So laaaangsam scheinen die Erbschaftsangelegenheiten, die uns seit Anfang Dezember beschäftigt halten, zu einem erfolgreichen Ende zu kommen. Aber natürlich lief auch wieder etwas schief! Uschi wollte eine Probeüberweisung in die U.S.A. schicken, um die Kontodaten, die ihre Schwester ihr bei einem der turnusmäßig stattfindenden Telefonate mitgeteilt hatte, auf ihre Richtigkeit zu überprüfen. Diese Bank- und Kontodaten füllten ein Din A5-Blatt und waren für uns undurchschaubar. Uschi fuhr also zu ihrer kontoführenden Volksbankfiliale und die Sachbearbeiterin stellte fest, dass es sich um die Angaben zu zwei amerikanischen Banken handelte und fragte recht forsch, welche Bank sie denn nehmen solle. Uschi nannte ihr den Namen der Hausbank ihrer Schwester. Für die endgültige Überweisung der Gesamtsumme wurde ein Blankoformular ausgefüllt und von Uschi unterschrieben, damit sie nur noch telefonisch die endgültige Summe mitteilen muss. Telefonisch deswegen, weil sie vermutlich schon auf Rügen sein wird, wenn es endlich zu einer Auszahlung kommt. So weit, so gut. Dachte sie zumindest. Denn die €5000 wurden nicht von ihrem Konto abgebucht! Nicht während der nächsten drei Tage und nicht innerhalb der nächsten Woche! Uschi musste wegen einer anderen Angelegenheit aber sowieso noch einmal zu ihrer Bank. Dort fand sie zum wiederholten Mal eine andere Sachbearbeiterin vor (Versetzung, Krankheit, Urlaub), der, als sie Uschis Nachnamen hörte, dämmerte, dass da doch irgendetwas gewesen sei… Auf dem Schreibtisch der nicht anwesenden Kollegin fand sie dann den Vorgang und sagte in leicht vorwurfsvollem Ton, dass man sie zweimal ergebnislos versucht habe, telefonisch zu erreichen, weil die Überweisung nicht hätte ausgeführt werden können. Nach dem Motto: „Was können wir dazu, wenn Sie nicht ans Telefon gehen!“ Mehr wäre wohl nicht passiert. Heutzutage hat ja eigentlich jeder eine eMail-Adresse, man hätte also nur mal im Computer Uschis Kontaktdaten anschauen müssen (die sie erst kürzlich hat aktualisieren lassen) und hätte dabei dann auch feststellen können, dass diese (uralte) Telefonnummer gar nicht aufgeführt war. MAN HÄTTE – ABER… Auch wenn man bei einer Bank arbeitet, die in einem „Kaff“ liegt und Auslandsüberweisungen nicht an der Tagesordnung sind, HÄTTE MAN sich ja vielleicht schlau machen und jemanden fragen können, der besser Bescheid weiß. Dann HÄTTE MAN nämlich erfahren, dass es in den U.S.A. in vielen ländlichen Gebieten kleine Banken gibt, die über keinen eigenen Swiftkey (Identifikationsnummer) verfügen. Das zu transferierende Geld wird also zunächst an eine größere, übergeordnete Bank überwiesen mit der Anweisung, es intern an die kleinere Bank weiterzuleiten. Deswegen standen auf Uschis Zettel zwei Banken! Diese Info hatte Uschi von ihrer Schwester aber nicht bekommen (vermutlich wusste die das auch nicht) und die Bankangestellte hatte keine Ahnung. Es wäre ja mal interessant zu wissen, wie lange der unerledigte Vorgang noch unerledigt auf dem Schreibtisch der Kollegin liegengeblieben wäre! Das ist jedenfalls kein Kundenservice! Uschi ließ sich alle Unterlagen aushändigen und verkündete, dass sie die Überweisung bei der Hauptstelle in Heidenheim erledigen lassen würde. Das gefiel der Dame dann nicht so gut. Uschi vergewisserte sich telefonisch, dass es in Heidenheim bei der Volksbank jemanden gibt, der sich mit Auslandsüberweisungen auskennt und vereinbarte einen Termin. Sie geriet an einen kompetent erscheinenden jungen Mann, der mit einem Blick auf ihren Zettel feststellte, dass der Swiftkey nicht stimmen konnte. Zwei Buchstaben waren falsch. Ob es daran gelegen hatte, dass die Überweisung nicht ausgeführt werden konnte, wissen wir nicht, aber den zugehörigen Swiftkey für eine bestimmte Bank kann man schnell und einfach im Internet erfragen. Wenn man es kann! Die Sachbearbeiterin konnte es offenbar nicht. Sie konnte ja nicht einmal nachschauen, ob Uschi eine eMail-Adresse hat oder ob die Telefonnummer stimmt. Solche Inkompetenzen oder Gleichgültigkeiten machen nicht nur Uschi rasend, sondern auch mich und davon hatten wir in diesen letzten Monaten einige mehr als zu entschuldigen wäre. Beruf scheint nur noch in absoluten Ausnahmefällen mit Berufung zu tun zu haben und in der Mehrheit lediglich mit Broterwerb. Das zieht sich durch alle Branchen und kann einen schon zur Verzweiflung treiben, wenn es sich häuft!
Uschi veranlasste auch jetzt, dass die Endüberweisung ohne ihre Anwesenheit erledigt werden kann und konnte schon am nächsten Tag erfreut feststellen, dass die 5000 Euro von ihrem Konto abgebucht worden waren! Die nächste Freude kam in Form eines Schreibens von ihrem Notar, dem ein Schriftstück beilag, in dem die Grundschuldeintragung der Käufer bestätigt und ein Auszahlungstermin der Kaufsumme für Anfang September mitgeteilt wurde! HURRA!!! Jetzt dürfte eigentlich nichts mehr schiefgehen! Die Schlüssel- und Hausübergabe sowie die damit noch nötigen Amtshandlungen übernimmt der Makler, sodass Uschis pünktlicher Ankunft auf Rügen nichts mehr im Wege stehen sollte.
Ich bin am Mittwoch schon einmal vorgefahren und habe inzwischen gut die Hälfte der Gesamtstrecke „erledigt“. Anders kann man es nicht nennen, wenn man in Deutschland Autobahn fährt. Das Verkehrsaufkommen, besonders in der Mitte Deutschlands, ist der Wahnsinn. Weil die A9 voller Baustellen (20 allein bis Berlin) ist, habe ich mich für die A7 entschieden. Erster Tag 4 Baustellen, zweiter Tag 4 Baustellen, davon eine mit stop and go schon lange vorher, vierspurig, davon zwei Spuren für LKWs erlaubt. Die beiden Spuren waren VOLL mit LKWs, dazwischen Wohnmobile wie Oscarlotta, die als LKW eingestuft sind und dem Überholverbot unterliegen. In den Kasseler Bergen habe ich mich über dieses Verbot hinweggesetzt, nachdem ich das erste Mal zwischen zwei LKWs hing, die nicht mehr über 50km/h kamen. Die Wohnwagengespanne zogen fröhlich und legal an mir vorbei! Ich habe dann beschlossen, dass Oscarlotta ein Wohnmobil ist und kein LKW!
Meine Sorge, keine freien Stellplätze zu finden, hat sich nicht bestätigt, allerdings übernachte ich in kleinsten Ortschaften. Am dritten Tag hatte ich in der 6. Baustelle und nach gut 200km in 3 ½ Stunden die Schnauze dermaßen voll, dass ich kurzentschlossen von der A7 abfuhr. Egal wie, ab jetzt fahre ich Landstraße! Erschwerend kommt hinzu, dass meine Fahrerhaus-Klimaanlage nicht funktioniert und ich inzwischen 35°C in Oscarlotta hatte! Ich machte erst einmal Kaffee- und Abkühlungspause in einem Hofladencafé und bekam dort die Info über einen Wohnmobilstellplatz am Ort sowie über zwei in den Nachbarorten. Der im Ort hatte keinen Strom, der nächste war mit 7 von 8 Plätzen voll und mir zu eng, der dritte (wo ich jetzt stehe) liegt an einem Naturfreibad und bot mir die Auswahl von sieben freien Plätzen! Es handelt sich um den abgetrennten Bereich eines PKW-Parkplatzes, 2 x 4 Plätze auf Schotter, zwei Stromsäulen mit je 4 Steckdosen. Der Strom kostet €1/kWh, der Platz selbst ist kostenlos! Ich war zum Glück früh genug da, es kamen zwar keine weiteren Wohnmobile, dafür wurden im Laufe des frühen Abends aber sämtliche Stellplätze incl. der VE-Station mit PKWs zugeparkt. Im Bad gab es wohl ein Wasserballturnier. Die Nacht war dann aber herrlich ruhig und der Badebetrieb mit PKW-Türen schlagenden Menschen begann erst wieder am Samstagmorgen um 10 Uhr. Die Umgebung ist ländlich idyllisch. Insgesamt ist dieser Stellplatz ein Glücksgriff und war sehr geeignet für einen Ruhetag, den ich dringend benötigte! Sonntag geht es weiter, über Landstraßen!
written by Ingrid
photos taken with iPhone
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