Ihr erinnert euch an den netten älteren Herrn, der im letzten Beitrag in Peñiscola neben Uschi auf den Steinen saß? “Papa Luna” haben wir ja schon öfter mal erwähnt und eure (und unsere) Geschichtskenntnisse aufgefrischt mit Wikipedia-Wissen. Papa (Papst) Luna war einer der Gegenpäpste (pseudopapa, antipapa) zu dem amtierenden in Rom. Zur Aufstellung von Gegenpäpsten kam es, weil sich z. B. das Kardinalskollegium spaltete oder der Kaiser bzw. römische aristokratische Familien in die Papstwahl eingriffen. Im Laufe der Zeit soll es zwischen 25 und 40 Gegenpäpste gegeben haben und einer von ihnen war “unser” Papa Luna. Er hatte übrigens nichts mit dem Mond zu tun, wie sein Name vermuten ließe, sondern hieß offiziell Pedro Martinez de Luna y Gotor oder verkürzt Pedro de Luna. Sein späterer Papstname war Benedikt XIII. Ab 1309 residierten insgesamt sieben von der gesamten Kirche anerkannte Päpste in Avignon und erst Gregor XI ließ sich 1377 zur Rückkehr nach Rom überzeugen (wohin ihn Pedro de Luna begleitete, damals noch als Kardinal). Die französischen Kardinäle (die die Mehrheit im Kardinalskollegium stellten) erkannten dies jedoch nicht an und erklärten den Heiligen Stuhl daraufhin für vakant. Bis 1417 gab es daraufhin einen Papst in Rom und einen Gegenpapst in Avignon, von 1394 an war es Benedikt XIII als Nachfolger des in Avignon im Exil lebenden Papstes Clemens VII. Erst das Konzil von Konstanz (1414-1418) beendete die Spaltung der lateinischen Kirche. Benedikt XIII widersetzte sich der Absetzung durch das Konzil und zog sich, seiner Definition nach immer noch als Gegenpapst, auf die Bergfestung in Peñiscola zurück, wo er im Alter von 90 Jahren (!) starb.
Soweit ein kleiner Teil der verwirrenden Geschichte der lateinischen Kirche des Abendlandes. Hochinteressant, wenn man sich genauer damit beschäftigt und absolut unverständlich bzw. nicht nachvollziehbar aus heutiger Sicht. Oder doch???
Okay, wir sind auf einem sehr schönen Campingplatz ganz in der Nähe von Avignon. Das Städtchen heißt Remoulins, der Campingplatz “La Sousta”. Ein parkähnliches Gelände mit wunderbar altem Baumbestand. Kleine, nicht als solche gekennzeichnete oder abgeteilte Parzellen, die Bäume regeln das. Die große Fläche, auf der wir stehen, ist vermutlich in zwei Plätze unterteilt, aber jetzt in der Nebensaison interessiert das niemanden. Nicht viele Plätze sind für uns anfahrbar, die Bäume!
Und endlich macht sich auch unsere Investition vom letzten Frühjahr bezahlt! Nach unseren Strom-Schwierigkeiten in Palavas-les-Flots hatten wir uns im dortigen Yachthafen bei einem Schiffsausrüster einen Adapter von französischem Stecker auf Euro-Stecker “basteln” lassen. Und ohne den wären wir jetzt auch hier wieder aufgeschmissen gewesen. Wir befinden uns in Frankreich! Hier gehen die Uhren noch etwas anders als in der übrigen Welt, siehe das Toiletten-Foto vom letzten Beitrag. 😉
Nur wenige hundert Meter von uns entfernt befindet sich das UNESCO-Weltkulturerbe “Pont du Gard”. Erstaunlicherweise kostet der Campingplatz auch in der Hauptsaison nur die Hälfte von dem, was man in Spanien an der Mittelmeerküste bezahlt. Aktuell müssen wir € 15,30 für den Platz incl. 2 Personen bezahlen, Flitzi kostet nichts extra. Für Strom werden noch einmal pauschal € 4,10 fällig. WLAN gibt es, aber nicht kostenfrei, sondern mit € 4/Tag ganz schön happig! Die Dame an der Rezeption klärte uns nicht darüber auf, dass man mit einem Zugang zwar nicht parallel, wohl aber nacheinander online gehen konnte! Also investierten wir noch einmal € 8!
Den Pont du Gard fuhren wir heute als erstes an, aber die Parkplatzpreise ließen uns ganz schnell wieder umkehren. Also erst den Stadtbummel. Danach brachten wir Flitzi auf unseren Platz und liefen die paar Meter zu Fuß, um dann festzustellen, dass nicht nur das Parken kostet, sondern man ohne Eintritt zu bezahlen nirgendwo hinlaufen darf.
Die spinnen wohl, die Römer – ähh, die Franzosen! Wir versuchten es noch von der anderen Seite bzw. vom anderen Flussufer aus, gleiches Ergebnis. Und die Gegend ist so waldreich, dass man absolut keine Chance hat, auch nur ein Zipfelchen des Aquäduktes zu sehen!!! Vielleicht hätten wir es uns noch überlegt, aber es war schon 18 Uhr und um 19 Uhr wird der Pont du Gard geschlossen! Früher haben bestimmt die Römer um diese Zeit das Wasser abgestellt! Es bleibt uns also nur, euch einen Link zu, ihr wisst schon, Wikipedia anzubieten: “hier” 😉
Bei Avignon waren wir uns beide nicht sicher, ob wir in früheren Jahren schon einmal hier gewesen waren. Es ist eine sehr schöne und typisch französische Stadt. Rundherum von einer noch vollständig erhaltenen Stadtmauer umgeben, innen sehr mittelalterlich anmutende Gässchen und Straßen. Und wunderschöne, sehr stylische Geschäfte mit Schaufenstern, wie es sie eben nur in Frankreich gibt. Ich mag ja Spanien inzwischen sehr, aber Frankreich ist einfach eine alte Liebe von mir, gewachsen aus etlichen Urlauben in den 80er-Jahren mit Zelt und Hund und 2CV. In Spanien sind alte, verfallende Häuser einfach nur alte, verfallende Häuser, in Frankreich haben auch sie noch einen unerklärbaren morbiden Charme. Und selbst die kleinsten Dörfchen haben Charisma. Auch hier fällt der Putz von den Wänden, sind Häuser unbewohnt, aber da blüht ein Oleander hinter einem rostigen Balkongeländer oder es stehen zwei wackelige Holzstühle und ein kleiner Tisch mit gusseisernem Gestell direkt neben der Straße und laden zum Verweilen ein. Ich habe den Eindruck, dass es den Franzosen wichtiger ist als den Spaniern, auch mit wenigen Mitteln ihre Häuser, Dörfer, Städte ansprechend und schön zu gestalten. Mein Herz schlägt für Frankreich und ich möchte mal wieder länger hier sein als immer nur kurz auf der Durchreise.
À bientôt!
P.S.: Wie immer könnt ihr die Fotos durch anklicken auf Originalgröße bringen und den Fototext lesen, wenn ihr den Mauszeiger auf das Foto führt.