Letztens wurden wir in einem Kommentar gefragt, wie wir es nur aushalten im Winter in Deutschland?!?! Die Anfrage kam aus dem warmen Portugal, das diesen Winter aber so warm auch nicht ist. Ja, wir können die Frage verstehen, haben wir doch vor wenigen Jahren auch noch mitleidsvoll im Winter von Spanien nach Deutschland geschaut und alle die bedauert, die dort ausharren mussten. Wie also kommt es, dass wir jetzt schon den 3. Winter hintereinander freiwillig in Deutschland bleiben???
Mein erstes Mal Winter in Spanien war 2002/2003 und ich weiß noch genau, wie toll ich es fand, im Dezember in Sommerbekleidung draußen in der Sonne sitzen zu können und abends nur eine leichte Jacke überzuziehen. Im Wetterbericht sah man dann, wie kalt es gleichzeitig in Deutschland war! „Freu dich, du bist in Spanien!“ war ein oft gesagter und gehörter Satz. Die nächsten drei Winter mussten wir berufsbedingt zwangsläufig wieder in Deutschland verbringen und es war klar, dass wir bei der ersten sich bietenden Gelegenheit nach Spanien und/oder Portugal entschwinden würden. Wir mussten noch bis 2006/2007 warten. Den Winter verbrachten wir zum letzten Mal mit zwei Mobilen, Oscarlotta war schon bestellt und Frieda, mein altes Wohnmobil, opferte sich heroisch beim stärksten Orkan, den wir je erlebt haben und verhinderte, dass ein entwurzelter Baum auf den schon in Zahlung gegebenen Flair von Uschi fiel. Im Winter darauf fuhren wir zum ersten Mal zusammen in unserer niegelnagelneuen Oscarlotta! Die war nun etwas größer geraten, das Einparken im 90-Grad-Winkel in die Stellplatzbuchten mit gegenüberstehenden Wohnmobilen gestaltete sich schon etwas schwieriger als früher. Und nicht alle Plätze kamen noch für uns in Frage! Meistens waren die ausladenden Äste der Maulbeerbäume das Haupthindernis. Beim nächsten heftigen Sturm hielt es uns nicht unter den einzelnen Pinien, zu frisch war noch die Erinnerung, aber auf den einzigen einigermaßen ausreichenden Platz in der Nähe passte Oscarlotta nur diagonal. Das war uns an dem Abend aber sowas von egal! Die nächsten fünf Winter gab es gar keine Frage, wir fuhren nach Spanien. Ohne Mietwagen vor Ort, mit Mietwagen vor Ort, große Umrundung der Iberischen Halbinsel, 10-tägiger Hotelaufenthalt auf Mallorca, Rückrufaktion durch Krankheit von Uschis Vater, schließlich Mitnahme unseres Smarts. Der ermöglichte uns schöne Ausflüge in die nähere und weitere Umgebung und wir hatten nicht, wie bei einem Mietwagen, das Gefühl, nun jeden Tag fahren zu müssen, um den Mietpreis auszuschöpfen. Rein rechnerisch wäre ein Mietwagen trotzdem preiswerter gewesen, aber in Deutschland konnten wir ein flitziges Einkaufsauto auch gebrauchen. Dann konkretisierten sich unsere Pläne, unseren ersten gemeinsamen Nordamerika-Aufenthalt zu realisieren. 3 Monate wollten wir los, von Ende Mai bis Ende August 2013. Üblicherweise kamen wir erst Mitte Mai von Spanien zurück, vorher braucht man auf der Schwäbischen Ostalb nicht aufzuschlagen, wenn man nicht in die Gefahr von verspäteten Schneefällen kommen will.
Das kollidierte also etwas miteinander, ging aber nun nicht anders, außer wir hätten auf Spanien verzichtet. Das wollten wir allerdings nicht, noch nicht. Auch den nächsten Winter stand Spanien auf dem Plan, aber da merkten wir schon ganz deutlich, dass langsam die „Luft raus“ war. Wir waren reisemüde, Spanienmüde, wollten keine Ausflüge mehr machen, wollten aber auch nicht dauernd weiterfahren, um neue Eindrücke zu bekommen, Wir hatten so viele Eindrücke von unserer Nordamerika-Tour noch zu verarbeiten, dass wir einerseits froh waren, an ein und demselben Campingplatz stehenbleiben zu können, andererseits uns das alltägliche Rentner-/Camperleben zunehmend auf die Nerven ging, mir noch mehr als Uschi. Wir hatten schon vieles gesehen in Spanien. Portugal wäre noch einmal eine Option gewesen, aber wir machten auf der Weiterfahrt die Erfahrung, wie voll es inzwischen überall geworden war und dass man teilweise schon keine Plätze mehr vorreservieren konnte, zumindest nicht kurzfristig. Oscarlotta brauchte halt einen etwas größeren Platz. Und wir legen uns doch so ungern fest! Und nein, die Freihsteher sind wir nicht, aus diversen Gründen. Den nächsten Winter bleiben wir in Deutschland! Wer diesen Gedanken zuerst aussprach, weiß ich nicht mehr. Im Oktober beratschlagten wir noch einmal, mit dem Ergebnis, den kommenden Winter bleiben wir wirklich in Deutschland. Wir wollten wissen, ob wir es noch können, Winter in Deutschland, Minusgrade, grauer Himmel, vielleicht Schnee, sicher Regen, aber auch deutsche Weihnachtsmärkte, Adventsstimmung (die in Spanien nicht aufkommt), Kino und anderes, das Spanien nicht zu bieten hat oder wir es dort nicht nutzen können, u. a., weil unsere spanischen Sprachkenntnisse dafür nicht ausreichen. Ich hatte inzwischen fast schon eine Spanien-„Allergie“, nachzulesen „hier„. Der Winter wurde gut! Wir buchten mehrere Monatsabos hintereinander in einem Fittnessstudio, wir blieben im klimatisch begünstigten Heidelberger Raum, wir pflegten Körper und Seele. Schaut selbst, falls ihr damals noch nicht bei uns gelesen habt. In der Suchmaske ab November 2014 werdet ihr fündig. In diesem Winter kam die Idee zum Kauf eines kleinen „Reise“mobils auf, das wir nach Nordamerika verschiffen könnten, denn wir wollten unbedingt noch einmal dorthin und diesmal nicht nur 3 Monate. Daraus wurde, wie ihr wisst, die Familienerweiterung durch Big Fix mit Boxi. Nachzulesen von Anfang an „hier„. Damit war auch klar, dass der Winter vor und der Winter nach sechs Sommermonaten USA/Kanada nicht in Spanien stattfinden würde. Aber das habt ihr ja alles mitverfolgt!
Und wie ist es nun im Winter in Deutschland? Kommt drauf an. Auf die Einstellung, auf die Erwartungen, auf die aktuellen Bedingungen. So, wie in Spanien/Portugal nicht alle Winter gleich sind, sind sie es auch in Deutschland nicht. Wir hatten Glück, wenig Schnee, wenig Regen, aber natürlich auch wenig Sonne. Umso mehr freut man sich dann, wenn sie da ist!!! Spaziergänge am Meer in eiskalter Luft können, warm eingepackt, toll sein, wenn danach ein muckelig warmes Wohnmobil wartet. Viele Gasflaschen braucht man allerdings. Die Stell- und Campingplätze sind halb bis ganz leer, man kann sich den schönsten Platz aussuchen und hat nicht den nächsten Nachbarn zwei Meter neben sich kleben. Preiswerter als sonst ist es auch. Wenn das Wetter ganz bescheiden ist, bleibt man mit gutem Gewissen drinnen und zelebriert einen Höhlentag. Nein, wir bekommen keine Langeweile! Wir machen ja keinen Kurz- und auch keinen Langzeiturlaub, sondern leben inzwischen seit 13 Jahren (ich) und 15 Jahren (Uschi) dauerhaft in unseren Mobilen. Was bedeutet, wir leben unseren Alltag mit den notwendigen Alltagserledigungen, wir üben unsere Hobbies aus, wir pflegen unsere sozialen Kontakte und wir genehmigen uns ab und zu einen Urlaubs- oder eben einen Höhlentag. Wir finden es übrigens sehr witzig, wie dieser Begriff, den wir vor Jahren mal erfunden, aber natürlich kein Copyright darauf haben,
Kreise zieht und inzwischen von einigen Blogschreibern verwendet wird. Was wieder ein Beweis dafür ist, dass Höhlentage länderübergreifend sind und auch im sonnigen, warmen Süden Europas möglich sein können. Wir verfolgen die Überwinterung mehrerer Blogschreiber und, ganz ehrlich, ein Gefühl von Bedauern, Neid oder der Gedanke, dort wäre ich jetzt auch gerne, kommt (fast) nie auf. Wir lesen von drangvoller Enge auf Camping- und Stellplätzen und wir lesen von der ständigen Befürchtung bei den Freistehern, von der örtlichen Polizei bestenfalls verscheucht und schlimmstenfalls mit heftigen Bußgeldern bestraft zu werden. Das alles kommt für uns absolut nicht in Frage! Den damit verbundenen Stress können für uns auch die Sonne und die im Schnitt höheren Temperaturen nicht ausgleichen. Heißt das nun, dass Spanien im Winter für alle Zeiten für uns gestorben ist? Wir wissen es nicht…
written by Ingrid
photos taken with iPhone
P.S.: Wie immer könnt ihr die Fotos durch anklicken auf Originalgröße bringen und den Fototext lesen, wenn ihr den Mauszeiger auf das Foto führt.