Ich hatte ja im letzten Artikel vor zwei Wochen darum gebeten, dass mir mal jemand seine Energiekosten mitteilt, weil es mich interessiert, ob bzw. wieviel wir mit unserer mobilen Lebensweise mehr bezahlen als die immobilen Mitmenschen. Einer unserer Freunde hat sich dankenswerterweise die Mühe gemacht, seine Kosten der letzten drei Jahre zu ermitteln. Allerdings ist seine Energiequelle nicht Gas, sondern Heizöl. Das bedeutet, dass nur Heizung und Warmwasser betroffen sind, nicht aber, wie bei mir, auch Kühlschrank und Herd/Backofen. Ich musste also noch heftig hin und her rechnen, alles auf Basis meiner diversen Infodaten (Verbrauch Kühlschrank, Heizung etc.). Mein Buchhalter-Gen freute sich!
Zunächst aktualisierte ich meine Jahresübersicht und errechnete die monatlichen Durchschnittswerte der letzten zwei Jahre, sodass ich auf insgesamt fünf Jahre zurückgreifen konnte. Im Vergleich musste ich an einigen Stellen schätzen oder Mittelwerte einsetzen (z. B. sehr schwankende Gasflaschenpreise), aber letztendlich stellte sich heraus, dass ich mindestens dreimal so viel bezahlen muss(te) als er. Natürlich unter Berücksichtigung unserer sehr unterschiedlichen Wohnraumgrößen!
Diese Beurteilung erhärtete sich durch einen Fernsehbeitrag über die aktuell gestiegenen Energiekosten und ihre Auswirkungen für Mieter und Haus-/Wohnungsbesitzer. Es war die Rede davon, dass der Preis für eine Kilowattstunde für Privatverbraucher in der Vergangenheit bei knapp 5 Cent lag und sich jetzt teilweise verdreifacht hat. Der Brennwert einer 11-Kilo-Gasflasche wird mit ~140 kWh angegeben. Im günstigsten Fall kostet mich bei einem Flaschen(füllungs)preis von €20 die Kilowattstunde also 14,2 Cent, im (bisher) teuersten von €32 wären es schon 22,8 Cent. Also bezahle ich schon immer mindestens das dreifache vom immobilen Verbraucher! Da zahlt es sich einmal mehr aus, dass mein interner Lebensraum so viel kleiner ist.
Etwas ausgleichen kann ich diese viel höheren Betriebskosten durch Stromeinsparungen durch Solarnutzung. Ich nutze zwar i. d. R. „Landstrom“, d. h. ich stecke mein Stromkabel an eine Steckdose der jeweiligen Campinglocation an, weil meine Kaffeemaschine nur mit 230 Watt funktioniert, aber ich habe die Möglichkeit, einen Schalter zu betätigen, der den Landstrom nur auf die Steckdosen und den Kühlschrank beschränkt. Letzterer wird aber ausschließlich mit Gas betrieben (außer der Strom ist pauschal im Übernachtungspreis enthalten wie jetzt gerade), weil der Betrieb mit Strom ca. 3kWh (€1,50-€3,00 je nach den Preisen des Platzbetreibers) verbraucht. Das konnte ich mal wieder gut überprüfen, als mein Kühlschrank im letzten Winter über Monate nicht mehr mit Gas funktionierte und Oscarlotta an einem Strombezahlautomaten hing. Der Betrieb mit Gas kostet dagegen nur (je nach dem Gaspreis) zwischen 69 Cent (€20/Füllung) und €1,10 (€32/Füllung). LPG ist noch einmal preiswerter. Also selbst beim bisher höchsten Gaspreis ist der Kühlschrankbetrieb immer noch preiswerter als der Betrieb mit Strom beim preiswertesten Stellplatzpreis von €0,50/kWh (Standard ist inzwischen €0,60/0,70).
Ich schalte also, wann immer die Wetterlage es zulässt, den Landstrom weg und lasse meine Aufbau-Akkus mit Solarenergie laden, im Sommer fast ausschließlich. Das reduziert meine durchschnittlichen monatlichen Kosten, gemittelt über die letzten fünf Jahre, auf ziemlich genau €20.
So, genug der Statistik und Buchhaltung!
Wir sind seit zwei Wochen in unserer „Lockdown-Eventualunterkunft“ weitab jeglicher Menschenansammlungen. Die Infektionszahlen steigen täglich in immer unfassbarere, nie vorstellbare Höhen. Da davon auszugehen ist, dass die Nachverfolgung schon länger nicht mehr funktioniert, weil nicht mehr nur die Gesundheitsämter an ihren Leistungsgrenzen sind, sondern auch die Labore und es inzwischen nicht mehr ausreichend Testmaterial gibt bzw. es rationiert/priorisiert werden muss, ist die Dunkelziffer nicht abschätzbar. Wenn man sich daran erinnert, mit welchen rigorosen Restriktionen vor einem Jahr bei wesentlich niedrigeren Inzidenzen seitens der politisch Verantwortlichen agiert wurde, ist es schon verwunderlich bis irritierend, wie die aktuelle Situation ist. Irgendwie habe ich das Gefühl, dass man sich immer noch verwundert die Augen reibt, dass dieses verdammte Virus einfach nicht aufgibt!
Aber vielleicht ist es auch so, dass man die Pandemie mit den Überschwemmungen im letzten Sommer vergleichen muss. Man wird von Fachleuten, die es wissen müssten, vor einer bedrohlichen Situation gewarnt. Vielleicht rechtzeitig, vielleicht auch nicht. Einige Menschen verfallen in Panik und Hektik, andere in Schockstarre und wiederum andere glauben nicht daran, dass es so schlimm kommen könnte wie es vorhergesagt wird. Das Wasser/das Virus kommt und nimmt sich das, was es kriegen kann. Das, was nicht geschützt wurde/nicht geschützt werden konnte, wird sofort zum Opfer. Alles andere wird unter Aufbietung aller zur Verfügung stehenden Kräfte weiterhin vor der Vernichtung zu schützen versucht. Über einen sehr langen Zeitraum. Aber die Kräfte schwinden und die bedrohende Gewalt (Wasser/Virus) hört nicht auf, sondern wird immer stärker. Irgendwann kommt dann der Zeitpunkt, wo man nicht mehr standhalten kann. Dann werden Fundamente unterspült und ganze Häuser brechen weg! Gut, wer wenigstens sein Leben retten kann. Um nichts anderes ging es von Anfang an auch in dieser Pandemie. Kollateralschäden sind nicht zu vermeiden, viele werden am Ende ohne „Haus“ dastehen. Aber sie werden sich glücklich schätzen, noch am Leben zu sein. Andere, denen ihr Leben auf andere Weise wertvoll war und die selbstbestimmte Risiken eingehen, werden erkranken und, wenn sie Pech haben, auch schwer mit noch nicht abschätzbaren Spätschäden oder mit dem Endergebnis Tod. Die grundlegende philosophische Frage, gebe ich dem Leben mehr Jahre oder den Jahren mehr Leben. Betrifft die Entscheidung nur den jeweiligen einzelnen Menschen, sollte das jeder für sich entscheiden dürfen. In einer Pandemie ist das anders. Jede vorausschauende, gemeinschaftsverträgliche Entscheidung hilft allen anderen, jede egoistische, selbstherrliche Entscheidung schadet allen anderen. Und dann kann man sich mit aller Kraft gegen das Wasser/Virus stemmen, es wird doch stärker sein, weil die Abwehr nicht ausreicht, weil nicht genügend Menschen mitgeholfen haben. Und leider und ungerechterweise trifft es auch diejenigen, die absolut keine Schuld haben.
Wir werden hierbleiben, bis es Entwarnung gibt. Nein, das ist nicht das, was wir uns wünschen würden. Aber wir wollen versuchen, zu den 50% zu gehören, die sich nicht infizieren. Ich kann nur für mich sprechen, aber ich habe das Gefühl, meinen Jahren noch nicht genug Leben gegeben zu haben.
Der noch ausstehende Blogbeitrag zwischen Husum und hier liegt schon auf Halde und kommt nächsten Samstag. Danach könnte es eine längere Blogpause geben. Aber wer weiß…
Ach ja, ich höre schon einige von euch sagen: „Aber der Verlauf von Omikron soll doch viel milder sein!“ Vielleicht schaut ihr euch mal die nachfolgende Übersicht der WHO und die medizinische Definition von „mild“ an!
Passt auf euch auf und bleibt gesund!
written by Ingrid
photo taken with iPhone
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