Caravan-Center Bocholt

 

Am 2. Januar fuhr ich zum Caravan-Center Bocholt. Auf den Hof fahren war nicht, weil zwei Wohnwagengespanne diesen in ganzer Länge und Breite einnahmen. Zum Glück konnte ich bei der benachbarten Firma wenden und ließ Oscarlotta dann einfach auf dem Bürgersteig stehen. In einem Industriegebiet sind ja eher weniger Fußgänger unterwegs.

Der Eingangs- und Wartebereich der Firma war voll mit Menschen, die offenbar alle nach dem Betriebsurlaub ein Problem erledigen lassen wollten. Das könnte evtl. etwas länger dauern! Eine nette Rezeptionistin nahm meine Personalien und die Schadenbeschreibung auf und wollte zum Schluss die Fahrzeugschlüssel haben. Ich erklärte ihr, dass ich nicht auf dem Firmengelände stehen würde und dass ich gerne hätte, dass sich jemand die Sache erst einmal ansehen würde. Gut, sie würde mit dem Werkstattleiter sprechen, das könne aber etwas dauern und es käme dann jemand zu mir. Ich möge mich doch solange in den Wartebereich setzen. Ein WLAN gab es leider nicht!

Nach 15 Minuten kam ein junger Mann und begleitete mich zu Oscarlotta. Zielsicher öffnete er die Plastikabdeckung oben auf dem Heizungsblock, unter der einige Kabel angesteckt waren, zog sie der Reihe nach ab und kam so eine Ebene tiefer. Ich stellte ihm meine Taschenlampe zur Verfügung und er vermeldete, dass, wie vermutet, der Boiler einen Riss habe. Ja, eine lange Kalkspur zeugte davon, dass von dort schon längere Zeit Wasser entwich. Einen Wassertropfen konnte man auch sehen. Und er erklärte mir, dass der für mich bisher nicht nachvollziehbare Wasseraustritt davon abhängt, wieviel heißes Wasser aus dem Boiler entnommen wird. Dieses würde ja wieder aufgefüllt und erhitzt werden, sich dabei ausdehnen und da der Riss ganz oben am Boiler war, trat eben nur bei Füllhöchststand Wasser aus. Das klang logisch! Der Behälter müsse ausgetauscht werden, schweißen oder sonstiges würde keinen dauerhaften Erfolg versprechen. Er würde jetzt mal bei Alde anrufen und einen Boiler bestellen. Er stöpselte alle Kabel und Stecker wieder an und ging dann schon mal vor, während ich mein Loch wieder verschloss und den Teppichboden darüberlegte. Als ich im Wartebereich ankam, eröffnete er mir, dass er bei der Firma Alde heute niemanden erreiche, da dort Inventur gemacht würde. Er würde es am nächsten Morgen wieder versuchen und mich dann anrufen. Wann am nächsten Morgen??? Wir einigten uns auf 10 Uhr. Cooles Smiley

Ich hätte nach Rees zurückfahren können und wie sich später herausstellte, wäre das auch die bessere Entscheidung gewesen, aber es gibt in Bocholt einen Wohnmobilstellplatz direkt am Aasee und ich wollte mir die Stadt anschauen, die ich noch nicht kannte. Der Stellplatz machte einen ganz guten Eindruck, wenn auch die recht befahrene Straße direkt daneben lag. Die Anordnung der Plätze erschloss sich mir nicht auf Anhieb und als ich Oscarlotta seitlich anhielt und überlegte, kam schon der Betreiber gelaufen und sagte mir, wo die größeren Mobile stehen können. Es gibt drei Platzteile und auf zweien sind rundherum kürzere Plätze und in der Mitte längere Spuren. Ich bekam sogar noch die Info, auf welchem der Plätze Satellitenempfang sei! Der Betreiber war sehr nett und freundlich und bei der Anmeldung fachsimpelten wir ein wenig über Alde-Heizungen, denn er hatte bis vor kurzem ebenfalls einen Flair gefahren. Ich bezahlte erst einmal für zwei Nächte, da ich ja noch nicht wusste, wie es weitergeht. Bekam einen Stadtplan sowie weiteres Infomaterial und eine Wegbeschreibung in die Stadt.

Bocholt Aasee

Ich schloss mein Stromkabel an, schaltete die Heizung (auf Gas) wieder ein, stellte sie auf Nachtbetrieb, damit es bei meiner Rückkehr nicht ganz so kalt sein würde und ging in die Stadt. Direkt gegenüber des Stellplatzes liegt eine alte Textilfabrik, jetzt ein Museum. Leider wegen Renovierung geschlossen und es sollte erst im Mai wieder geöffnet werden. Schade!

Textilmuseum BocholtTextilmuseum BocholtTextilmuseum Bocholt

Zur Innenstadt verlief ein schöner Fußweg an der Aa entlang, in ca. 20 Minuten war ich da. Klar war aber auch, dass ich dort im Dunkeln nicht wieder zurücklaufen wollte. Ich kam direkt an einem größeren überdachten Einkaufszentrum raus und ging erstmal in ein Café. Als ich alles abgegrast hatte (die Läden, nicht das Kuchenbuffet!), versuchte ich in der eigentlichen Innenstadt eine Bushaltestelle oder einen Taxistand zu finden, vergeblich. Zum Glück hatte ich ja einen Stadtplan und mit einem ziemlichen Umweg kam ich schließlich wieder bei Oscarlotta an. Und die war kalt! Okay, ich hatte nur die Nachtabsenkung eingestellt. Also hochdrehen! Nach einer Weile wunderte ich mich, dass die Heizkörper bzw. die Abdeckungen derselben immer noch kalt waren. Nanu??? Ich schaltete die Heizung noch einmal aus und wieder ein, sowohl auf Gas als auch auf Strom. Nichts! Ich öffnete das Bodenloch und überprüfte die Kabel, sogar die Glassicherungen. Alles sah heil und richtig aus. Inzwischen regnete es draußen und nur mit Mühe hörte ich, dass die Heizung im Gasbetrieb anlief, sich aber in dem Moment, wo sie zündete, wieder abschaltete. Ich probierte es noch ein paarmal mit dem immer gleichen Ergebnis und fand mich dann zähneknirschend damit ab, dass ich diese Nacht keine Heizung haben würde!!! Enttäuschtes Smiley Frieren wollte ich aber auch nicht. Also im Regen raus in die Heckgarage, den Heizlüfter rauskramen. Der war zum Glück so verstaut, dass ich nicht erst wer weiß was umräumen musste. Die Absicherung war auch hoch genug und genügend 50-Cent-Stücke für den Automaten hatte ich auch. Meine Laune war trotzdem nicht besonders gut! Irgendetwas hatte der junge Mann ja wohl falsch gemacht! Natürlich hätte ich die Heizung noch bei der Firma einschalten sollen, aber auf die Idee bin ich gar nicht gekommen. Gut, noch einmal wird mir das wohl nicht passieren! Kann man denn niemandem mehr vertrauen, dass er seine Arbeit sorgfältig macht??? Um halb elf warf ich vorsichtshalber noch ein paar Geldstücke nach, da ich am nächsten Morgen nicht tiefgefroren aufwachen wollte und ging in mein nicht allzu warmes Bett, zusammen mit meinem iPhone. Das wärmt zwar nicht, aber ich könnte dann im Bett auf den versprochenen Anruf warten. Den Wecker stellte ich auf kurz vor zehn. Bestimmt würde der Anruf nicht vor halb elf kommen.

Am nächsten Morgen hatte ich noch 12°C in Oscarlotta! Der Strom lief noch, also schaltete ich den Heizkörper auf höchste Stufe und verzog mich wieder ins Bett. Den Wecker schaltete ich aus, das iPhone an und Punkt 10 Uhr klingelte es! Das Caravan-Center Bocholt. Er habe eine gute und eine nicht so gute Nachricht für mich! Der Boiler sei vorrätig, könne aber von ihnen nicht ausgetauscht werden. Das könne bzw. dürfe nur die Firma Alde selbst. WARUM??? Ja, es handele sich um ein sicherheitsrelevantes Bauteil. Bei dem Vorgängermodell der Heizung wäre das bei ihnen noch möglich gewesen, bei meinem Modell nicht mehr. (Diese Aussage stellte sich später allerdings als falsch heraus!) Das bedeutet, ich muss jetzt zu Alde fahren? Zurück in die Nähe von Würzburg??? 500km in die falsche Richtung??? Nun ja, die Alternative wäre, die Heizung auszubauen, zu Alde zu schicken, den Boiler dort austauschen zu lassen und zu warten, bis alles wieder zurückkommt. Ohne Heizung, ohne warmes Wasser? Ich könnte natürlich nach Rees (wo der Strom inklusive war) zurückfahren, den Heizlüfter laufen lassen und mir warmes Wasser auf dem Herd machen. Ich hätte auch, wie geplant, zu meinen Freunden nach Nordhorn fahren und mich bei ihnen auf die Gästecouch legen können, aber ich hatte weder Lust, Oscarlotta winterfest zu machen, noch sie allein auf dem Stellplatz stehen zu lassen. Keine der drei Möglichkeiten gefiel mir wirklich. Trauriges Smiley

Ich hätte aber auch noch eine nicht so gute Nachricht für ihn, teilte ich meinem Telefongeprächspartner mit. Meine Heizung wäre am Vorabend nicht mehr angesprungen! Kurzes Schweigen. Aber er hätte doch alle Kabel wieder angeschlossen!? Dann solle ich doch noch kurz auf der Fahrt zu Alde bei ihnen vorbeikommen, er sei aber nur bis 12:30 im Hause. Es war inzwischen Mittwoch. Ich würde bestimmt nicht noch für Freitag einen Termin bei Alde bekommen. Ich hatte die nächste Nacht schon bezahlt. Okay, auf €7,50 könnte ich zur Not noch verzichten. Aber erst meine Heizung wieder in Schwung bringen lassen und dann auf die Autobahn und mal eben 500km fahren? Da hatte ich so gar keine Lust drauf! Ich machte mich und Oscarlotta fahrfertig, zog mein Stromkabel von der immer noch funktionierenden Stromsäule ab und fuhr erst einmal zum Caravan-Center. Der junge Mann öffnete den Deckel, schaute prüfend auf die Kabel und Stecker und war immer noch sicher, alles richtig wieder angeschlossen zu haben. Er zog erneut alles ab und schaute sich die eine Etage tiefer liegenden funktionslosen Kabel an. Und siehe da, er hatte einfach nur vier Kabel miteinander vertauscht! Es war ihm anzumerken, dass es ihm schon etwas peinlich war, aber wer glaubt, dass ihm auch nur ein Wort der Entschuldigung über die Lippen gekommen wäre, der irrt sich. Kein „Oh, das tut mir aber Leid!“ oder „Da mussten Sie ja frieren heute Nacht!“ oder „Ich hoffe, Sie hatten wenigstens einen Heizlüfter?“. Nichts, gar nichts! Er verkabelte alles, diesmal richtig, wir starteten die Heizung, sie sprang an und er verließ sehr eilig Oscarlotta und mich.

Noch von dort aus rief ich bei Alde an und bekam einen Werkstatttermin für den nächsten Montag. Ich fuhr zum Stellplatz zurück, auf meinem Platz stand bereits ein anderes Wohnmobil und sein Stromkabel hing mit Sicherheit an meiner Steckdose mit meinem Restguthaben. Es war Sturm angesagt und so beschloss ich, mich für die nächste Nacht hinter das Anmeldegebäude auf die nicht schönen, aber baumlosen, Plätze zu stellen. Den Rest des Tages verbrachte ich damit, mich mit den Tatsachen abzufinden.

Stellplatz Bocholt Aasee

Fortsetzung folgt… Cooles Smiley

written by Ingrid
photos taken with iPhone

P.S.: Wie immer könnt ihr die Fotos durch anklicken auf Originalgröße bringen und den Fototext lesen, wenn ihr den Mauszeiger auf das Foto führt.