Abreise mit Hindernissen

 
 
Mit dem 28. Februar waren die strengen drei Wintermonate definitiv überstanden und so streng waren sie wirklich nicht, von ein paar sehr kalten Tagen mal abgesehen. Bevor wir unsere Winter-Zwischenheimat nach vier Monaten verlassen würden, wollten wir unseren Dreck-Flitzi durch eine Waschanlage fahren. Zum Selberwaschen war es uns dann doch noch zu ungemütlich und auf Campingplätzen kann man sich damit auch schnell unbeliebt machen. Wir wussten, dass es neben dem Edeka-Markt eine Waschstraße gab, mussten aber feststellen, dass sie wegen Renovierung geschlossen war. Aber es gab eine Zweigstelle im Nachbarort Oer-Erkenschwick und die warb mit der Reinigung von LKW und Wohnmobilen/-wagen. Smiley Bisher habe ich Oscarlotta immer selbst gewaschen, im Laufe der Jahre perfektioniert auf drei Eimer/Gießkannen Wasser, vorwaschen, klarwaschen, abledern. Nur auf dem Dach war ich schon seit zwei Jahren nicht mehr gewesen und so sah es auch aus! Auf der Firmenseite wurde detailliert beschrieben, dass eine manuelle Dachreinigung hinzugebucht werden könne und man um die besonderen Herausforderungen bei Dachluken wisse und darauf achte, dass durch die Zwangsbelüftungen kein Wasser in den Innenraum dringen würde. Das las sich doch gut! Allerdings hatte ich in meiner Iveco-Werkstatt schon einen Termin zur Dachreinigung vereinbart und wollte den ungern absagen. Ich war im Zwiespalt: Die Waschanlage hatte vermutlich mehr Erfahrung, man warb damit, dass das Fahrzeug mit zwei Trocknungsdurchgängen trockengeblasen würde und preiswerter wäre es dort vermutlich auch als in der erfahrungsgemäß nicht ganz preiswerten Werkstatt. Andererseits war ich mit Oscarlotta noch nie in einer Waschanlage, was, wenn irgendetwas beschädigt werden würde?
Die Entscheidung wurde mir abgenommen, schon einen Tag vor dem Termin zog eine Schlechtwetterfront durch mit orkanartigen Böen und Regen. Unmöglich, da jemanden auf das Dach von Oscarlotta zu schicken! Ich sagte den Termin ab und vereinbarte einen neuen für die wenigen Arbeiten, die noch ausstanden, ohne Dachreinigung, am Tag unserer Weiterfahrt am 28. Februar.
Am nächsten Montag fuhren wir mit Flitzi zur Waschanlage. Wir wurden an eine bestimmte Position gewunken, konnten drinnen sitzenbleiben, die Bürsten zogen neben und über Flitzi vor und zurück. Vorher wurde er eingesprüht und nach dem Trockenblasen (lustig anzuschauen, wie das Wasser weggepustet wurde!) lederten zwei Mitarbeiter alle Fenster, Spiegel, Scheinwerfer und das Glasdach akribisch ab. Wir waren zufrieden und ich stellte alle meine Fragen zur Reinigung von Oscarlotta. Mobilfunkantennen auf dem Dach? Kein Problem! Fahrradträger samt Fahrrad, kann abgeklappt werden? Auch kein Problem! Die Spiegel müssten eingeklappt werden, im Zweifel müsse ich rückwärts in die Waschhalle fahren. Termine würden nicht vergeben, ich solle einfach kommen. Ich bat Uschi, zur moralischen und praktischen Unterstützung mitzufahren.
Am 27. Februar räumte ich Oscarlotta reisefertig (Flitzi hatten wir schon an unser nächstes Etappenziel verfrachtet) und um halb drei waren wir in Oer-Erkenschwick. Es war viel mehr Betrieb als am Montag zuvor, vor allem im PKW-Bereich und so dauerte es eine gute halbe Stunde, bevor ich Oscarlotta reinfahren durfte, vorwärts. Bezahlt hatte ich vorher, der Gesamtpreis von €92,50 ergab sich aus einem Grundpreis und der abgefragten Länge des Fahrzeugs. Zwei Männer fingen an zu wirken, beidseitig, mit Leitern und Schrubbern. Nein, AUF das Dach würde niemand gehen. Wir hörten von innen die intensive Bearbeitung und bald floss dunkelgrauer Schaum an den Fenstern entlang. Das sah durchaus nach einem Erfolg aus! Ich entspannte mich etwas. Als es daran ging, den Dreckschaum vom Dach zu spülen, stand ich mit Handtuch bewaffnet unter dem Küchenluk, nur vorsichtshalber. Der erste Schwall Wasser landete dann auf meinen Arbeitsplatten, so schnell war ich nicht. Das Handtuch war sofort klatschnass, der zweite Schwall landete auf meinem Kopf. Wir schrien, aber die Männer hörten uns natürlich nicht. Bei der nächsten Dachluke war alles gut, auch im Bad und beim Heki über dem Bett war nichts passiert. Also muss die Dichtung beim Küchenluk beschädigt sein. Die Männer hatten die Regulierung des Wasserdrucks offenbar im Griff, aber offensichtlich wussten sie nicht, dass Wohnmobil-/Wohnwagendachluken aus einem Unterteil und einem Oberteil bestehen und genau dazwischen stäubten sie den ganzen gelösten Dreck. Ich konnte es von unten schön beobachten und war begeistert! Weinendes Smiley
 
KüchenlukBadluk
 
Nachdem alle Seitenwände ebenfalls manuell gereinigt und abgespritzt worden waren, bekam ich die Anweisung, Oscarlotta zu drehen. Das ging natürlich nur außerhalb der Halle und auch nur mit Hilfe von Uschi, die mich in die schmalen PKW-Staubsaugerbuchten lotste. Die Bürstenwalzen wurden bis zu den Außenspiegeln gefahren und manuell gestoppt. Nachdem sie wieder in Ausgangsposition waren, wurde mir bedeutet, rückwärts die Halle zu verlassen. Überall lief Wasser mit Dreck vermischt vom Dach. Die Männer kümmerten sich nicht mehr um uns und ließen vorne schon den nächsten wartenden LKW in die Halle fahren. Ich bat Uschi, die noch draußen war, zu fragen, was mit dem Trockenpusten sei. Wohnmobile werden nicht getrocknet, wir seien fertig! Ja super!!! Dreckreste liefen über die Frontscheibe, ich wendete mühsam, Uschi stieg wieder ein und wir fuhren eine klatschnasse Oscarlotta zum Campingplatz zurück. Dort angekommen, war das Ergebnis genauso wie erwartet, alle Lackflächen und alle Fenster waren übersät von Kalkflecken! Vor Wut kochenIch holte mein Equipment aus der Heckgarage und lederte Oscarlotta einmal rundherum ab. Dass mir bald die Finger abfielen vor Kälte machte meine Laune nicht besser. Das war also nur eine semioptimale Lösung, die ich so wohl nicht mehr wiederholen werde! Aber immerhin ist das Dach überwiegend sauber, einige Stellen müssen manuell nachgebessert werden und die Dachluken schrauben wir zur Reinigung mal ab, wenn es etwas wärmer geworden ist. Das Abschrauben würde noch allein gehen, aber beim Wiederanschrauben braucht es zwingend vier Hände und vier Augen. Und natürlich muss eine von uns aufs Dach = Uschi. Zwinkerndes Smiley
 
sauberes Dachnachbesserungsbedürftig
 
Wir hatten mit dem Campingplatzchef besprochen, dass wir die letzte Nacht auf dem vorgelagerten Stellplatz bleiben würden und er schon einmal unsere Stromstände ablesen könne. Pro Monat hatten wir eine Pauschale von €30 bezahlt und vor allem Uschi hatte längst nicht so viel verbraucht. Ich hatte ein paarmal die Heizung auf Strom umgeschaltet, wenn mitten in der Nacht die Gasflasche leer war. Meine Duo-Control funktioniert nicht mehr zuverlässig und wenn ich nicht daran denke, abends vorsichtshalber die Reserveflasche aufzudrehen, müsste ich halt raus in die Kälte. Bei meiner Abmeldung am Abreisetag hatte niemand den Stromstand abgelesen und es fühlte sich auch niemand bemüßigt, das zu tun, solange ich noch da war, obwohl es nur ein paar Meter zu laufen waren. Ich hatte den Zählerstand fotografiert, teilte ihn den Damen in der Rezeption mit und sie nahmen ihn zur Kenntnis. Meine Kontodaten waren im System hinterlegt, saisonbedingt habe man nicht genügend Geld in der Kasse, man werde überweisen. Bei Uschi war es ähnlich verlaufen, wie ich später erfuhr. Am Beginn unseres Aufenthaltes hatte man uns darüber informiert, dass die Kilowattstunde 50 Cent koste und dass das voraussichtlich für die Dauer unseres Aufenthaltes so bleiben würde. Ob es zum Jahreswechsel eine Preiserhöhung geben werde und ob die für uns gelten würde oder nicht, wisse man noch nicht. Von den Mobilheimbewohnern erfuhren wir, dass sie eine Erhöhung ab dem 1. Januar auf 70 Cent mitgeteilt bekommen hatten. Da uns niemand informierte, gingen wir weiterhin von 50 Cent aus. Demnach hätte Uschi €92 von der Vorauszahlung von €120 zurückerhalten müssen und ich immerhin €35. Ich fand es etwas befremdlich, dass man uns so fahren ließ, ohne Abgleich. Nach ein paar Tagen kamen die Abrechnungen per eMail. Uschi sollte €80,80 zurückerstattet bekommen, ich einen Euro, der in meinem Kundenkonto verbleiben würde. Einmal kurz nachgerechnet stellte sich heraus, dass man uns nicht nur unbenachrichtigt seit dem 1. Januar 70 Cent pro kWh berechnet hatte, sondern von Beginn unseres Aufenthaltes an! Ich durchforstete sämtliche eMails und Rechnungen, aber nirgendwo stand der Betrag von den mit uns abgesprochenen 50 Cent. Kann man also inzwischen auch schon nicht mehr auf mündliche Aussagen vertrauen, sondern muss sich alles schriftlich geben lassen? Ich schrieb eine Reklamations-eMail mit genauer Auflistung von Verbrauch, Verbrauchskosten und erwarteter Rückerstattung für Uschi und für mich und war gespannt. Ich rechnete mit einem Vergleich, zwei Monate 50 Cent, zwei Monate 70 Cent, obwohl das schon grenzwertig gewesen wäre, da man uns ja nicht informiert hatte. Für die ganze Zeit 70 Cent zu berechnen, ging gar nicht. Aber siehe da, „aus Kulanzgründen“ würde man uns den von uns errechneten Betrag rückerstatten. Zu einem „Tut uns Leid, da ist wohl ein Fehler/Versäumnis/Missverständnis passiert“ reichte es offenbar nicht. Enttäuschtes Smiley Schade, ein kleines schales Gefühl ist jetzt zurückgeblieben von unserem Aufenthalt auf diesem Platz, auf dem es uns doch so gut gefallen hatte. Es hat ein Gschmäckle, wie die Schwaben sagen, weil nicht klar ist, war es Absicht oder „nur“ mangelnde Absprache. Und es geht auch nicht um viel oder wenig Geld, sondern um das Prinzip. Uns jedenfalls.

 
Abschiedsblick

Passt auf euch auf und bleibt gesund und trotz allem zuversichtlich!

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Am Stover Strand bei Hamburg (Teil 6)

 
 
Ich rechnete damit, bei meiner Rückkehr zum Stover Strand mit einem total vollen Touristenbereich konfrontiert zu werden und stellte mich schon darauf ein, unter kritischer (von den Männern) und bewundernder (von den Frauen) Beobachtung rückwärts mit maximal 20cm Parallel-Abstand zum Platten-/Sitzbereich einzuparken. Das hatte ich ja zum Glück schon einige Male geübt und mit Hilfe des Außenspiegels ging es recht gut. Die Schwierigkeit war lediglich, abzuschätzen, wann ich einschlagen musste. Zur Not müsste ich halt noch einmal ein Stück nach vorne fahren. Es klappte dann erfreulicherweise in einem Rutsch, ABER es gab gar keine Zuschauer! Smiley mit geöffnetem Mund Der Platz war immer noch mehr leer als voll!
 
Platz U2/05
 
So gefiel mir das natürlich und es sollte dann tatsächlich erst im Juli mit Beginn der Sommerferien in den meisten Bundesländern voller werden. Trotzdem hatte ich immer wieder auch das Glück, rechts oder links keine direkten Nachbarn zu haben. Interessant war, zu beobachten, wie oft ankommende Urlauber nicht checkten, dass die Plattenfläche NICHT für das Fahrzeug gedacht war. Sogar die extra im Frühjahr noch neu gesetzten Strandhaferbüsche als Zeichen der Abstandsflächen zwischen den Plätzen hielten einige Autofahrer nicht davon ab, sie mit ihren Fahrzeugen zu überfahren. Am Anfang fühlte ich mich noch aufgerufen, den Ankömmlingen zu erklären, wie es gedacht ist, wenn ich gerade sowieso draußen war, aber das gab ich schnell auf. Verwirrtes Smiley Die Verwaltung des Platzes schien es nicht zu interessieren oder sie hatte ebenfalls schon längst kapituliert. Es ist sowohl erstaunlich als auch erschreckend, wie wenig Menschen in der Lage sind, eine Situation überhaupt zu hinterfragen. Und falls sie das doch können, ist es ihnen nicht möglich, zu schauen, wie die anderen denn stehen, das Muster daran zu erkennen und Rückschlüsse daraus zu ziehen. So ergaben sich die kuriosesten Stellplatzbedingungen bis zur teilweisen Belegung des Nachbarplatzes. Es wäre wirklich notwendig, bei jeder Neuanreise einen Bediensteten mitzuschicken, der einweist. Jetzt könnte man natürlich der Meinung sein (so wie es der Betreiber offenbar ist), dass sich das Problem schon von alleine löst und dass die Camper das doch untereinander lösen sollen, aber das führte des öfteren dazu, dass ein dazwischenliegender Platz so klein wurde, dass er seinen Preis nicht mehr wert war. Dabei ist das System überall gleich: Fahrspur (deutlich erkennbar), Plattenfläche (für Vorzelt oder zum Sitzen), schmaler Grünstreifen (mit Büschel) als Abstand zur Fahrspur des Nachbarplatzes. Die Problematik liegt lediglich darin, dass man in zwei Reihen des Doppelbereichs rückwärts einparken muss und in den anderen zweien vorwärts. Allein mit dieser Besonderheit waren aber viele schon eindeutig überfordert! Und NUR für Wohnwagenfahrer, die keinen Mover verbaut hatten, wurde es eventuell schwierig, wenn sie ihren Platz vorwärts anfahren mussten. Da wäre dann, wie es früher absolut normal und üblich war, Nachbarschaftshilfe gefragt gewesen. Nachdem ich mich entschlossen hatte, dass es mir egal sein muss, konnte ich mich fast jeden Tag wieder neu erheitern und den Kopf schütteln. Cooles Smiley
 
PlatzanordnungPlatzanordnungPlatzanordnungPlatzanordnungPlatzanordnung
 
Ich freute mich über das 9-Euro-Ticket, das mir meine Einkaufsbedingungen erleichterte, darüber, dass ich den Strom pauschal bezahlte und an den heißen Tagen die Klimaanlage laufen lassen konnte und dass ich meine Heckgarage wieder uneingeschränkt nutzen konnte. Die räumte ich neu ein und mistete bei der Gelegenheit mal wieder aus, warf weg und verschenkte an Nachbarn, was ich nie oder schon lange nicht mehr benutzt hatte.
 
Und an einem heißen Donnerstagnachmittag fuhr ich mit dem Bus erneut zum Bürgerbüro. Die Sachbearbeiterin erkannte mich sofort wieder und ich erklärte ihr, dass mir jetzt nichts anderes mehr übrig bleibe, als einen neuen Personalausweis bei ihr zu beantragen mit dem Verweis „ohne feste Wohnadresse“. Sie war zunächst nicht sehr zugänglich, da ich ihr ja offensichtlich bei meinem ersten Besuch nicht den ganzen Umfang meiner Problematik erzählt hatte. Das änderte sich ziemlich schnell, als ich von meinem bisher unbeantworteten „Schreiben an das Innenministerium“ erzählte und ihr die Nachteile aufzählte, die sich für mich ergeben würden. Als dann klar wurde, dass es keine Möglichkeit im System gibt, wo sie für mich irgendeine Adresse angeben könnte, wohin behördliche Post geschickt werden kann, z. B. wenn ich mal geblitzt würde, hatte ich sie auf meiner Seite. Sie verstand ganz offensichtlich, in welchem Dilemma ich war und sie erkannte, dass ich mich mit der Problematik ausgiebig beschäftigt hatte. Ob ich denn nicht jemanden habe, bei dem ich mich anmelden könne, so würden das ja viele machen? Ja, hätte ich, aber DAS IST ILLEGAL! Und kann teuer werden! Ja, da musste sie mir zustimmen und wusste jetzt auch nicht mehr weiter. Enttäuschtes Smiley Freiwillig erzählte sie mir, dass bei Wohneigentum niemand kontrollieren käme, wer dort gemeldet ist und wohnt oder nicht. Meine Abmeldung in Bochum müsse ich selbst vornehmen, das benötigte Formular könne sie mir ausdrucken. Und auch gleich eine Kopie meines abgelaufenen Personalausweises machen, die bräuchte ich für die Abmeldung. Wenn ich die Bestätigung der Abmeldung hätte, solle ich wieder zu ihr kommen, dann könne sie meinen neuen Ausweis beantragen. Aber vielleicht würde ich ja noch eine andere Möglichkeit finden! Ich glaube, inzwischen hatte sie richtiges Mitleid mit mir!
 
Mit diesen neuen Erkenntnissen kam der Eintrag „OFW“ für mich natürlich überhaupt nicht mehr infrage. Es würde mir also wirklich nichts anderes übrigbleiben, als illegal zu handeln und – schlimmer – jemand anderen da mit reinzuziehen. Zum Glück hatte ich jemanden, bei dem das Risiko eingrenzbar war (Wohneigentum) und der sich bereit erklärte, mir seine Wohnadresse als Meldeadresse zur Verfügung zu stellen. Es gab noch ein paar weitere Bedingungen, um das Risiko der Bestrafung wegen Verstoßes gegen das Meldegesetz zu minimieren, die sind aber individueller privater Natur und deswegen werde ich sie hier nicht weiter ausführen.
Ich brachte alles auf den Weg und blieb bis Anfang September auf meinem „Eulenbaum-Platz“. Die Eulen waren zwar nicht mehr zu sehen, aber der Baum gab mir ab dem frühen Nachmittag ausreichend Schatten, um draußen sitzen zu können. Es gab keine saufenden und grölenden Skandinavier, zumindest nicht auf dem oberen Teil des Platzes. Wie es unten an der Elbe aussah, konnte ich nicht beurteilen, nur, dass es fast immer absolut voll war. Ein Stellplatz dort kostete €19/Nacht incl. 2 Personen (seit 2023 €19,80). Natürlich steht man dort viel enger, Frischwasser gibt es nur an einigen zentralen Stellen, Abwasser muss man zu den mobilen Toilettenwagen bringen und die Toilettenkassette kann zur Entleerung und Säuberung für 2 Euro in einen von zwei Automaten geschoben werden. Ansonsten muss man zur VE-Station laufen, die auf der anderen Deichseite ist oder seine Kassette in die WCs leeren, was aber vermutlich nicht erlaubt und sicher nicht beliebt ist.

 
Platzübersicht
 
Der gesamte Bereich an der Elbe, der Platz für mehrere hundert Fahrzeuge hat, ist im Winter nicht nutzbar, da er als Überschwemmungsgebiet fungiert. Demzufolge ist alles mobil, wird im Herbst vollständig abgebaut und im Frühjahr wieder installiert, nachdem das Gelände von den Überresten der Winterüberschwemmungen bereinigt worden ist. Es müssen umgestürzte Bäume, abgefallene Äste und jede Menge getrocknetes Kleinzeugs beseitigt werden, Stromkästen werden aufgestellt und Kabel verlegt, die Platzmarkierungen werden mit Kreide erneuert, die Bauwagen und Retro-Wohnwagen werden aus dem Winterquartier geholt und zur Vermietung hergerichtet, die Schwimmstege im Hafen werden geprüft, das große Restaurant-Hausboot wird hertransportiert und der Bereich an Land wird wieder zum Restaurationsaußenbereich hergerichtet. Viiiiiel Arbeit! Und mit Beginn der Saison am 1. April fährt dann täglich ein Trecker mit angehängtem Tank zu den Toilettencontainern, um alles Flüssige abzupumpen, das ja nicht abgeleitet werden kann. Der Aufwand lohnt, denn mit den Monaten April bis Oktober wird hier der Hauptanteil der jährlichen Touristikeinnahmen generiert.
 
ÜberschwemmungsfolgenÜberschwemmungsfolgenÜberschwemmungsfolgenBadÜberschwemmungsfolgenBauwagenBauwagenBauwagenRetro-WohnwagenRetro-WohnwagenRetro-WohnwagenRetro-WohnwagenRetro-WohnwagenRestaurant ElbebereichElbebereichvor oder nach der Saison
 
Mein Fazit vom Stover Strand im Allgemeinen und vom Sommer dort im Besonderen lautet: JEDERZEIT GERNE WIEDER!!! Verliebt

Passt auf euch auf und bleibt gesund und trotz allem zuversichtlich!

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Kurze Auszeit vom Stover Strand bei Hamburg

 
Die Pfingsttage verbrachte ich auf dem schönen Wohnmobilstellplatz in Hattingen direkt an der Ruhr. Dort war ich schon oft und reservierte immer denselben Platz, den aus meiner Sicht besten. Zwar mit Nachbarn auf beiden Seiten, aber eben, nahe des Stromautomaten und weit genug entfernt vom angrenzenden Minigolfplatz und der dazu und zum Platz gehörenden Außengastronomie. Natürlich war es restlos voll und die Abstände zwischen den Fahrzeugen sind gering. Das Gelände ist nicht groß und man hat soviele Stellplätze angelegt wie gerade eben möglich. Wenn es auf solchen Plätzen dann wenigstens üblich wäre, dass alle ihr Fahrzeug mittig parken, egal wo ihre Tür ist, dann wären die Bedingungen für alle gleich. Aber das verstehen die wenigsten und so kann es dann passieren, dass zwischen zwei Mobilen gerade mal noch ein Meter Abstand bleibt. Augen rollendes Smiley
 
HattingenHattingenHattingenHattingen
 
Da ich wusste, was mich erwarten würde, kam ich klar damit. Dem Platz vorgelagert ist ein PKW-Parkplatz, der unter der Woche und ganz besonders an den Wochenenden stark frequentiert wird von Hundebesitzern, die ihre Lieblinge auf einem großen Freilaufgelände direkt an der Ruhr toben lassen können. Es gibt also immer etwas zu beobachten. Mir fiel auf, dass es inzwischen die absolute Ausnahme ist, wenn ein Mensch auch nur einen Hund hat. Der Trend zum Zweit- oder Dritthund ist unverkennbar.
Die angrenzenden Ruhrböschungen waren abgesperrt und bevor ich sehen konnte, warum, hörte ich es.

 
HattingenHattingenHattingenHattingen
 
Sie waren alle nackt Laut lachen und nachdem der größte Hunger wohl gestillt war, machten sie alle das, was Schafe gerne tun, sie wanderten alle zusammen bis zum Ende des Geländes und wieder zurück. Ein Schaf fängt an, die anderen folgen. Bei einer großen Schafherde kommen die ersten schon wieder zurück, bevor die letzten überhaupt loslaufen konnten (oder wollten, auch bei den Schafen gibt es nicht nur Opportunisten). Dann kommt es unweigerlich zu noch mehr Gedränge und zu Rempeleien. Man läuft auch nicht auf der ganzen Breite, sondern auf immer den gleichen getrampelten Pfaden. Hin und her, her und hin. Einige bleiben zwischendurch stehen, um noch weiterzufressen, die meisten anderen wandern. Wir haben das vor vielen Jahren schon einmal in Norddeich erlebt und waren fasziniert davon. Damals verschwanden alle aus unserem Blickfeld, um eine Stunde später alle wieder aufzutauchen. So ging das über Stunden… Verwirrtes Smiley Wir nannten es „Die Wanderung der Deichschafe“. In bewegten Bildern könnt ihr euch das Treiben der Hattinger Schafe in einem kleinen Video „Schafswanderung an der Ruhr“ anschauen. Am nächsten Tag waren Zäune und Schafe weg und auch das vorher hohe Gras. Schon praktisch, wenn man für die Böschungen an der Ruhr keine Rasenmäher oder Sensen braucht!
 
nach den Schafennach den Schafen
 
Die Werkstatt in Osnabrück hatte endlich mein Scharnier! Das wurde aber auch langsam Zeit. Ich hatte schon den Betreiber des Stellplatzes um einen Kabelbinder bitten müssen, um den herunterhängenden Kabelstrang für die Beleuchtung etc. des Fahrradträgers notdürftig befestigen zu können, ich kam an meine ja nicht ran. Augen rollendes Smiley
Also sagte ich der Werkstatt wann ich kommen würde und fuhr am Tag vorher los. Auf ihrer Firmenwebseite hatte ich in Erfahrung gebracht, dass es einen Stellplatz für Kunden gibt. Ich hatte Glück, einer der beiden Plätze war frei und groß genug für Oscarlotta. Eine VE-Station gab es auch und auf der Rückseite zwei Stromsteckdosen. Allerdings hätte ich das Kabel quer über den Bodeneinlass ziehen müssen oder zumindest so, dass alle Wohnmobile darüber fahren müssten.

 
Veregge & WelzVeregge & Welz
 
Das wollte ich nicht, außerdem brauche ich Landstrom ja nur für meine Kaffeemaschine und da hatte ich seit kurzem eine neue Möglichkeit. Die konnte ich jetzt ausprobieren! Schon lange hatte ich mich für eine Powerstation interessiert, für all die Fälle, wo ich nicht die Möglichkeit habe, Strom zu bekommen. Das passiert zwar nicht sehr oft, aber der Strom kann ja auch mal ausfallen oder es gibt nur überteuerte Strompauschalen. Ich wollte einfach gerne ganz unabhängig sein und trotzdem nicht auf meinen Kaffee verzichten. Also hatte ich mehrere Anbieter miteinander verglichen, das Können, die Preise, das Aussehen. Ja, das Aussehen ist mir auch wichtig, wollte ich das Kraftpaket doch in meinen Wohnraum stellen. Es musste also schön und passend klein sein. Smiley Ich wurde fündig, suchte mir noch ein dazu passendes Solar-Faltpanel aus und ließ mir alles an den Stover Strand schicken. Ein weiterer Pluspunkt dort ist die neue DHL-Packstation direkt bei den Touristenplätzen. Für die würden die Pakete aber wohl zu groß sein und außerdem würde mit GLS verschickt werden. Einen GLS-Shop gab es in Marschacht, wohin ich mit dem Bus fahren konnte. Meine „BlackBox“ wog 20kg, da würde ich wohl meine Transportkarre brauchen. Bei einem Telefonat erfuhr ich dann aber, dass es sich aufgrund des verbauten Lithium-Akkus um Gefahrengut handelt und das dürfe an keinen Shop ausgeliefert werden, nur an Privatadressen. In der Rezeption erklärte man sich bereit, die Lieferung in Empfang zu nehmen! Das war kurz vor meiner Abreise und so hatte ich zwar alles ausgepackt und den Akku vollgeladen, aber noch nichts ausprobiert. Jetzt war es soweit! 20 Kilogramm sind ganz schön schwer und so war schnell klar, dass nicht die BlackBox zur Kaffeemaschine getragen wird, sondern die Kaffeemaschine zum Tisch, unter dem Blacky seinen perfekten Platz gefunden hatte (Anmerkung: ein Verlängerungskabel löst inzwischen das Problem). Alles klappte! Und da ich bekannnterweise ja ein Buchhaltergen vererbt bekommen habe, rechnete ich aus, dass ich mit einer Akkuladung mindestens 100 Tassen Kaffee bereiten kann. Ich habe mich für eine relativ geringe Kapazität von 58,5 Ah entschieden, eben weil ich die Powerstation nur in seltenen Fällen brauchen werde und damit sie von den Maßen her passend ist. Der Nachteil ist ja lediglich, dass sie schneller wieder geladen werden muss und deswegen hatte ich ja zusätzlich ein Solarpanel gekauft. Wichtiger als die Kapazität war mir die Dauerleistung von 1500 Watt für meine stromhungrige Kaffeemaschine. Ich glaube, ich habe die richtige Kaufentscheidung getroffen. Uschi findet das auch, denn sie kann bei unserem gemeinsamen Kaffeetrinken jetzt immer so schön ihre Füße hochlegen! Zwinkerndes Smiley
 
Mein Werkstatttermin am nächsten Tag war um 11 Uhr. Es gibt bei der Wohnmobilfirma eine Warte-/Anfahrtspur für mehrere Fahrzeuge, direkt vom Stellplatz aus. Nachdem ab halb elf die ersten beiden Wohnmobile eintrafen, fuhr ich Oscarlotta vorsichtshalber auch schon einmal auf die Spur. Ein Mann mit Klemmbrett ging von Mobil zu Mobil, überprüfte Namen, Kennzeichen, Termin und gab Order, zu welcher Box man fahren solle und zwar auf sein Kommando. Gut organisiert, das Ganze. Pünktlich um elf konnte ich vor Box 1 fahren. Ab da übernahm ein freundlicher Werkstattmensch und erlaubte mir, in Oscarlotta zu bleiben. Aus der geöffneten Tür heraus konnte ich beobachten, wie das kaputte Scharnier aus- und das neue eingebaut wurde. Es dauerte keine 20 Minuten! Kurz vor Fertigstellung kam der Meister vorbei und komplimentierte mich nicht besonders freundlich aus meinem Fahrzeug und aus der Werkstatt hinaus. Da das Tor offen war, stand ich jetzt zwar außen, aber dichter am Geschehen als vorher. Ich fragte die beiden Mechaniker, ob die anderen beiden Scharniere noch in Ordnung seien und sie bejahten das. Ich durfte die Klappe einmal selbst öffnen und schließen, obwohl ich dafür die Werkstatt wieder betreten musste. Der Meister war nicht zu sehen. Laut lachen
Quer hinter Oscarlotta stand auf dem Vorplatz inzwischen ein Wohnwagengespann, der Wohnwagen wurde abgekoppelt und der Meister schaute sich irgendein Problem an. Dann verschwand er wieder. Meine Arbeiten waren erledigt, nur konnte Oscarlotta jetzt nicht aus der Halle gefahren werden. Den beiden Männern war das wohl ganz recht, hatten sie doch eine kleine zusätzliche Arbeitspause. Nach 15 Minuten bat der eine den Wohnwagenfahrer dann doch, Platz zu machen und Oscarlotta wurde herausgefahren. Ich ging zum Bezahlen ins Büro. Es galten noch strenge Coronavorschriften, so durfte immer nur ein Kunde rein. Als ich endlich dran war, hieß es, die Kartenzahlung würde nicht funktionieren, ich möge doch bitte in den Shop gehen und dort zahlen. Also noch einmal anstellen und dann gab es ein Problem mit dem Ausdrucken der Rechnung! Als ich endlich fertig war, hatte das alles doppelt so lange gedauert wie die eigentliche Reparatur! Aber das war mir alles egal, ich hatte endlich wieder eine funktionierende Heckgaragen-Seitenklappe!!! Der Preis? Das Scharnier €70,80, Arbeitslohn €176,70.

 
Ich fuhr bis zum Steinhuder Meer, es war Anfang Juni und ich war sehr gespannt, ob es einen freien Platz für Oscarlotta und mich geben würde. Nicht alle Plätze dort sind lang genug und schon von der Bundesstraße aus sah ich, dass der Platz so voll war, wie ich befürchtet hatte, aber ich sah auch eine erfolgversprechende Lücke. Und hatte Glück! Gerne wäre ich eine Zeitlang geblieben, aber ich hatte meinen Platz U2/05 am Stover Strand schon bei meiner Abreise wieder reserviert. Ich wollte jetzt unbedingt wissen, ob der Impfarzt mit den grölenden und saufenden Skandinaviern Recht hatte oder nicht. Und dann gab es ja auch immer noch das ungelöste Problem meines fehlenden ständigen Wohnsitzes und meines nicht mehr gültigen Personalausweises. Verwirrtes Smiley
 
Steinhuder Meer

Passt auf euch auf und bleibt gesund und trotz allem zuversichtlich!

written by Ingrid
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Am Stover Strand bei Hamburg (Teil 5)

 
 
Ich hatte meinen Aufenthalt am Stover Strand ja um einen weiteren Monat verlängert. Die Werkstatt in Osnabrück, die ich auf der Fahrt ins Ruhrgebiet besuchen wollte, versuchte mein(e) benötigtes(/n) Scharnier(e) zu bekommen. Ich hatte also Zeit, ein weiteres dringendes Problem erneut anzugehen mit dem erhofften Ergebnis einer Lösung. Seit Mai 2021 war mein Personalausweis abgelaufen. Gemeldet war ich immer noch in Bochum, bei der Aufgabe meiner Wohnung 2004 hatte ich mich einfach nicht abgemeldet, da ich mich zu dem Zeitpunkt nirgendwo hätte anmelden können und den Verweis „Ohne festen Wohnsitz“ verständlicherweise in meinem Ausweis nicht haben wollte. Am Briefkasten meines Bruders stand auch mein Name, sodass offizielle Post mich erreichte. Ab und zu wird man dann ja doch einmal geblitzt! Cooles Smiley
Und Briefwahlunterlagen wollte ich mir auch gerne dahin zuschicken lassen, wo ich mich gerade aufhielt. Ab und zu ist dann ja doch mal Wahl. Eine Verlängerung bzw. Neubeantragung hatte ich problemlos zwischendurch mal bei einem „Heimataufenthalt“ erledigt und die Beantragung eines Reisepasses für unseren ersten Nordamerika-Aufenthalt 2013 erledigte ich von der Schwäbischen Alb aus. Diese Möglichkeit gab es damals bereits, man musste einen triftigen Grund angeben, warum man das nicht bei seiner Meldeadresse machen möchte und es kostete einen saftigen Aufschlag. Mein angegebener Grund, dass ich mich als Dauercamperin für längere Zeit in BW aufhalte und nicht extra 500km hin und 500km wieder zurück fahren möchte, reichte der Sachbearbeiterin damals aus.

 
Im Mai 2021 befand ich mich bereits den 7. Monat in Folge während des zweiten Lockdowns mit Sondergenehmigung des Ordnungsamtes auf einem geschlossenen Wohnmobil-Stellplatz in Coburg. Am Tag nach Ablauf meines Ausweises ging ich zum Bürgeramt. Gründe, jetzt nicht nach Bochum fahren zu wollen und zu können, hatte ich genug. Die Sachbearbeiterin war verständnisvoll und wohlmeinend, machte mich aber darauf aufmerksam, dass es coronabedingt mehrere Wochen dauern könne, bis der neue Ausweis da sein würde. Da absehbar war, dass der Lockdown im Juni enden würde, wollte ich verständlicherweise so bald wie möglich weg! Also beschloss ich, dass es mir egal sein würde, ob mein Ausweis abgelaufen war oder nicht. Etwa ich?
 
Das funktionierte die nächsten Monate auch erstaunlich gut, obwohl man seinen Ausweis während der Coronabeschränkungen ja doch häufig vorzeigen musste. Niemandem ist aufgefallen, dass er abgelaufen war. Als ich dann 2022 aber am Stover Strand länger blieb als gedacht, kam mir die Idee, dass ich es doch hier noch einmal versuchen könnte. Uschi war noch da und wir fuhren mit ihrem Mobil zum Bürgerbüro. An einem Donnerstag, da war auch am Nachmittag geöffnet. Zwinkerndes Smiley Ich trug der Sachbearbeiterin mein Anliegen vor. Natürlich durfte ich ihr nicht erzählen, dass ich gar keine Wohnung mehr habe. Als Begründung beugte ich die Wahrheit ein wenig und behauptete, dass ich völlig übersehen hätte, dass mein Ausweis schon seit einem Jahr abgelaufen sei und dass es jemandem bei einer der Kontrollen aufgefallen wäre. Und dass ich das Halbjahresangebot am Stover Strand nutzen würde und jetzt nicht extra 375km nach Bochum fahren möchte. Ihre Erwiderung war, sie müsse sich erst mit den Gesetzesvorlagen befassen und dann mit Bochum telefonieren, sie würde sich bei mir melden. Und dann musste sie mir noch mitgeben, dass, wenn man weiß, dass man so lange von zu Hause weg ist, man sich um seine Angelegenheit auch rechtzeitig kümmern muss!!! Ich hinterließ meine Handynummer, das Wochenende verging und am Montag um Punkt 14 Uhr (ich hatte ihr gesagt, dass sie vorher nur meine Mailbox erreicht), rief sie an. Sie sei sich mit Bochum einig, dass mein Grund, den Ausweis von hier aus zu beantragen, nicht schwerwiegend genug sei. Und sie habe erfahren, dass ich das ja schon einmal so gemacht habe!!! Wenn man weiß, dass man so lange von zu Hause weg ist… Verwirrtes Smiley Ich versuchte, mit ihr zu diskutieren, verwies auf die zwei Möglichkeiten, die ich haben würde, nämlich entweder 375km hin und 375km wieder zurück zu fahren zur Beantragung und dann noch einmal zur Abholung oder in Bochum so lange zu warten, bis der Ausweis fertig sein würde, obwohl ich hier schon für ein halbes Jahr bezahlt hätte. Das beeindruckte sie aber nullkommagarnicht. Wenn man weiß, dass…
 
Mist, jetzt hatte ich wirklich ein Problem! Von einer anderen Behörde aus würde es nicht anders ausgehen und wenn ich in Bochum direkt zum Bürgerbüro gehen würde, würde ich Gefahr laufen, dass man sich an die Angelegenheit erinnert. Und auf die Frage, ob ich denn eigentlich noch an der angegebenen Adresse wohnen würde, hätte ich nicht ja sagen können. Außerdem war mein Bruder inzwischen sehr krank und es war fraglich, wie lange meine Lösung überhaupt noch funktionieren würde. Ich brauchte ja zwingend einen Briefkasten, in dem meine behördliche Post ankommen und von dort an mich weitergeleitet werden würde. Enttäuschtes Smiley
 
Ich durchforstete das Internet, mit den Ergebnissen, die mir alle schon bekannt waren und die mir alle nicht akzeptabel erschienen. Mit dem Verweis „OFW“ (ohne feste Wohnadresse) im Ausweis hat man nur Nachteile, darf z. B. kein Fahrzeug mehr zulassen. Meldet man sich inkognito bei irgendjemandem an, verstoßen alle gegen das Meldegesetz, das seit dem Flüchtlingsstrom 2015/16 verschärft wurde. Strafen bis zu 50.000 Euro können fällig werden!
 
Ich beschloss, an das Innenministerium zu schreiben und zwar direkt an Frau Faeser. Vermutlich würde sie meinen Brief nicht zu Gesicht bekommen, aber ich musste meinen Frust und die besondere Problematik aller Menschen, die so leben WOLLEN wie ich, einfach mal loswerden. Ich ließ mir mein Schreiben in der Rezeption ausdrucken und schickte es per Post nach Berlin. Wen es interessiert: „klick“
 
Viel Hoffnung, überhaupt eine Antwort zu bekommen, hatte ich nicht und an eine Lösung des Problems glaubte ich erst recht nicht, trotzdem ging es mir danach besser. Es dauerte dann tatsächlich bis November und dann kam per eMail eine völlig nichtssagende Antwort: „klick“
Im ersten Moment war ich entschlossen, darauf zu antworten um meine Enttäuschung mitzuteilen, aber nach einmal darüber schlafen beschloss ich, meine Lebenszeit nicht weiter zu verschwenden. Erzürnt
 
Die bestellten Scharniere waren bei der Werkstatt in Osnabrück immer noch nicht angekommen, also änderte ich meine Planung und fuhr auf direktem Weg Richtung Ruhrgebiet. Über das lange Wochenende Christi Himmelfahrt hatte ich auf einem Campingplatz in Datteln reserviert, den ich mir seit Jahren schon einmal anschauen wollte. Der „Erholungspark Wehlingsheide“ bewirbt seinen sogenannten Heimathafen, in dem man mit seinem Wohnmobil oder Wohnwagen für nur €150/Monat stehen kann, incl. der Grünpflege. Man muss sich zunächst für ein Jahr verpflichten, hat dann aber monatliche Kündigungsmöglichkeit. Das ist ca. 50% teurer als ein Dauercamperplatz, hat dafür aber die genannten Vorteile. Ich hatte das Gefühl, dass ich mal für einen längeren Zeitraum in der Nähe meiner früheren Heimat sein sollte, deswegen schaute ich mir den Platz genau an und war sehr angetan. Der Heimathafen war dann zwar nicht so mein Geschmack, aber es war sowieso auf absehbare Zeit kein Platz verfügbar. Der gesamte Campingplatz ist sehr vielfältig, die Aufteilung von Touristenbereich, Dauercamping und Mobilheimsiedlungen ist fließend und besonders die modernen Mobilheime haben es mir angetan. Eine Besonderheit sind die kleinen Sanitärhäuschen, die auf jedem zweiten Platz stehen (und natürlich zusätzlich kosten), sowohl bei den Touristen als auch bei den Dauercampern. Sie scheinen sehr nachgefragt zu werden.
 
Rezeptionmein Platzmein PlatzMobilheimMobilheimeMobilheimMobilheim
 
HeimathafenHeimathafenHeimathafenHeimathafen
 
Bei einem Gespräch mit dem Besitzer des Campingplatzes erfuhr ich dann, dass er erstens eine Platzerweiterung plant und dass er zweitens für die Monate November bis März einen Winterpreis von nur €120/Monat verlangt. Nach Rücksprache mit Uschi reservierte ich die zwei schönsten Touristenplätze für Januar, Februar und März 2023. Jetzt wisst ihr also endlich, woher unsere Blogbeiträge ab November kamen und wozu die Fotos gehören, die wir euch am 25. Dezember als kleines Weihnachtsgeschenk haben zukommen lassen. Smiley
Wir mussten unsere ursprüngliche Planung, den September und Oktober auf Rügen zu verbringen, allerdings familienbedingt ändern und so waren wir schon ab dem 1. November in Datteln und verlängerten von Monat zu Monat. Das wäre zwar nicht mehr nötig gewesen, weil mein Bruder inzwischen verstorben war, aber es gefiel uns so gut auf diesem sehr gepflegten Campingplatz, der seinen Namenszusatz PARK absolut zu Recht trägt, dass wir gerne dortblieben. Das besondere Highlight war natürlich, dass wir schon im September durch glückliche Umstände unseren Flitzi ins Ruhrgebiet geliefert bekommen hatten. Zu zweit drei Fahrzeuge von A nach B zu bewegen, bedarf allerdings einer besonderen Logistik. Smiley mit geöffnetem Mund

 
Jetzt hätte sich der Kreis eigentlich geschlossen, aber sicher ist dem aufmerksamen Leser aufgefallen, dass meine zwei ungelösten Probleme immer noch ungelöst waren. Es war bei meinem ersten Aufenthalt in Datteln immerhin schon Ende Mai/Anfang Juni und ich war froh, zumindest einen meiner Campingstühle vom hinteren Zugang meiner Heckgarage „angeln“ zu können, denn die eigentlich übliche Benutzung war mir ja immer noch verwehrt. Beim Bürgerbüro Bochum hatte ich mal online nach Terminen geschaut. Für Juli hätte ich einen buchen können! Da wollte ich aber schon längst wieder am Stover Strand sein. Es wird also noch einen Teil 6 geben…

Passt auf euch auf und bleibt gesund und trotz allem zuversichtlich!

written by Ingrid
photos taken with iPhone

P.S.: Wie immer könnt ihr die Fotos durch anklicken auf Originalgröße bringen und den Fototext lesen, wenn ihr den Mauszeiger auf das Foto führt.