizielle Motto „Mensch, Natur und Technik – Eine neue Welt entsteht“ umgesetzt worden war, entschädigten für alles, die langen Bahnfahrten, die platten Füße, die teilweise recht hohen Preise und den nächtlichen Lärm an einer Bahnhofsstraße. Verwirrtes Smiley

Erstmalig umgesetzt wurde die Idee, eine Weltausstellung mit ihren weltweiten Projekten nicht nur in der Veranstaltungsstadt, in diesem Fall Hannover, sondern tatsächlich in aller Welt stattfinden zu lassen. In insgesamt 123 Ländern wurden 787 zukunftsweisende, übertragbare und nachhaltig wirkende Projektideen zu allen Themenbereichen als offizielle Expo 2000-Projekte registriert. In Deutschland wurden 280 Projekte realisiert, eins davon der Hundertwasser-Bahnhof in Uelzen. (Quelle: Wikipedia). Ich kann mich nicht mehr erinnern, ob ich damals von diesem Projekt wusste. Ich weiß aber, dass ich mehrere Jahre später noch einmal zum Messegelände gefahren bin, um nachzusehen, was von den vielen verschiedenen Gebäuden noch existierte. Bis 2004 sollen laut Auskunft der Betreibergesellschaft noch 85 Prozent der Fläche und der Pavillons des Ost-Geländes weitergenutzt worden sein. Das westliche Pavillongelände wurde mit neuen Messehallen überbaut oder zu Parkflächen umgestaltet, u. a. für die größte Computermesse der Welt, die CeBit. Ich war hin und hergerissen vor Freude, wenn ich ein Gebäude noch vorfand, an das ich mich erinnern konnte und es in noch akzeptablen Zustand war und Trauer über so viele freie Flächen und über den Verfall. Viele Pavillons wurden im Laufe der Nachfolgejahre abgerissen und viele andere wurden von Firmen übernommen. Der deutsche Pavillon steht noch und wurde im Zuge der Flüchtlingskrise ab 2015 als Notunterkunft zum kurzzeitigen und inzwischen längerfristigen Aufenthalt von bis zu 430 Flüchtlingen genutzt. (Quelle: Wikipedia)

Es ist für mich gerade sehr interessant, wie viele Erinnerungen wieder hochkommen, während ich diesen Text schreibe, den ich in dieser Ausführlichkeit gar nicht geplant hatte! Etwa ich?

Die vielen Details im Inneren des Uelzeners Bahnhofs und auf den Bahnsteigen waren nett und sehenswert, fasziniert hat mich aber vor allem das Modell unter Glas in einem Ausstellungsraum.

Hundertwasser-Bahnhof UelzenHundertwasser-Bahnhof UelzenHundertwasser-Bahnhof Uelzen

Als ich alles gesehen und auch noch einen Kaffee getrunken hatte, war trotzdem erst eine Stunde vergangen. Draußen erschlug mich fast eine Wand aus schwüler Luft. Es hatte inzwischen gewittert, aber es ging keinerlei Abkühlung damit einher. Sollte ich ein Taxi nehmen und zum Stellplatz zurückfahren oder sollte ich noch in die Stadt gehen? Die Taxen, die vor dem Bahnhof gestanden hatten, waren gerade alle unterwegs, also begab ich mich auf den Weg in die Stadt. Es mag an der Hitze und an meiner Verfassung gelegen haben, dass ich Uelzen nichts abgewinnen konnte. Ich schlich eine halbe Stunde durch mehrere Straßen, suchte und fand eine Haltestelle, an der meine Buslinie vorbeikommen müsste und setzte mich auf die ZUM GLÜCK dort vorhandene Bank ZUM GLÜCK im Schatten. Ich schwitzte eine weitere halbe Stunde still leidend vor mich hin, bis der Bus ZUM GLÜCK dann wirklich kam und auch dorthin fuhr, wo ich hin wollte. Mich hielt nur noch die Erwartung einer klimaanlagengekühlten Oscarlotta aufrecht und es war eine Wohltat, sie zu betreten! Der Strom war, wie erwartet, wenige Minuten vorher beendet worden, ich verstaute noch schnell mein Stromkabel, machte alles fahrfertig und verließ vorwärts den schon wieder vollen Stellplatz. Ich hätte natürlich auch noch eine weitere Nacht dort verbringen können, aber ich wollte den Vorteil der Zeitersparnis am nächsten Tag haben und schon in der Nähe der Werkstatt sein. Also fuhr ich zurück nach Eschede auf den kosten- und stromlosen Stellplatz. Außer ein paar Bier trinkenden Jugendlichen war niemand dort, aber die waren weit genug weg und ließen mich in Ruhe. Trotzdem stellte sich meine Entscheidung als Fehler heraus, denn in dieser Nacht kühlte es kaum ab und es bewegte sich kein Lüftchen. Wenn ich alleine irgendwo stehe, lasse ich keine Fenster auf. Es konnte also nur durch die Dachluken hereinziehen und das war nicht spürbar. Ich konnte ewig nicht einschlafen, was besonders blöd ist, wenn man am nächsten Tag Termine hat. Aber es gab noch einen zweiten Grund, warum ich die falsche Entscheidung getroffen hatte…

written by Ingrid
photos taken with iPhone

P.S.: Wie immer könnt ihr die Fotos durch anklicken auf Originalgröße bringen und den Fototext lesen, wenn ihr den Mauszeiger auf das Foto führt.