Abschlussbericht Rügen

 

Auf Rügen gibt es natürlich noch ein paar mehr Highlights außer Putbus oder Klein Zicker oder dem Rügen-Markt. Unser tägliches Highlight (sorry, wenn ich mich wiederhole) war aber nach wie vor unser Ausblick. Ich kann mich nicht erinnern, jemals so viele Sonnenuntergangsfotos in so kurzer Zeit gemacht zu haben. Die erhofften Kraniche haben sich leider bei uns nicht niedergelassen und bei unseren diversen Ausflugsfahrten haben wir sie auch nicht gesehen. Dafür aber umso mehr Wildgänse! Und die veranstalten auch schon ein ganz schönes Geschrei. Smiley mit geöffnetem Mund

Thiessow Ausblick

Die Stubnitz auf der Halbinsel Jasmund im Nordosten Rügens mit dem berühmten Königsstuhl und den sonstigen Kreidefelsen haben wir ausgelassen, aber zum Kap Arkona sind wir mal wieder gefahren. Die Leuchttürme haben wir allerdings nur aus der Entfernung gesehen, wir sind nur bis zum Fischerdörfchen Vitt gelaufen. Die wenigen Menschen, die dort noch leben, sind bestimmt froh, wenn die Saison vorbei ist und nicht mehr jeden Tag hunderte von Touristen durch ihre Vorgärten laufen. Verwirrtes Smiley

Kap ArkonaKap ArkonaVittVitt

Im Westen der Insel waren wir noch, auf der Insel Ummanz. Dort werden Kranichbeobachtungstouren, zu Fuß und per Schiff, angeboten, aber dafür war es schon zu spät im Jahr. Wir haben einfach nur die Landschaft genossen und konnten Ummanz einmal umrunden. Es gibt einige Campingplätze dort, aber man ist schon sehr weit von allem entfernt. In Gingst hatten wir auf der Hinfahrt ein vielversprechendes Café an der Hauptstraße entdeckt, erkennbar an einem Tisch und zwei Stühlen auf dem Gehweg und einem Schild. Auf dem Rückweg kehrten wir dort ein und entdeckten ein kleines Museums“dorf“. Das Café war gleichzeitig ein Verkaufsladen, Kaffee und Kuchen gab es in/auf handgefertigtem Keramikgeschirr.

GingstGingstGingstGingstGingstGingstGingstGingst

Ja, und dann stand noch Prora auf meiner Wunschliste! Vor zwei Jahren waren wir das erste Mal dort („hier“ nachzulesen) und hatten über die Sanierungsfortschritte gestaunt und was man aus so altem Gemäuer entstehen lassen kann. Zu den Ruinen hatten wir es damals nicht geschafft und das holten wir jetzt nach. An der Nordflanke des 4,7km langen Kolosses besteht ein Block überwiegend nur noch aus Trümmerresten. Hier wurden während der Besetzung durch die Sowjetarmee 1945 und später durch NVA-Einheiten Schießübungen vorgenommen, Nahkampf- und Häuserkampfübungen absolviert und Sprengversuche gemacht. Durch die massive Stahlbetonbauweise konnte allerdings nicht alles zum Einsturz gebracht werden. Nach Kriegsende versuchte man, die Gebäude zu demontieren. Ein „Abbau per Hand“ durch verpflichtete Ortsansässige musste nach einigen Unfällen mit Todesfolge aufgegeben werden. Ende der 1940er-/Anfang der 1950er-Jahre wurde aus Sicherheitsgründen der nur bis zum 4. Stockwerk errichtete vierte Block vollständig gesprengt. Seine Trümmer sollen noch im Wald verstreut liegen. Wir haben uns nur den Block 3 angesehen, das war schon ausreichend. Uschi mag so etwas überhaupt nicht, mich fasziniert es.

ProraProraProraProraProraProraProraProraProraProraProraProra

Der große Festplatz in der Mitte der Anlage war eine Großbaustelle und gesperrt. Wir wollten eigentlich noch nachsehen, was sich bei den vor zwei Jahren in Renovierung befindlichen Blöcken getan hatte, fanden aber keinen Parkplatz. Okay, wir hätten das Verbotsschild für Wohnmobile über 2,8t einfach übersehen sollen! Cooles Smiley

Da wir nun keinen Kaffee bekommen hatten, beschlossen wir, auf der Rückfahrt in einem Restaurant zu Abend zu essen. Aber wo? In Sellin kamen wir am Kleinbahnhof (jetzt für den Rasenden Roland) vorbei und fuhren kurzentschlossen auf den Parkplatz. Eine gute Entscheidung! Das ehemalige originale Bahnhofsgebäude mit Fahrkartenverkauf, Gepäckraum und Wartehalle, in Betrieb seit Ende des 19. Jahrhunderts, wurde 1999 zum Restaurant umgebaut unter Beibehaltung vieler Eisenbahnmerkmale. So sitzt man in der 1. Klasse stilgerecht im Ambiente eines Reisesalonwagens mit den typischen alten Glaslampen, Wandmalereien, Holzvertäfelungen und Seidentapeten.

SellinSellinSellinSellinSellin

SellinIn der 2. Klasse wurden alte Kirchenbänke zu Sitzbänken umgebaut

 

 

 

 

 

 

 

 

und in der 3. Klasse sitzt man in einem gemütlichen Holzklassenwagon auf originalen Holzbänken mit nostalgischem Flair.

Sellin

Es hat uns nicht nur sehr gut gefallen, sondern auch geschmeckt!

In der letzten Oktoberwoche fuhren wir ein letztes Mal mit dem Bus nach Göhren, in der Annahme, dass er wie immer den Abstecher nach Alt Reddewitz macht. Dem war aber nicht so, weder auf der Hin- noch auf der Rückfahrt. Anscheinend gelten mit dem schon in Kraft getretenen Winterfahrplan andere Bedingungen. So konnten wir also nur von Göhren Abschied nehmen. Hätten wir vielleicht auch ein Schloss dort lassen sollen, um sicherzustellen, dass wir wiederkommen möchten?

GöhrenGöhrenGöhrenGöhrenGöhren

Leider ist unsere Zeit auf Rügen jetzt schon wieder herum. Enttäuschtes Smiley Am Donnerstag letzter Woche (31. Okt.) hätten wir schon abreisen müssen. Für Dienstag dieser Woche hatte ich einen Termin für Oscarlotta in einer Iveco-Werkstatt in Stralsund vereinbart, die HU ist wieder fällig, ein Ölwechsel sollte auch mal wieder gemacht werden sowie alle anderen notwendigen Servicemaßnahmen. Da die Aufbaubatterien inzwischen 12½ Jahre alt sind, was ja schon eine Sensation ist, traue ich mich nicht, noch einen Winter in Deutschland damit anzugehen. Also werde ich Oscarlotta und mir zwei neue Gel-Akkus spendieren. Natürlich müssten wir im Anschluss an unser Herbstangebot in Thiessow den vollen Preis von €18 pro Nacht bezahlen (Nachsaison, 1 Mobil, 1 Person), aber der Stellplatz in Stralsund kostet inzwischen auch schon €16. Ich beschloss für mich, die zwei Euro mehr mit Vergnügen zu investieren für die Ruhe und den Ausblick und erst am Sonntag oder am Montag nach Stralsund zu fahren. Uschi blieb noch eine weitere Nacht und fuhr dann am Freitag schon einmal vor. Am Donnerstag machten wir bei Sonnenschein unseren gemeinsamen Abschiedsspaziergang an den Strand

ThiessowThiessowThiessowThiessowThiessowThiessowThiessowThiessow

und durften anschließend noch einmal einen herrlichen Sonnenuntergang bewundern. Verliebt

SonnenuntergangSonnenuntergangSonnenuntergangSonnenuntergang

Ich machte am Freitag Nachmittag eine allerletzte Abschiedsrunde, da für Samstag Regen angesagt war. Zum ersten Mal blies ein ekelhaft kalter Wind, ich hatte den ganzen Strand für mich allein, aber mein Spaziergang fiel dann doch etwas kürzer aus. Es ist spürbar kälter geworden, aber solange die Sonne wenigstens ab und zu scheint, ist alles gut. Und das tat sie die letzten Tage immer mal wieder. Wie anders die Landschaft doch aussieht, mit oder ohne Sonne!

ThiessowThiessowThiessow

Ich erledigte in weiser Voraussicht nach meinem Spaziergang auch gleich noch meine Außenarbeiten, sodass ich am Sonntag nur noch mein Stromkabel abziehen und verstauen müsste und von den Keilen fahren. Das war eine gute Entscheidung, denn am nächsten Tag regnete es fast ununterbrochen. Ich hätte mit absolut keinem Sonnenuntergangs-Abendhimmel gerechnet, aber ich wurde dann doch noch überrascht!

Sonnenuntergang

In der Rezeption hatte ich ausgehandelt, dass ich nicht bereits um 10 Uhr abgereist sein muss, sondern erst um 12! Offiziell war am Sonntag der letzte Tag der Saison und der Rezeptionist hatte anschließend Feierabend. Der Campingplatz schließt zwar nicht über den Winter, aber es kann durchaus sein, dass die Rezeption tagelang nicht besetzt ist, wenn keine Gäste auf dem Platz sind. Es gibt auch für den Winter ein Angebot, man kann sein Wohnmobil oder seinen Wohnwagen von Anfang November bis Ende März für €199 stehenlassen und zahlt bei Anwesenheit dann noch die Personengebühr von €3,50 zusätzlich. Dann wird das vordere Sanitärgebäude geöffnet und geheizt, die Platzbeleuchtung eingeschaltet (nur im vorderen Platzbereich) und ein Ansprechpartner ist stundenweise oder nach Absprache anwesend, um z. B. Gasflaschen zu tauschen oder Dusch- und Waschmaschinenmarken zu kaufen. Das Waschen und Trocknen kostet hier übrigens pro Durchgang nur EINEN sagenhaften Euro (sonst i. d. R. €2,50 oder sogar €3)!!!

Am Sonntag hörte es netterweise auf zu regnen, als ich soweit fertig war, um raus zu müssen. Meine Keile bzw. Auffahrplatten waren innerhalb der zwei Monate so weit in den Boden gedrückt worden, dass in allen Zwischenräumen Erde war und schon Gras herauswuchs. Smiley Mein Stromverbrauch hielt sich in erfreulichen Grenzen, im Schnitt ein Kilowatt pro Tag, das allerdings mit teuren 80 Cent berechnet wird. Es macht sich immer bezahlt, dass ich bei Sonnenschein der Solarladung den Vorrang geben kann.

Abschied von ThiessowAbschied von ThiessowAbschied von Thiessow

Ich machte noch ein paar Abschiedsfotos und stand um zehn Minuten vor 12 Uhr in der Rezeption. Diese speziellen Angebote des Campingplatzes (Herbst, Winter, Frühjahr) müssen im Voraus mit einer Anzahlung von €50/Platz gebucht werden. Bezahlt wird dann bei Ankunft und ob man den verfügbaren Zeitraum voll ausschöpft oder nicht, bleibt einem selbst überlassen. Ich brauchte jetzt also nur noch meinen Strom zu zahlen und mich zu verabschieden.

Insel Rügen

Ich bin nicht gerne weggefahren! Weinendes Smiley

written by Ingrid
photos taken with iPhone

P.S.: Wie immer könnt ihr die Fotos durch anklicken auf Originalgröße bringen und den Fototext lesen, wenn ihr den Mauszeiger auf das Foto führt.