Wir stehen jetzt seit fast zwei Wochen auf der “Parzelle” mit der Nummer 80. Wie Ingrid schon erwähnt hat, stehen wir nahe an der Ver- und Entsorgungsstation – kurz auch V+E-Station genannt – und haben dadurch einen sehr kurzen Weg zum Abwassergully und dem Toilettenausguss sowie zum “Wasserspender” für Kleinmengen, sprich 10l Wasser (eine Gießkanne voll) für ein 10-Cent-Stück. Außerdem gibt es an der Wassersäule hinter dem Toilettenausguss noch einen Gardena-Anschluss für einen (eigenen) Wasserschlauch. Hier kann man für 1 Euro 100 Liter Trinkwasser bunkern.
Und weil wir hier so nahe “am Geschehen” stehen, sehe vor allem ich meistens am Vormittag bei meinen “Frühstücksvorbereitungen” den “Benutzern” dieser Einrichtungen bei der Benutzung derselben zu. Dabei fielen mir des öfteren die unterschiedlichen “Arbeitsweisen” der Mobilisten auf, oft war es zum Schmunzeln, öfters konnte ich nur den Kopf schütteln und ab und zu fing ich unwillkürlich an zu schimpfen, was dann sogar Ingrid auf den Plan rief. Nun versuche ich, einige “Darbietungen” der letzten Tage zu beschreiben:

: Ein Mobilist mit hellblauem Oberhemd (ohne Krawatte) und Anzughose lief mit zwei 5l-Wasserkanisterchen auf die V+E-Station zu. Er fand sofort die Wassersäule mit Münzeinwurf für einen Euro, aber den seitlich angebrachten Wasserhahn mit zugehörigem blauen Zeichen für Trinkwasser fand er auch nach etwa 30 Sek. immer noch nicht, sein Glück! In der Zwischenzeit kam ein anderer Mobilist dazu, er wusste um die andere Wassersäule und ihre Funktion und ersparte dem mit dem hellblauen Hemd einen Euro für 100l auf zwei 5l-Kanister (!) verteilt, er spendierte ihm sogar ein 10-Cent-Stück für den Kleinmengenautomaten.

: Ein Mobilist, etwas klein aber dafür fülliger, geht zu den Mülltonnen, die am Rand der VE-Station stehen. Er öffnet die blaue Tonne für Papier und entsorgt etwas aus Papier. Dann, urplötzlich, stürzt er sich kopfüber in die Tonne, nur die Beine hängen noch raus. Als er wieder auftaucht, hat er…nein, keinen vorher hineingefallenen Schlüssel oder einen Geldbeutel in der Hand, sondern… die Bildzeitung des Tages.
: Ein Mobilist steht mit seinem Mobil in der Warteschlange und wartet auf seinen Auftritt. Damit er dann schneller an der Entsorgungsstation fertig wird als sein Vorgänger, dreht er sein Mobil mühevoll auf dem Weg schon mal um und fährt, als er an der Reihe ist, sauber rückwärts an den Gully ran. Da fragt seine draußen schon wartende Beifahrerin, wo denn der Abwasserstutzen wäre. Antwort durchs offene Fenster: “Na da, vor dem Hinterrad.” Sie sucht und findet nichts, keinen Stutzen, nichts. Er steigt aus, schaut selbst, sagt nichts, steigt ein und dreht seinen Hymer mühevoll wieder um, und siehe da, auf der Fahrerseite gibt es den gesuchten Stutzen, vor dem Hinterrad!!!

: Ein Mobilist möchte passgenau (d. h. Abwasserstutzen direkt über dem Gully) sein Abwasser entsorgen. Zur Einweisung steht auch wieder seine Beifahrerin in Hab-acht-Stellung und winkt in rückwärts, gehorsam bewegt er sein Mobil langsam rückwärts, sie winkt und winkt und winkt, er fährt und fährt und…hält an. Aus dem Fenster heraus meint er lapidar: “Das kann nicht sein, soweit vorne haben wir unseren Abwasserstutzen nicht.” Die Dame hatte irgendein Teil hinter dem Vorderrad im Visier, hat aber dann doch noch den Ablassstutzen weiter hinten gefunden und ihren Fahrer wieder vorwärts gelotst, bis es gepasst hat. Am Ende hat der gute Mann dann doch noch sein Abwasser sehr ordentlich entsorgt, im Gegensatz zu manch anderem.
: Ein Mobilist fährt genau zwischen Gully und Wassersäule, die für 100l, und kriegt nach längerer Wasserschlauchsuche und noch längerer Suche nach dem Gardena-Anschlussstück seinen Wasserschlauch angeschlossen, 10-15 Meter Schlauch liegen hingeschmissen auf dem Boden. Der Wasserhahn wird aufgedreht – upps – kein Wasser? Münzeinwurf entdeckt, eine Euromünze geholt und reingeworfen, Wasser kommt mit viel Druck sofort und somit sehr überraschend für den Münzeinwerfer, seine Begleiterin und einen zufällig dabeistehenden “Abwasserentsorger”, huuuch! Das sich flott drehende Schlauchende wird eingefangen und in den Füllstutzen des Wassertankes gestopft, na ja, 80l reichen ja auch.
: Bevor derselbe Kanditat den Wasserspielplatz verlässt, lässt er noch schnell mit 2m Abstand zum Gully sein Dreckswasser direkt auf die Straße laufen, FERKEL! Nochmal kurz rangieren war dem Herrn wohl zu zeitaufwändig.
: (unappetitliche bis eklige Angelegenheit, weiterlesen freiwillig!)
Ein Mobilist mit einem Toiletten-Festtank (wie das Wort schon sagt fest unter dem Wohnmobil eingebaut mit Ablassstutzen im Gegensatz zu den tragbaren Kassetten) wollte entsorgen. Wir haben in USA gelernt: Erst den flexiblen Schlauch ins immer vorhandene passende Entsorgungsloch stecken und mit Schuh oder Stein vorsichtshalber fixieren. Dann den Schieber des Toilettentanks ziehen, wenn nichts mehr kommt, zusätzlich Schieber des Abwassertankes öffnen und mit dem Abwasser den Schlauch spülen. Zum Schluss noch mit Wasser “flushen”, d. h. beide Festtanks und den flexiblen Abwasserschlauch über einen Extraschlauchanschluss spülen. Doch zurück zu unserem Kandidaten. Ich wurde zwar nicht Zeuge der wohl unsachgemäßen Entsorgung, wurde allerdings beim Entleeren unseres Abwasserrollwagens am Gully mit hinterlassenen “Feststoffen” auf dem Asphalt und unter dem Gullygitter konfrontiert. Der Übeltäter war zu diesem Zeitpunkt noch beim Wasserfassen. Nach vielen schlechten Erfahrungen mit männlichen Wohnmobilisten, die ich auf ein Fehlverhalten hingewiesen habe und dann aufs Übelste beschimpft worden bin (gäbe auch einen Blogeintrag), beschwerte ich mich dieses Mal ungern aber umgehend beim Betreiber. Zurück auf unserem Platz sah ich doch wirklich, wie der “Entsorger” im Gespräch mit der Frau des Betreibers ihr bedeutete, entweder, dass ich das wohl gewesen sei (?) oder, dass ich ihn verpfiffen hätte (???)! Ich wurde jetzt richtig wütend, stellte ihn zur Rede und erklärte dabei, dass ich sogar versucht hätte, mit meinem Abwasserschwall seine Hinterlassenschaften mit hinunter zu spülen. Und jetzt kam leider wieder das Übliche, er beschimpfte mich!
Am darauffolgenden Tag konnte ich dann einen Mobilisten beobachten, der ganz selbstverständlich mit einem Eisenhaken das Gullygitter entfernte, um dann sachgemäß seine Festtanks zu entleeren und nachspülte, wie wir es in USA gelernt hatten, KLASSE! 
An dieser Stelle möchte ich noch ein paar Worte verlieren zu diesem eigentlich unerschöpflichen Thema: Die s c h w i e r i g e Versorgung eines Mobils mit Trinkwasser und die anscheinend n o c h s c h w i e r i g e r e Entsorgung des Abwassers und des Inhaltes einer Kassettentoilette oder eines Festtanks. Mir selbst sind diese Tätigkeiten seit über 30 Jahren Wohnmobilfahren alltäglich geworden. Ich habe im Laufe dieser Jahre einschlägige Erfahrungen mit den unterschiedlichsten Sorten von Entsorgungs-Stationen, von einfachst, sprich entsorgen direkt in einen Schacht für alles ohne Chemiezusätze (schweren Eisendeckel vorher wegwuchten) bis hin zu den modernen Sani-Stationen mit ihren Gebrauchsanweisungen, teilweise in mehreren Sprachen (Lesebrille unter Umständen nötig) und Schlitzen für unterschiedlichste Münzen an den unterschiedlichsten Stellen der Automaten.
Da erinnere ich mich doch wieder mit ein klein wenig Wehmut an die einfachen, immer gleichen V+E-Systeme auf Camping- oder RV-Plätzen in USA und Kanada: Immer an der fahrerseitigen hinteren Ecke des Platzes, weil alle amerikanischen Mobile ihre Entsorgungsstutzen für Festtanks der Toilette und des Abwassers an der hinteren Ecke der Fahrerseite haben. Wenn keine V+E direkt am Platz vorhanden war, gab es immer noch eine gut anfahrbare Ver- und Entsorgungsstation ohne manchmal etwas schwierig zu verstehende Funktion von Münzautomaten.
Zum Schluß noch der Spruch des Tages:
Leben ist Reisen – Reisen ist (Er-) Leben
written by Uschi
photos taken by Ingrid with iPhone
P.S.: Wie immer könnt ihr die Fotos durch anklicken auf Originalgröße bringen und den Fototext lesen, wenn ihr den Mauszeiger auf das Foto führt.