Phönix

 
 
Also, ganz wie ein Phönix aus der Asche sieht meine 35 Jahre alte „Ente“ nicht aus, aber nachdem sie die letzten 8 1/2 Jahre in einer Halle in Ostfriesland untergestellt war und nicht mehr bewegt wurde, ist sie doch stark optimierungsbedürftig, um es positiv auszudrücken. Zwinkerndes Smiley
 
Phönix
 
Phönix ist meine fünfte Ente und eine der letzten überhaupt, die Produktion wurde von Citroën im Jahr 1990 eingestellt. Ich habe, bis auf einen „Ausrutscher“, ein Fiat 126, weil ich mangels Motoröl prüfen den ersten Entenmotor geschrottet hatte, nichts anderes gefahren und bin auch heute noch Entenliebhaber. Verliebt Früher war eine Ente ein großes Auto, zumindest ein hohes, auf Parkplätzen musste man nicht nach ihr suchen, sie überragte alle anderen PKWs. Das ist heute nicht mehr so! Der Fiat 126 konnte ihr nicht ansatzweise das Wasser reichen, hatte er doch nur zwei Türen und den Motor hinten, was bedeutete, dass der „Kofferraum“ vorne war und nur Platz bot für eine größere Aktentasche. Enten haben vier Türen und einen im Verhältnis zur Fahrzeuggröße riesigen Kofferraum, der noch einmal erweitert werden konnte, wenn man das darin gelagerte Reserverad nach vorne in den Motorraum auslagerte. Ich war jahrelang im Sommer in Frankreich unterwegs, mit Mann, Hund und einer kompletten Campingausrüstung. Keine meiner Enten hat mich je ernsthaft im Stich gelassen!
 
Ente 1Ente 2Ente 3Ente 4Ente 5
 

Ich habe meine Autos immer neu gekauft und nach 3-4 Jahren wieder verkauft bzw. in Zahlung gegeben. Es war mir wichtig, mich darauf verlassen zu können, dass sie anspringen, wenn ich losfahren möchte/muss. Und das mit dem Motorenöl habe ich dann ja auch gelernt. Zwinkerndes Smiley Meinen Führerschein habe ich während meiner Studienzeit in Siegen gemacht, eine Stadt, in der man aufgrund ihrer vielen Hügel besonders gut das Anfahren am Berg lernt. Warum ich unbedingt eine Ente als erstes eigenes Auto wollte, weiß ich gar nicht mehr, aber ich weiß, dass es eine postkastengelbe sein sollte. Ich fragte meinen Vater, der Banker war, ob er mir einen Kredit besorgen könne. Er erklärte mir, dass man für eine Kreditbewilligung eine Eigenbeteiligung vorweisen müsse und wenn ich den Betrag zusammen hätte, dann würde er mir weiterhelfen. Damit war das Hirngespinst seiner Tochter für ihn, glaube ich, erledigt. Für mich nicht. Ich ging nicht mehr nur ab und zu babysitten und ich besorgte mir Putzjobs. Ich fuhr nicht mehr jedes Wochenende nach Hause und begründete es meinen Eltern gegenüber damit, dass ich soviel lernen müsse. Irgendwann hatte ich das Geld zusammen, konfrontierte meinen Vater mit seinem Versprechen und hatte als Kreditgeber dann nicht die Bank, sondern ihn. Als das erste Gehalt in Sicht war, kaufte ich für damals 5999 DM meine erste Ente. Aus postkastengelb wurde mangels Angebot nur pipigelb, aber das machte nichts, ich war happy. Verliebt
Als bekannt wurde, dass ab 1990 keine Enten mehr produziert werden würden, war meine 4. Ente erst ca. 1 1/2 Jahre alt. Was also tun? Sie so lange fahren, wie sie es mitmachen würde oder noch einmal neu kaufen? Ich entschied mich für letzteres und fragte den Händler, ob er sie mir für eine Weile unterstellen könne? Er sagte zu, solange er im Untergeschoss den Platz nicht anderweitig brauchen würde und er wollte auch kein Geld dafür haben. Ich glaube, er ist damals von einem Vierteljahr oder so ausgegangen, es wurden aber gute 2 Jahre! Ich verkaufte Ente 4 und nahm Nummer 5 in Gebrauch. Und weil klar war, dass das meine letzte Ente sein würde, wurde sie ein wenig „aufgebrezelt“. Alles, was es (auch) in Chrom gab, wurde verbaut oder ausgetauscht. Kotflügelschutz, Lampen, Stoßstangen, Felgen, Haubengriff, Kofferträger. Letzterer war nur noch Zierde, im Gegensatz zu dem auf der roten und der grauen Ente, der so modifiziert worden war, dass er wirklich einen großen Koffer und den Zeltsack transportiert hat. Aber bei Ente 5 hatte sich meine Lebenssituation schon so geändert, dass klar war, dass ich damit keine Campingurlaube mehr machen würde. Und so war sie auch nie in Frankreich unterwegs. Trauriges Smiley

Die Urlaube machte ich ab 1997 mit meinem ersten Wohnmobil und Phönix wurde ausschließlich Alltagsauto. Als ich ab 2002 dauerhaft auf der Schwäbischen Ostalb war, stand sie in Bochum in der Garage und wurde nur noch gefahren, wenn ich ab und zu für ein bis zwei Wochen zu Besuch kam.
Auf Schalke Im Dezember 2005 waren Uschi und ich mit zwei Mobilen auf der Fahrt nach Sylt in Gelsenkirchen „Auf Schalke“ und lernten dort Ulrich kennen, der sich als Entenflüsterer entpuppte. Ich holte die Ente aus der Garage und seine Augen strahlten, als er sie sah. Ob ich schon einmal eine Hohlraumversiegelung habe machen lassen? Nein, sollte man? Ja, wäre schon gut und wenn ich wollte, würde er das machen. Also fuhren wir unsere Wohnmobiltour und ließen die Ente in seiner Obhut. Es wurde dann etwas mehr als nur eine Hohlraumversiegelung! erstauntes Smiley
 
armes Entlein
 
Schon länger hatte ich darüber nachgedacht, Enti auf die Ostalb zu holen, in Bochum in der Garage stand sie den größten Teil des Jahres wieder nur rum. Die Frage nach dem Wie beantwortete ebenfalls Ulrich. Er und seine Frau kamen uns in ihrem Wohnmobil an einem Sommerwochenende besuchen und im Schlepptau fuhr sein Freund Manni mit Enti hinterher. Die 500 Kilometer schafften sie ohne Probleme, nur Manni hatte einen heftigen Sonnenbrand auf der Stirn, war er doch mit offenem Dach und ohne Kappe gefahren. Cooles Smiley
 
wieder vereint
 
Uschi vertraute der Ente nie so richtig und die Steigungen der Schwäbischen Alb mit bis zu 16% forderten den 29-PS-Motor tatsächlich so, dass die Steigung zum Campingplatz hoch streckenweise nur im 2. Gang zu bewältigen war. Versagt hat sie aber nie!
Enti + Flitzi 2012 lief uns im Ruhrgebiet Flitzi über den Weg und ab da stand Enti wieder mehr rum, als dass sie gefahren wurde. Ich erfreute mich zwar jeden Tag an ihrem Anblick, hatte auch einen Winterabstellplatz bei einem Bauern gefunden für die Monate, in denen wir in Spanien waren, aber eine Dauerlösung war das nicht. 2015 hatten wir mit dem Ziel, im nächsten Sommer nach USA/Kanada zu verschiffen, Fix und Boxi gekauft und planten eine Dänemark-Reise. Das war die Gelegenheit, die Ente wieder zu Ulrich zu bringen, der inzwischen in Ostfriesland lebte. Ein schwerer Entschluss, der mich einige schlaflose Stunden und nicht wenige Tränen gekostet hat und nach einem Gespräch mit Ulrich entschied ich mich, sie nicht sofort zu verkaufen, sondern wieder einmal auf unbestimmte Zeit unterzustellen. Sei es, um sie vielleicht doch irgendwann noch einmal zu fahren oder auch nur, um ihren Wert zu steigern. Augen rollendes Smiley

 
ungewisse Zukunft+ 100000
 
Und so schließt sich der Kreis, fast 9 Jahre später. Der Wert hat sich mehr als verdoppelt, es gibt fast keine Enten mehr, zumindest in Deutschland sieht man sie nur noch ganz selten, in Frankreich mag das anders sein. Und ich werde sie wieder fahren und wenn es nur einen Sommer lang sein sollte. Enti ist wieder bei Ulrich in Ostfriesland, ich bin in Ostfriesland und bis sie wie ein Phönix aus der Asche entsprungen aussieht, vergehen vielleicht noch ein paar Wochen. Der Jetztstand sieht so aus:
 
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Passt auf euch auf und bleibt gesund und trotz allem zuversichtlich!

written by Ingrid
photos taken with iPhone and ?

P.S.: Wie immer könnt ihr die Fotos durch anklicken auf Originalgröße bringen und den Fototext lesen, wenn ihr den Mauszeiger auf das Foto führt.

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