Abreise mit Hindernissen

 
 
Mit dem 28. Februar waren die strengen drei Wintermonate definitiv überstanden und so streng waren sie wirklich nicht, von ein paar sehr kalten Tagen mal abgesehen. Bevor wir unsere Winter-Zwischenheimat nach vier Monaten verlassen würden, wollten wir unseren Dreck-Flitzi durch eine Waschanlage fahren. Zum Selberwaschen war es uns dann doch noch zu ungemütlich und auf Campingplätzen kann man sich damit auch schnell unbeliebt machen. Wir wussten, dass es neben dem Edeka-Markt eine Waschstraße gab, mussten aber feststellen, dass sie wegen Renovierung geschlossen war. Aber es gab eine Zweigstelle im Nachbarort Oer-Erkenschwick und die warb mit der Reinigung von LKW und Wohnmobilen/-wagen. Smiley Bisher habe ich Oscarlotta immer selbst gewaschen, im Laufe der Jahre perfektioniert auf drei Eimer/Gießkannen Wasser, vorwaschen, klarwaschen, abledern. Nur auf dem Dach war ich schon seit zwei Jahren nicht mehr gewesen und so sah es auch aus! Auf der Firmenseite wurde detailliert beschrieben, dass eine manuelle Dachreinigung hinzugebucht werden könne und man um die besonderen Herausforderungen bei Dachluken wisse und darauf achte, dass durch die Zwangsbelüftungen kein Wasser in den Innenraum dringen würde. Das las sich doch gut! Allerdings hatte ich in meiner Iveco-Werkstatt schon einen Termin zur Dachreinigung vereinbart und wollte den ungern absagen. Ich war im Zwiespalt: Die Waschanlage hatte vermutlich mehr Erfahrung, man warb damit, dass das Fahrzeug mit zwei Trocknungsdurchgängen trockengeblasen würde und preiswerter wäre es dort vermutlich auch als in der erfahrungsgemäß nicht ganz preiswerten Werkstatt. Andererseits war ich mit Oscarlotta noch nie in einer Waschanlage, was, wenn irgendetwas beschädigt werden würde?
Die Entscheidung wurde mir abgenommen, schon einen Tag vor dem Termin zog eine Schlechtwetterfront durch mit orkanartigen Böen und Regen. Unmöglich, da jemanden auf das Dach von Oscarlotta zu schicken! Ich sagte den Termin ab und vereinbarte einen neuen für die wenigen Arbeiten, die noch ausstanden, ohne Dachreinigung, am Tag unserer Weiterfahrt am 28. Februar.
Am nächsten Montag fuhren wir mit Flitzi zur Waschanlage. Wir wurden an eine bestimmte Position gewunken, konnten drinnen sitzenbleiben, die Bürsten zogen neben und über Flitzi vor und zurück. Vorher wurde er eingesprüht und nach dem Trockenblasen (lustig anzuschauen, wie das Wasser weggepustet wurde!) lederten zwei Mitarbeiter alle Fenster, Spiegel, Scheinwerfer und das Glasdach akribisch ab. Wir waren zufrieden und ich stellte alle meine Fragen zur Reinigung von Oscarlotta. Mobilfunkantennen auf dem Dach? Kein Problem! Fahrradträger samt Fahrrad, kann abgeklappt werden? Auch kein Problem! Die Spiegel müssten eingeklappt werden, im Zweifel müsse ich rückwärts in die Waschhalle fahren. Termine würden nicht vergeben, ich solle einfach kommen. Ich bat Uschi, zur moralischen und praktischen Unterstützung mitzufahren.
Am 27. Februar räumte ich Oscarlotta reisefertig (Flitzi hatten wir schon an unser nächstes Etappenziel verfrachtet) und um halb drei waren wir in Oer-Erkenschwick. Es war viel mehr Betrieb als am Montag zuvor, vor allem im PKW-Bereich und so dauerte es eine gute halbe Stunde, bevor ich Oscarlotta reinfahren durfte, vorwärts. Bezahlt hatte ich vorher, der Gesamtpreis von €92,50 ergab sich aus einem Grundpreis und der abgefragten Länge des Fahrzeugs. Zwei Männer fingen an zu wirken, beidseitig, mit Leitern und Schrubbern. Nein, AUF das Dach würde niemand gehen. Wir hörten von innen die intensive Bearbeitung und bald floss dunkelgrauer Schaum an den Fenstern entlang. Das sah durchaus nach einem Erfolg aus! Ich entspannte mich etwas. Als es daran ging, den Dreckschaum vom Dach zu spülen, stand ich mit Handtuch bewaffnet unter dem Küchenluk, nur vorsichtshalber. Der erste Schwall Wasser landete dann auf meinen Arbeitsplatten, so schnell war ich nicht. Das Handtuch war sofort klatschnass, der zweite Schwall landete auf meinem Kopf. Wir schrien, aber die Männer hörten uns natürlich nicht. Bei der nächsten Dachluke war alles gut, auch im Bad und beim Heki über dem Bett war nichts passiert. Also muss die Dichtung beim Küchenluk beschädigt sein. Die Männer hatten die Regulierung des Wasserdrucks offenbar im Griff, aber offensichtlich wussten sie nicht, dass Wohnmobil-/Wohnwagendachluken aus einem Unterteil und einem Oberteil bestehen und genau dazwischen stäubten sie den ganzen gelösten Dreck. Ich konnte es von unten schön beobachten und war begeistert! Weinendes Smiley
 
KüchenlukBadluk
 
Nachdem alle Seitenwände ebenfalls manuell gereinigt und abgespritzt worden waren, bekam ich die Anweisung, Oscarlotta zu drehen. Das ging natürlich nur außerhalb der Halle und auch nur mit Hilfe von Uschi, die mich in die schmalen PKW-Staubsaugerbuchten lotste. Die Bürstenwalzen wurden bis zu den Außenspiegeln gefahren und manuell gestoppt. Nachdem sie wieder in Ausgangsposition waren, wurde mir bedeutet, rückwärts die Halle zu verlassen. Überall lief Wasser mit Dreck vermischt vom Dach. Die Männer kümmerten sich nicht mehr um uns und ließen vorne schon den nächsten wartenden LKW in die Halle fahren. Ich bat Uschi, die noch draußen war, zu fragen, was mit dem Trockenpusten sei. Wohnmobile werden nicht getrocknet, wir seien fertig! Ja super!!! Dreckreste liefen über die Frontscheibe, ich wendete mühsam, Uschi stieg wieder ein und wir fuhren eine klatschnasse Oscarlotta zum Campingplatz zurück. Dort angekommen, war das Ergebnis genauso wie erwartet, alle Lackflächen und alle Fenster waren übersät von Kalkflecken! Vor Wut kochenIch holte mein Equipment aus der Heckgarage und lederte Oscarlotta einmal rundherum ab. Dass mir bald die Finger abfielen vor Kälte machte meine Laune nicht besser. Das war also nur eine semioptimale Lösung, die ich so wohl nicht mehr wiederholen werde! Aber immerhin ist das Dach überwiegend sauber, einige Stellen müssen manuell nachgebessert werden und die Dachluken schrauben wir zur Reinigung mal ab, wenn es etwas wärmer geworden ist. Das Abschrauben würde noch allein gehen, aber beim Wiederanschrauben braucht es zwingend vier Hände und vier Augen. Und natürlich muss eine von uns aufs Dach = Uschi. Zwinkerndes Smiley
 
sauberes Dachnachbesserungsbedürftig
 
Wir hatten mit dem Campingplatzchef besprochen, dass wir die letzte Nacht auf dem vorgelagerten Stellplatz bleiben würden und er schon einmal unsere Stromstände ablesen könne. Pro Monat hatten wir eine Pauschale von €30 bezahlt und vor allem Uschi hatte längst nicht so viel verbraucht. Ich hatte ein paarmal die Heizung auf Strom umgeschaltet, wenn mitten in der Nacht die Gasflasche leer war. Meine Duo-Control funktioniert nicht mehr zuverlässig und wenn ich nicht daran denke, abends vorsichtshalber die Reserveflasche aufzudrehen, müsste ich halt raus in die Kälte. Bei meiner Abmeldung am Abreisetag hatte niemand den Stromstand abgelesen und es fühlte sich auch niemand bemüßigt, das zu tun, solange ich noch da war, obwohl es nur ein paar Meter zu laufen waren. Ich hatte den Zählerstand fotografiert, teilte ihn den Damen in der Rezeption mit und sie nahmen ihn zur Kenntnis. Meine Kontodaten waren im System hinterlegt, saisonbedingt habe man nicht genügend Geld in der Kasse, man werde überweisen. Bei Uschi war es ähnlich verlaufen, wie ich später erfuhr. Am Beginn unseres Aufenthaltes hatte man uns darüber informiert, dass die Kilowattstunde 50 Cent koste und dass das voraussichtlich für die Dauer unseres Aufenthaltes so bleiben würde. Ob es zum Jahreswechsel eine Preiserhöhung geben werde und ob die für uns gelten würde oder nicht, wisse man noch nicht. Von den Mobilheimbewohnern erfuhren wir, dass sie eine Erhöhung ab dem 1. Januar auf 70 Cent mitgeteilt bekommen hatten. Da uns niemand informierte, gingen wir weiterhin von 50 Cent aus. Demnach hätte Uschi €92 von der Vorauszahlung von €120 zurückerhalten müssen und ich immerhin €35. Ich fand es etwas befremdlich, dass man uns so fahren ließ, ohne Abgleich. Nach ein paar Tagen kamen die Abrechnungen per eMail. Uschi sollte €80,80 zurückerstattet bekommen, ich einen Euro, der in meinem Kundenkonto verbleiben würde. Einmal kurz nachgerechnet stellte sich heraus, dass man uns nicht nur unbenachrichtigt seit dem 1. Januar 70 Cent pro kWh berechnet hatte, sondern von Beginn unseres Aufenthaltes an! Ich durchforstete sämtliche eMails und Rechnungen, aber nirgendwo stand der Betrag von den mit uns abgesprochenen 50 Cent. Kann man also inzwischen auch schon nicht mehr auf mündliche Aussagen vertrauen, sondern muss sich alles schriftlich geben lassen? Ich schrieb eine Reklamations-eMail mit genauer Auflistung von Verbrauch, Verbrauchskosten und erwarteter Rückerstattung für Uschi und für mich und war gespannt. Ich rechnete mit einem Vergleich, zwei Monate 50 Cent, zwei Monate 70 Cent, obwohl das schon grenzwertig gewesen wäre, da man uns ja nicht informiert hatte. Für die ganze Zeit 70 Cent zu berechnen, ging gar nicht. Aber siehe da, „aus Kulanzgründen“ würde man uns den von uns errechneten Betrag rückerstatten. Zu einem „Tut uns Leid, da ist wohl ein Fehler/Versäumnis/Missverständnis passiert“ reichte es offenbar nicht. Enttäuschtes Smiley Schade, ein kleines schales Gefühl ist jetzt zurückgeblieben von unserem Aufenthalt auf diesem Platz, auf dem es uns doch so gut gefallen hatte. Es hat ein Gschmäckle, wie die Schwaben sagen, weil nicht klar ist, war es Absicht oder „nur“ mangelnde Absprache. Und es geht auch nicht um viel oder wenig Geld, sondern um das Prinzip. Uns jedenfalls.

 
Abschiedsblick

Passt auf euch auf und bleibt gesund und trotz allem zuversichtlich!

written by Ingrid
photos taken with iPhone

P.S.: Wie immer könnt ihr die Fotos durch anklicken auf Originalgröße bringen und den Fototext lesen, wenn ihr den Mauszeiger auf das Foto führt.

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