Während der Adventszeit entfällt der Samstagabendkrimibeitrag, dafür gibt es an den Adventssonntagen außer einem zu öffnenden Türchen noch einen Blogartikel. Heute mit dem Titel:
LIMONCELLO
Ich weiß nicht, ob ich von der Existenz dieses Zitronen-/Limonenlikörs jemals zuvor gehört hatte. Und das heißt etwas, da ich bekennender Likörliebhaber bin, seit ich als Kind den selbstgemachten Eierlikör meiner Oma probieren durfte, aus einem Eierbecher, stilecht sozusagen. Mein 10 Jahre älterer Bruder ging jeden Abend auf dem Weg in sein Mansardenzimmer kurz bei unserer Oma vorbei und sie „verkümmelten“ sich einen oder zwei oder…? Ich war noch zu jung für mehr, deswegen blieb es bei dem viertel- bis halbvollen Eierbecher immer dann, wenn ich zufällig dabei war, wenn Oma Nachschub produzierte. Eierlikör ist heute noch mein absoluter Favorit, ich mache ihn aber nicht selbst und ich kaufe ihn auch nur sehr, sehr selten, denn er hat Suchtfaktor, es ist schwer, aufzuhören.
Aber ich wollte ja gar nicht über Eierlikör schreiben, sondern über Limoncello. Wie gesagt, ich weiß nicht, ob ich von seiner Existenz wusste, bewusst wahrgenommen habe ich ihn nicht und mit Sicherheit nie getrunken. Dann erwähnte belle ihn in ihrem Blog und auch, dass sie und Baffo ihn selbst herstellen. Das machte mich neugierig und ich googelte das Rezept. DAS Rezept? Es gab unzählige Varianten! Ich beschloss, einfach mal loszulegen. Beim Zitronen besorgen war das einzige Problem, dass es ungespritzte sein mussten, denn es geht um die Schalen! Beim Alkohol wurde es schon schwieriger, denn es sollte mindestens 90-prozentiger sein. Den gibt es in Deutschland nur in Apotheken, teuer. Aber wofür ist denn Österreich nebenan? Dort gibt es Stroh-Rum und der hat immerhin 80%! Das müsste doch gehen?
Die Vorarbeiten sind schnell erledigt, Zitronen waschen und abschälen. Ich kaufte mir sogar extra einen Julienne-Schäler, der hübsche schmale Streifen fabrizierte. Das sah nett aus, aber man sollte dann auch ein Gefäß mit weiter Öffnung nehmen. Rein kriegt man die Zitronenschalenstreifen nämlich auch durch einen engen Flaschenhals, nur später nicht mehr wieder raus! 
Dann heißt es warten!!! Mindestens 5 Wochen, ruhig auch länger, das Aroma der Schalen soll sich mit dem Alkohol vermischen. Gut Ding will Weile haben! Ich war sehr gespannt, im Allgemeinen und im Besonderen, bezüglich des Stroh-Rums. Der verfärbte die Schalen auf jeden Fall schon einmal knallorangefarben. Die Flasche/der Behälter muss luftdicht und dunkel lagern. Ich schüttelte ab und zu und kontrollierte den Flüssigkeitsstand, der aber unverändert blieb. Und weil es noch so lange dauern würde, kaufte ich eine Flasche original italienischen Limoncello und probierte schon einmal. Nicht schlecht! Aber auch nicht gerade preiswert. Meiner würde hoffentlich mindestens genauso gut (wenn nicht besser) und preiswerter werden. 


Nach 7 Wochen begab ich mich an die Vollendung. Ich kombinierte nach Gutdünken die verschiedenen Rezepturen. Den Saft der geschälten Zitronen hatte ich mitsamt dem Fruchtfleisch eingefroren und verwertete ihn jetzt mit. Das stand so nirgendwo, würde aber doch dem Ganzen noch etwas mehr Zitronengeschmack verleihen!? Schlimmstenfalls würde ich halt alles wegschütten müssen! Das Endergebnis war, nachdem es abgekühlt war, umwerfend gut!!! Zitronig sauer, durch den zugefügten Zuckersirup aber nicht zu sauer und mit schmeckbarem Promillegehalt. Den bestimmt man durch den Grad der Verdünnung selbst und ich hatte mit der Zugabe einer Flasche Vodka mit 40% noch etwas nachgeholfen, um mehr Gesamterlös zu erhalten. Ich denke, dass mein Zitronenlikör einen Alkoholgehalt von etwas über 30% hatte. Die Gesamtmenge betrug gute 2 ½ Liter leckeren, goldorangenen Limoncello. Es stellte sich dann schnell heraus, dass der Zitronensaft sich vom Likör absetzte. Das tat aber dem Geschmack keinen Abbruch und einmal schütteln vor dem Einschenken behob dieses „Problem“.

Mein Fazit: Absolut wiederholenswert!!! Die neuen Schalen schwimmen schon wieder.
Hier ist MEIN Rezept:
• 7-9 Zitronen, ungespritzt
• 1 Flasche Stroh-Rum (80%) oder 1/2l reinen Alkohol (90%)
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• 1l Wasser
• 500g Zucker
• Saft/Fruchtfleisch der Zitronen (tiefgefroren)
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• 1 Flasche Vodka (1/2l, 40%)
• Zitronenschale in Streifen abschälen und ca. 6 Wochen im Rum/Alkohol ziehen lassen (abgedunkelt und luftdicht)
• Flüssigkeit abgießen (die Zitronenschalenschnitze kleinschneiden und beliebig verwenden)
• Wasser und Zucker verrühren und einmal aufkochen, den gefrorenen Zitronensaft darin auftauen lassen
• die Flüssigkeit wieder zum Kochen bringen und 20 Minuten leicht köcheln lassen (nicht mehr rühren)
• die Flüssigkeit abkühlen lassen
• Rum und Vodka dazugeben, durch ein Sieb (oder Kaffeefilter) und einen Trichter in Flaschen abfüllen und kaltstellen
• ergibt ca. 2 1/2l Limoncello
• gut gekühlt servieren
written by Ingrid
photos taken with iPhone
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