Die nächste Ministerpräsidentenkonferenz war für den 7. Januar angekündigt, wir hatten also noch gut eine Woche Zeit, da es nicht wahrscheinlich war, dass ein Lockdown, falls er denn beschlossen werden sollte, bereits am nächsten Tag in Kraft treten würde. Klar war aber, dass wir vor dem Beginn in unserem Lockdown-Hafen eintreffen müssten. Da die Infektionsdaten über Weihnachten und Neujahr und die Zeit dazwischen sehr unzuverlässig waren und es auch Anfang Januar noch längere Zeit als bis zum 7. Januar dauern würde, bis man absehen könnte, ob durch die sich verbreitende Omikron-Variante die Infektionen in dem Maße zunehmen würden, wie die Wissenschaftler vorhersagten, rechneten wir nicht damit, dass bei der MPK ein Lockdown beschlossen würde. So war es dann ja auch. Wir denken aber, dass das Infektionsgeschehen bis Ende Januar/Mitte Februar aussagekräftig sein wird und wenn es so weitergeht wie jetzt, dann ist völlig offen, wie von Seiten der Regierung darauf reagiert wird. Diesmal geht es ja nicht mehr „nur“ um eine Überlastung der Krankenhäuser, sondern um die Aufrechterhaltung der gesamten kritischen Infrastruktur Deutschlands. Es gibt eine ganze Menge sog. systemrelevanter Berufe! Schon, wenn die Müllabfuhr nicht mehr in den gewohnten Intervallen geschehen kann, ist das mindestens lästig. Schlimmer, wenn bei Strom, Gas, Wasser oder der Belieferung der Supermärkte gravierende Ausfälle stattfinden. Vor einigen Tagen lief (wieder) eine Dokumentation der heftigsten Tage im Katastrophenwinter 1978/79 in Norddeutschland und dort wurde sehr deutlich, wie abhängig wir z. B. von funktionierendem Strom sind.
Ich wollte endlich mal wieder an die Ostsee! Nicht in den Osten der Republik, sondern nur an die Lübecker Bucht, nach Scharbeutz. Im „Ostseestrand Ferienpark Scharbeutz“ waren wir das letzte Mal vor zwei Jahren. Ich schaute auf der Homepage nach den Preisen und fand, dass die Nebensaison vom 1. Januar bis zum 27. Februar geht und der Platz dann für normalgroße Wohnmobile (es gibt auch kleinere „Bulli“-Plätze) €15 kosten soll. Das war der Preis, den ich aus früheren Jahren kannte und so rief ich dort an und reservierte für eine Woche zwei Plätze. Ich vergewisserte mich nicht, dass der Preis stimmt und das war ein Fehler!!!
Uschi war wie immer früher da und teilte mir per SMS mit, dass die Nacht nicht €15, sondern €27,50 kosten soll! Hä?
Ich fuhr auf den nächsten Parkplatz und checkte die Preisliste: €15 ab dem 1. Januar!!! Uschi fing mich an der Zufahrt ab und wir gingen gemeinsam in die Rezeption. Der Rezeptionist am Kassencomputer hatte Kundschaft, aber ein anderer Angestellter meinte, wir könnten auch zu ihm kommen. Ich teilte ihm mit, dass ich auf der Camping-Webseite einen Beginn der Nebensaison am 1. Januar und einen Preis von €15/Nacht gefunden hätte, meine Freundin mir aber mitgeteilt hätte, dass es jetzt €27,50 kosten solle. Als Beweis zeigte ich ihm die geöffnete Preisliste auf meinem Telefon. Er wurde sofort ungnädig und im weiteren Verlauf des Gesprächs unverschämt. Um was für ein Jahr es sich denn handeln würde? Ah, 2021! Mein Einwand war, dass es keine neueren Angaben gebe. Der andere Rezeptionist warf ein, dass die Preisliste noch nicht aktualisiert sei. Ja, also, wo sollte ich denn dann schauen? Der unfreundliche Mitarbeiter wurde laut und ich sagte ihm, dass ich unter diesen Umständen lieber mit seinem Kollegen, der inzwischen frei war, weiterreden würde. Das stachelte ihn allerdings noch mehr an und er mischte sich auf unflätige Weise mehrfach in das Gespräch ein. Der freundliche Rezeptionist erklärte uns dann, dass vom 23.12.2021 bis zum 9.1.2022 „Super-Hauptsaison“ sei mit Preisen wie im Sommer. Zu finden war diese Angabe dann tatsächlich bei der Spalte Hauptsaison, wo ich natürlich nicht nachgeschaut hatte, da bei der Spalte Nebensaison ja eindeutig der 1. Januar stand und nicht, wie es richtig gewesen wäre, der 9. (für das Jahr 2021). Ich erklärte ruhig, aber bestimmt, dass ich nicht bereit wäre, für einen Platz, der nicht größer ist als auf jedem Wohnmobilstellplatz und noch dazu völlig verschlammt (Erfahrung von vor zwei Jahren, aktuell bestätigt durch Uschi), €27,50 zu bezahlen! Und dass ich die Differenz von €15 zu €27,50 auch heftig finden würde! Und dass ich unter diesen Umständen meine Reservierung stornieren möchte und dass ich, falls er eine Stornierungsgebühr verlangen müsse, diese bezahlen würde. Der nette Angestellte fütterte seinen Computer mit den nötigen Angaben und teilte mir dann mit, dass die Reservierung kostenfrei storniert sei, der andere musste mich unbedingt noch in aggressiver Form darauf hinweisen, dass eine Stornierung im Normalfall bezahlt werden müsste! Ich sagte ihm, dass ich genau das ja angeboten hätte und er sich diese Bemerkung hätte sparen können. Dem netten Rezeptionisten sagte ich, dass ich schon mehrfach bei ihnen gewesen sei und mich immer wohlgefühlt hätte, aber unter diesen Umständen wohl nicht mehr wiederkommen würde. Solch eine Behandlung wie durch seinen Kollegen bräuchte ich mir nicht anzutun, generell nicht und als zahlender Kunde schon erst recht nicht!


Nach außen war ich ruhig, aber in mir brodelte es!!! Eigentlich hätte ich meinen Wassertank auffüllen müssen und Oscarlotta stand schon auf der VE-Station, aber jetzt wollte ich nur so schnell wie möglich weg! Uschi hatte sich für den nächsten Tag schon eine Waschmaschine und einen Trockner (jeweils €5!!!) reserviert und sich häuslich eingerichtet und blieb dort.
Es gibt noch einen „richtigen“ Wohnmobilstellplatz in Scharbeutz und dort fuhr ich hin, in der Hoffnung, einen freien Platz zu bekommen, Scharbeutz war nämlich augenscheinlich voll. Da z. Z. ja bei Berherbergungsbetrieben 2G+ gilt, werden Ankommende überprüft und damit sich keiner durchmogeln kann, war die Einfahrt mit Absperrgittern und -schildern verschlankt. Es war inzwischen fast dunkel und in der Einfahrt stand bereits ein Wohnmobil. Ich hielt schräg am Beginn der abschüssigen Einfahrt. Weiter vorfahren konnte ich nicht, weil dann niemand mehr hätte rausfahren könne, aber auch nicht weiter zurück, weil ich dann mit dem Heck schon auf der Straße gestanden hätte. Zum Glück kam relativ bald ein Mann von links aus Richtung der Anmeldung, schaute zu mir rüber und zeigte auf sein Fahrzeug. Ich konnte mir nicht erklären, was das bedeuten sollte, aber dann tauchte er auf der rechten Seite wieder auf, schob seine Trittstufe rein, stieg zur Fahrertür ein und fuhr los. Ich war froh, dass ich nicht länger hatte warten müssen und fuhr langsam rein. Bis es plötzlich ein sehr unschönes Geräusch gab und ich im rechten Rückspiegel sah, dass ich offenbar ein Absperrschild umgefahren hatte!
Es stand dort wohl, um zu verhindern, dass man beim Reinfahren díe Vorgartenmauer mitnimmt. Das hatte sicherlich auch seine Berechtigung, denn als ich aussteigen wollte, verhinderten die Mauersteine das Ausfahren meiner Trittstufe. Das hatte mir nun gerade noch gefehlt!!!




Nachdem ich in den Vorgarten geklettert war, konnte ich sehen, dass das Schild sich unter Oscarlotta verkeilt hatte und noch in seinem Ständer steckte. Ich musste den mit meinen Zwillingsreifen vorgeschoben haben, bis das Schild umkippte und unter Oscarlotta gezogen wurde. Ich versuchte, es herauszuziehen, hatte aber keine Chance. Also ging ich zur Anmeldung. Dort saß eine ältere Dame. Als ich ihr mein Dilemma schilderte, reagierte sie mit „Ach, Sie armes Mädchen!“ und schob mir erst einmal zwei Bonbons zur Beruhigung meiner Nerven rüber, bevor sie den Platzwart anrief. Inzwischen war ein weiteres Wohnmobil angekommen, das offenbar schon auf dem Platz stand. Die Beifahrerin war ausgestiegen und fragte mich, ob ich mein Fahrzeug nicht ein Stück nach vorne fahren könne, damit sie vorbeifahren könnten. Ich entschuldigte mich und erklärte, dass ich das nicht könne und warum und dass der Platzwart schon unterwegs sei. Daraufhin schob sie die Absperrgitter ein Stück zur Seite und ihr Mann fuhr ihr Wohnmobil durch. Jetzt kam ein „Dickschiff“ und wollte den Platz verlassen. Das passte nun beim besten Willen nicht mehr durch und ich erklärte meine Notlage erneut. Vom Platzwart war noch nichts zu sehen und die ältere Dame wählte immer wieder neu. Ich beschloss, noch einmal zu versuchen, das Schild unter Oscarlotta herauszuziehen. Die lange Metallstange, die abends und nachts als provisorischer Schrankenersatz dient, konnte ich aus ihrer Halterung ziehen, die Nikolausmütze saß bombenfest, genau wie das Schild in seinem Ständer. Während ich mich noch abmühte, hörte ich jemanden fragen, ob er mir helfen könne? Es war nicht der Fahrer des Dickschiffes, sondern ein jüngerer Mann, der mit seiner Frau wohl gerade vorbeiging. Ich weiß nicht einmal, ob es Reisemobilisten oder einfach nur Passanten waren. Natürlich sagte ich ja! Aber auch er bekam das Schild zunächst nicht aus seinem Ständer herausgezogen, der fast in der Mitte unter Oscarlotta lag. Er leuchtete mit seinem Smartphone von der anderen Seite, um sich einen Überblick zu verschaffen und mobilisierte dann seine ganze Kraft und schaffte es wirklich, das Schild herauszuziehen. Einen kurzen Moment dachte ich, dass er die Kunstoffverkleidung zwischen Kotflügel und Trittstufe mit herausreißt, aber die gab nach und ging in ihre Ursprungsform zurück. Wegfahren konnte ich aber immer noch nicht, zumindest nicht auf direktem Weg, sonst hätte ich über den Ständer fahren müssen. Ich sagte dem Mann, dass ich mit eingeschlagener Lenkung rückwärts so weit zurückfahren würde, dass ich danach um den Ständer herumfahren könne. Ich war so aufgeregt, dass ich zunächst den falschen Gang erwischte, aber dann klappte alles und ich konnte Oscarlotta ein Stück weiter auf einem schmalen Parkstreifen für PKWs diagonal zwischen einem Smart und einem Wohnmobil abstellen, sodass ich niemanden mehr blockierte. Als ich ausstieg, stand das Schild in seinem Ständer wieder an seinem Platz, als sei nicht passiert und der nette Helfer war nicht mehr da. Ich weiß noch nicht einmal, ob ich mich bei ihm bedankt habe! 
Just in dem Moment kam auch der Platzwart an, überprüfte als erstes meinen Impfstatus, hörte sich dann meine Geschichte an und untersuchte das Schild auf Schäden. Es waren ein paar Schürfstellen zu sehen, aber das fand er nicht weiter bemerkenswert und erklärte mir, dass ich davon ausgehen könne, dass von Seiten des Platzes keine Ansprüche an mich geltend gemacht würden. Ob mein Fahrzeug denn beschädigt worden sei? Das konnte ich noch nicht mit Sicherheit verneinen, auf den ersten Blick sah es allerdings eher gut aus.
Er erklärte mir die Platz- und Bezahlbedingungen und wo es noch freie Plätze geben würde. Von der Einfahrt aus sah der Platz nämlich voll aus. Ich solle mir einen Platz aussuchen und dann am Zahlautomat ein Ticket lösen. Das gelte bis zum nächsten Mittag und wenn ich noch länger bleiben wolle, könne ich dann verlängern, außerdem einen Meldeschein ausfüllen und die Kurtaxe bezahlen. Ich verstand, dass der Ticketautomat nur bar zu bezahlen ist und nicht wechselt. Als ich den erstbesten ausreichend großen Platz besetzt hatte (Hinweis des Platzwartes, immer so reinfahren, wie alle anderen in der Reihe schon stehen), installierte ich zunächst meine Winterabdeckung des Armaturenbrettes, steckte das Stromkabel an, telefonierte mit Uschi und ging dann mit einem 10-Euro-Schein und €2,50 in Münzen zum Automaten. Der funktionierte zwar, wollte aber den Geldschein nicht annehmen. Nicht, dass er ihn wieder ausspuckte, er wurde gar nicht erst eingezogen. Dafür wurde eine Kreditkarte angefordert, die ich aber nicht dabei hatte. Vielleicht hätte ich noch irgendeine Taste drücken können oder sollen, aber das überforderte mich alles total. Ich bat einen vorbeikommenden jungen Mann, mir zu helfen und drückte ihm meinen Geldschein in die Hand. Er schaffte es auch nicht. Ein Paar, das ich ansprach, meinte, der Ticketautomat sei neu, sie hätten dort noch nie bezahlt und sie wären früher schon öfter erst spät abends angekommen und hätten erst am nächsten Morgen bezahlt und das wäre nie ein Problem gewesen. Ich ging also zu Oscarlotta zurück, aber die Angelegenheit ließ mir keine Ruhe. Ich suchte weitere Münzen im Wert von 10 Euro zusammen und nahm meine EC-Karte mit. Am Automaten blinkte wieder das Kartensymbol, ich hielt die Karte vor das Lesefeld, musste meine PIN eingeben und schon erschien auf dem Display der Hinweis, dass mein Ticket gedruckt würde. Im selben Moment fiel es schon unten in das Ausgabefach! Und ich fiel kurze Zeit später in mein Bett! Was für ein bescheidener Tag! Oscarlotta hatte offenbar wirklich nichts abgekriegt außer einem weiteren Haarriss im Kotflügel. Noch einmal Glück gehabt!
Am nächsten Mittag erledigte ich meine Anmeldung, verlängerte meine Aufenthaltsdauer und zahlte die Kurtaxe von €1,50/Tag. Außerdem fotografierte ich den „Tatort“. Uschi hatte Waschtag und so ging ich allein über die Promenade, an den ganzen Lokalen und Geschäften vorbei bis zur Bäckerei „Junge“. Die Tür zum Verkaufsraum stand offen, drinnen war es fast leer und ich genoss einen großen Milchkaffee und meinen ganz speziellen Lieblingskuchen. Danach ging es mir wieder besser! 

Im Laufe der Woche zog Uschi dann auch um, wir machten gemeinsame Strandspaziergänge und fuhren mit ihrem Gespann zum Einkaufen und Gasflaschen tauschen und LPG tanken. Vom Platzwart hatten wir den Tipp bekommen, nach Süsel zur Firma „Ostseegas“ zu fahren. Und tatsächlich zahlte ich dort für den Tausch meiner 11-Kilo-Flasche nur €19,99 und keine €32! Und das LPG kostete auch endlich mal wieder unter 80 Cent!




Der Wohnmobilstellplatz Scharbeutz ist übrigens einwandfrei, bietet Platz für 85 Mobile auf Schotterrasen, verfügt über eine großzügige VE-Station und ausreichend Stromautomaten mit Bezahlfunktion. Für €1 erhält man 1,5 kWh. Sanitäranlagen sind noch im Bau. Die Betreuung, sowohl in der Anmeldung durch die Mutter/Schwiegermutter der Betreiber als auch durch den Platzwart, ist sehr freundlich und hilfreich. Dekoriert wird auch gerne!




Der Weg bis ins Zentrum ist um einiges kürzer als vom Ferienpark aus. Für uns ist klar, dass wir in Zukunft immer auf den Stellplatz fahren werden. Ich habe übrigens erst vor wenigen Tagen beim Ostseestrand Ferienpark Scharbeutz noch einmal auf die Webseite und die Preisliste geschaut. Und siehe da, das Datum bei der Nebensaison wurde vom 1. Januar auf den 9. Januar geändert! Aber aktualisiert auf 2022 war die Seite immer noch nicht! 
Da der Platzwart sein Wohnmobil direkt gegenüber meines Platzes stehen hatte und dort jeden Tag um 17 Uhr die Impfnachweise der Neuangekommenen kontrollierte, gelang mir an einem Tag noch ein witziges Foto! Wir blieben bis zum Sonntag und sind jetzt, wie im letzten Beitrag schon berichtet, in unserem Lockdown-Notquartier und warten hier mal bis Ende des Monats ab, wie sich die Lage entwickelt. Es kann sein, dass wir uns erst irgendwann im Februar wieder melden.
Passt auf euch auf und bleibt gesund!
written by Ingrid
photos taken with iPhone and Samsung Galaxy S20
P.S.: Wie immer könnt ihr die Fotos durch anklicken auf Originalgröße bringen und den Fototext lesen, wenn ihr den Mauszeiger auf das Foto führt.