Passend zur globalen Weltlage, die immer skurriler und besorgniserregender wird, haben auch wir nichts erbauliches zu berichten. Inzwischen sind wir schon froh, wenn nichts außergewöhnliches passiert und hangeln uns von einem Tag zum anderen, wohl wissend, dass unsere Lebensuhr laut und lauter tickt.
Das, was ihr jetzt zu lesen bekommt, ist lang und wenig erfreulich, also überlegt euch, ob ihr euch das überhaupt antun wollt und, falls ja, teilt es euch fallweise auf.
Die diversen Widrigkeiten, selbstgemacht oder unvermeidlich, haben einen größeren Anteil als wir es uns wünschen würden und beschneiden zu oft unser Wohlbefinden.
Fall 1:
Ich fange mal mit der Preisgestaltung von Wohnmobilstellplätzen an. Überwiegend sind im Übernachtungspreis zwei Personen enthalten. Seltsam wird es für uns, wenn ab der 3. Person eine Zusatzgebühr erhoben wird. Das kann ja nur bedeuten, dass davon ausgegangen wird, dass jede (weitere) Person Kosten verursacht, in Bezug auf das zusätzliche Aufkommen von Abwasser, Müll und Fäkalienentsorgung. Im Umkehrschluss ersparen wir (alle Einzelfahrer) dem Platzbetreiber also die Kosten für die zweite Person. Spricht man das Problem an, bekommt man in der Regel zu hören, dass man sich darüber noch gar keine Gedanken gemacht habe. In wenigen Fällen bekommen wir die Gebühr, die für jede weitere Person berechnet wird, abgezogen, meistens gibt es nur ein mehr oder weniger sichtbares Schulterzucken auf Seiten des Betreibers/der Rezeptionsmitarbeiter und Frustration bis Ärger auf unserer Seite. Und ab und zu fange ich an, hartnäckig nachzufragen, meistens schriftlich und vorab. So, wie vor einigen Wochen bei einem noch relativ neuen und relativ teuren Stellplatz in Dänemark kurz hinter der deutsch-dänischen Grenze an der Nordseeküste. Auf meine Anfrage mit Verweis auf die oben aufgeführten Fakten wurden mir die auf der Webseite aufgelisteten Preise bestätigt, auf mein Anliegen wurde nicht eingegangen. In solchen Fällen fangen meine Steinbockhörner unter meiner Kopfhaut an zu jucken! Manchmal machen sich Menschen einfach nicht die Mühe, die Argumentation des Gegenübers verstehen zu wollen, manchmal sind sie dazu auch nicht in der Lage. Ich antwortete wie folgt:
„Hej I…!
Deine Antwort hat mich nicht überrascht, aber dennoch enttäuscht. Ich finde eure Preisgestaltung ungünstig und ungerecht allen Alleinfahrern gegenüber. Davon gibt es eine Menge, sie sind teilweise in Gruppen organisiert und fahren gerne in Gesellschaft, da ja der Lebenspartner fehlt. Sie fahren durchaus auch im Winter los, da kommen die „Normaltouristen“ überwiegend nicht mehr, da viele ein Saisonkennzeichen haben. Die wenigsten Alleinfahrer werden allerdings Stellplätze anfahren, wo sie eine zweite, nicht vorhandene, Person mitbezahlen müssen. Da bietet sich dann eher ein Campingplatz an, wo man einen Preis für die Parzelle bezahlt und einen Preis für jede Person. Warum macht ihr das nicht auch so? Meistens sind doch sowieso Paare unterwegs, dann ändert sich ja für euch nichts. Und eure Einbußen bei den (sowieso schon benachteiligten) Alleinfahrern lassen sich doch bestimmt verkraften! Es wäre eine schöne Geste und sicher auch ein Werbeargument. „ALLEINFAHRER HERZLICH WILLKOMMEN! Hier zahlt ihr nicht für zwei!“ Vielleicht denkt ihr noch einmal darüber nach!?
Herzliche Grüße,
Ingrid“
Die Antwort kam unverzüglich:
„Hej Ingrid,
unsere Preisgestaltung ist auch allen, die keinen Hund haben, kein Sanitaer nutzen, unser W-Lan nicht nutzen oder die Kuechen nicht nutzen, gegenueber ungerecht, da die auch alle den normalen Stellplatzpreis bezahlen.
Das ist nun mal so, wir sind eben ein Stellplatz und kein Campingplatz.
Med venlig hilsen
I…“
Jetzt brachen meine Hörner durch und ich schrieb zurück:
„Hej I…!
Okay, ich hab’s verstanden! Eure Priorität ist der Profit, nicht die Kundenzufriedenheit. Deine Beispiele hinken, da dies alles Dinge sind, die jeder individuell für sich entscheiden kann. Dass der Einzelfahrer für zwei bezahlt, entscheidet aber ihr!
Aber wenn das nun mal so ist, belassen wir es einfach dabei und ich werde meine Alleinfahrerkollegen/-innen entsprechend informieren.
Mit trotzdem freundlichen Grüßen,
Ingrid“
Danach kam nichts mehr und natürlich werden wir diesen Stellplatz niemals besuchen!!!
Fall 2:
Wir fuhren einen Stellplatz im Emsland an, der einem ganzjährig geöffneten Campingplatz vorgelagert ist. Der Campingplatz warb mit einem Saisonangebot, 8 Monate für €800. Ja, aber das gilt nicht für das Dauerwohnen, erklärte uns die Chefin sehr bestimmt. Vorgesehen sei ein Aufenthalt an den Wochenenden, so wie bei den Dauercampern auch. Die dürften auch nur während ihres Sommerurlaubs da sein und an den Wochenenden. Alles andere würde viel zu viel Kosten verursachen, da würden sie ja nichts mehr verdienen!
Ich verzichtete darauf, ihr zu erklären, wie wenig Wasser ich brauche und wie wenig Abwasser und Müll ich produziere. Uschi hatte vorher schon nach der Benutzung der Waschmaschinen gefragt. Nein, die seien nur für die Dauercamper und für Touristen des Campingplatzes, die hätten dann ja eine Zugangskarte. Sie merkte wohl, dass wir nicht begeistert waren und rief uns hinterher, dass sie uns einen Schlüssel geben würde, der aber sofort wieder abgegeben werden müsse und auch nur vormittags. Also hingehen, Schlüssel holen, Waschmaschine befüllen, Schlüssel wieder abgeben, Schlüssel holen, Trockner befüllen, Schlüssel wieder abgeben, Schlüssel holen, Wäsche holen, Schlüssel wieder abgeben. Alles bis Mittag. Das war sogar Uschi zu viel.
Wir wollten eigentlich zwei Wochen bleiben, hatten aber in weiser Voraussicht erstmal nur für eine Woche bezahlt. Die Stellplätze waren eigentlich okay, immer am Ufer eines kleinen Sees entlang gelegen und noch auf einem extra gekennzeichneten Teil eines PKW-Parkplatzes. Dort gab es nur Strom pauschal mit teuren €3,50/Nacht, ansonsten kostete es an der Automatenstromsäule auch schon €1/kWh und dazu noch für nur 24 Stunden. Eventuell noch vorhandenes Guthaben verfiel. Abwasser oder Toilette entleeren ging ebenfalls nur gegen Bezahlung, nach dem Einwurf eines Euros öffnete sich für 3 Minuten der Bodeneinlass. Ich stand mit geöffneter Kassette bereit, Uschi warf das Geld ein und so gerade eben gelang es mir, die Kassette noch zweimal auszuspülen! Was macht man, wenn man den zweiten Spülgang nicht mehr schafft zu entleeren? In die Büsche kippen oder die viertelvolle Kassette wieder ins Wohnmobil schieben? Uschi beobachtete aus ihrem Mobil heraus, wie ihr Nachbar seine Kassette über dem geschlossenen Ausguss entleerte und ihm dann klarwurde, dass nichts ablief. Er nahm das Schild, auf dem die Bedienungsanleitung stand und das beim letzten Sturm vom Zaun abgefallen war und versuchte damit den Schieber zu öffnen, durch seine Sch… hindurch. Als er merkte, dass das nicht funktionierte, las er, was auf dem Schild stand und holte dann tatsächlich einen Euro aus seinem Mobil!
Fall 3a:
Auf dem Stellplatz in Ostrhauderfehn wurde gebaut und deswegen kostete die Übernachtung statt €9 nur €7 plus einer Strompauschale von €1,50/Nacht, da die Automaten noch nicht betriebsbereit waren. Bezahlen musste man im benachbarten Rathaus und schon dort erfuhr Uschi im Gespräch mit der freundlichen Angestellten, dass man leider seit Jahren Probleme mit einigen Jugendlichen habe, die sich ein Vergnügen machen würden, die Gäste zu stören, zum Beispiel durch nächtliches Klopfen ans Fahrzeug. Weder die Gemeinde noch die Polizei hätten bisher etwas dagegen ausrichten können. Man habe sogar schon zwei Krisensitzungen abgehalten, offenbar ohne Erfolg. Das trübte unsere Freude etwas, aber es gefiel uns, es gab gute Einkaufsmöglichkeiten in der Nähe und die Jugendlichen ließen sich nicht blicken. Außer uns waren noch vier weitere Mobile mit „Fulltimern“ anwesend, die den Platz seit Jahren anfuhren und die bestätigten die Geschichte. Es handele sich um sieben Kindern einer sozial benachteiligten Familie, die mit Freunden ihr Unwesen trieben. Wir fragten uns, wieso es nicht gelingt, das zu unterbinden!
Am Ende des langgestreckten Platzes war ein neues Sanitärgebäude errichtet worden, klein, aber fein, jeweils zwei Duschen und drei Toiletten, voneinander und nach Geschlechtern getrennt. Dazu noch ein Raum mit Toilette, Dusche und Waschbecken für Rollstuhlfahrer und eine Spülküche mit Waschmaschine und Trockner. Alles noch ohne Schließanlage, dafür mit Schildern, dass die Benutzung nur für Gäste des Stellplatzes erlaubt sei. Wenn man weiß, dass es unfugtreibende Jugendliche gibt, reicht so etwas nicht und man müsste vielleicht wenigstens eine Überwachungskamera installieren. Einen Glaspavillon mit Sitzmöglichkeit und Infomaterial gab es auch und das Vorhängeschloss war nicht gesperrt. Und so sah es an einem Freitagmorgen dann so aus:
Danach fühlten wir uns nicht mehr ganz so wohl, blöderweise hatten wir unseren Aufenthalt gerade verlängert und am Wochenende war im Rathaus natürlich nichts zu machen. Außerdem hatte Uschi von den Nachbarn von einer Wohnmobilwerkstatt vor Ort erfahren, bei der ich nachfragen wollte, ob ich meine diversen Arbeiten dort erledigen lassen könnte. Ganz aktuell hatte ich festgestellt, dass meine Alde-Heizung im Strombetrieb nur noch auf der 1000-Watt-Stufe funktionierte. Der Händler war Alde-Servicepartner. Wir blieben also das Wochenende noch dort und zu unserer Erleichterung passierte nichts.
Fall 4:
Zwei der Wohnmobilbesatzungen besaßen ebenfalls Alde-Heizungen und hatten Termine für diverse Arbeiten bei besagter Werkstatt gemacht, wie schon seit Jahren üblich. Man gehe für eine Nacht in ein Hotel, erfuhr Uschi. Wir fuhren mit Flitzi am Montag zu besagter Werkstatt und ich stellte dem Chef meine Fragen. Erfreut hatte ich im Büro eine Info gelesen, dass auch der Austausch der Heizungsflüssigkeit hier erledigt würde, für €500 oder €600. Das „oder“ habe ich nicht geprüft. Die Alde-Heizung ist eine Wasserzentralheizung und der Austausch muss alle 5 Jahre erfolgen und ist bei Oscarlotta schon leicht überfällig. Der Chef meinte, dass er das Fahrzeug über Nacht behalten und ich für eine Nacht ins Hotel müsse. Auf meine erstaunte Nachfrage erklärte er uns, die Flüssigkeit würde herausgesaugt, dann müsse das System über Nacht entlüften und am nächsten Tag würde neu befüllt. Ich erzählte ihm daraufhin, wie ich es vor fünf Jahren direkt bei der Firma Alde erlebt hatte, nämlich, dass ich nicht einmal in eine Halle fahren musste, sondern dass man mit der mobilen Anlage, Füllbehälter, Abwassertank, Schläuche, Pumpe etc. zu Oscarlotta auf den firmeneigenen Kunden-Stellplatz kam, die Anlage an die Heizung im Zwischenboden angeschlossen wurde und innerhalb einer Stunde alles erfolgreich erledigt war. Ich hätte fasziniert zugesehen und wäre besonders begeistert gewesen, dass anschließend nicht einmal mehr entlüftet werden musste, was ich als nicht ganz so schön vom letzten Mal in Erinnerung hatte. Man erklärte mir, dass es sich ja um ein geschlossenes System handele, vorne raussaugen und hinten gleich wieder einfüllen. Alle evtl. enthaltene Luft in der alten Flüssigkeit würde mit entfernt und neue könne gar nicht hereinkommen.
Der Chef der Wohnmobilwerkstatt wirkte etwas erstaunt oder überrumpelt und sagte nach kurzem Zögern, ja, wenn ich das wolle, dann könne er es auch so machen. Der Tonfall ließ allerdings auf eine Einschränkung schließen, also fragte ich nach. Diese Methode sei qualitativ nicht so gut, es könne sein, dass man danach ein Gluckern im den Wasserleitungen/Heizkörpern hat, das man auch durch entlüften nicht mehr weg bekommen würde. Ich bestand trotzdem darauf, nicht in ein Hotel gehen zu wollen und machte einen Termin für Januar. Seine Frau, die dafür zuständig war, fragte ihn, wieviel Zeit er veranschlagen würde und er sagte, eine halbe Stunde für die Überprüfung des Heizstabes und zwei Stunden für den Flüssigkeitsaustausch.
Am nächsten Tag rief ich bei Alde an, es hätte ja sein können, dass sich in den letzten fünf Jahren an der Vorgehensweise etwas geändert hatte. Der Werkstattmeister hörte sich meine Geschichte mit wachsendem Interesse an und sagte dann, dass nichts von dem, was er da von mir hört, stimmt. Es gäbe nach wie vor nur EINE Art des Austausches, alles passiere so wie bei mir vor fünf Jahren, dauere 1 – 1 1/2 Stunden und koste, je nach Fahrzeug, zwischen €350 und €500. Das einzige, was sich geändert hätte, wäre die Farbe des mobilen Gerätes, die sei nicht mehr gelb, sondern rot, weil das besser zum Firmen-Logo passe. Er wollte wissen, um welche Werkstatt es sich handele, da sie ja eine offizielle Alde-Partnerwerkstatt ist. Ich wüsste ja gerne, wie der Inhaber sich bei einer Nachfrage versucht hat, herauszureden! Natürlich werde ich den Termin nicht wahrnehmen!
Fall 3b:
Am selben Abend kurz vor 20 Uhr hörte ich draußen lautes Rufen. Ich machte meine Beleuchtung aus und schob mein Verdunkelungsrollo runter. Direkt vor mir, ein paar Zentimeter neben Oscarlotta, stand ein dunkel gekleideter Mensch mit seinem Fahrrad. Zwei weitere Fahrräder mit Beleuchtung befanden sich in etwas Entfernung. Ich klopfte von innen gegen die Scheibe. Darauf kam in lautem, aggressiven, eindeutig männlichen Ton von draußen „Halt die Schnauze!“ und es wurde heftig gegen die Seitenwand geschlagen. Dann fuhren alle weiter. Uschi hatte den Lärm gehört und fragte, was passiert sei. Bei ihr waren sie nicht gewesen, aber aus dem einzigen noch verbliebenen Wohnmobil ein paar Plätze weiter kam die Frau nach draußen und wir gingen zu ihr, natürlich, nachdem wir unsere Mobile abgeschlossen hatten. Bei ihnen hätten sie auch gegen das Fahrzeug geschlagen, schon zum dritten Mal! Uschi und ich überlegten laut, ob wir besser sofort fahren sollten. Dann wären sie ja aber ganz allein, jammerte die Frau und wo solle man denn hin? Wir sagten ihr, wo wir sowieso vorhatten hinzufahren, allerdings erst in einer Woche. Auf dem benachbarten Parkplatz standen, zu uns gewandt, drei dunkle Gestalten auf ihren beleuchteten Rädern. Ich rief die 110 an. Die Beamtin erklärte mir, dass ich den Polizei-Notruf gewählt habe, hörte sich dann aber meine ganze Geschichte samt Vorgeschichte an, nahm meine Personalien auf und sagte, sie werde bei der Gemeinde nachfragen. Ich erfuhr auch, dass Ostrhauderfehn überhaupt keine Polizeistelle hat, die in Rhauderfehn in einer halben Stunde schließen würde und dass dann die Kollegen aus Leer, 20km entfernt, zuständig seien. Mit Beginn des Telefonats verschwanden die drei geschätzt männlichen Jugendlichen.
Wir gingen alle in unsere Mobile zurück und Uschi und ich beschlossen, am nächsten Tag zu fahren, nachdem sie auf dem Rathaus unser Geld zurückgeholt haben würde. Ich bin normalerweise etwas weniger schnell aus der Ruhe zu bringen als Uschi, aber jetzt arbeitete es auch in mir. Nach all dem, was wir gehört und gesehen hatten, war es ja durchaus im Bereich des Möglichen, dass sie später noch einmal zurückkehren würden und aus Langeweile, Spaß an der Freude oder sonstigen Gründen irgendetwas anstellen würden, was uns bestenfalls nur erschrecken oder aber schädigen würde. Flitzi stand ja draußen auch noch rum. Um 20:10 fragte ich Uschi, ob wir nicht doch zusammenpacken und fahren sollten. Ruhig schlafen hätten wir sowieso nicht können. In Rekordzeit hatten wir unsere Fahrzeuge fahrbereit gemacht. Um kurz vor 21 Uhr fuhr ich Oscarlotta neben das andere Wohnmobil und sagte Bescheid, dass wir jetzt zunächst mit Uschis Gespann und dem Smart fahren würden und dann zurückkämen, um mein Wohnmobil zu holen. Die Frau hatte sich schon gefreut, dass jemand neben sie gefahren war! Ihr Mann ließ sich nicht blicken und hatte offensichtlich auch keine Lust, jetzt noch ihren Smart auf den Hänger aufzuladen, die Fahrräder zu verstauen und das Mobil fahrfertig zu machen. Und vielleicht hatte er ja auch schon das eine oder andere Bier intus. Ob seine Frau in der Nacht gut geschlafen hat, wage ich zu bezweifeln.
Wir hatten es nicht weit. Um 21:45 stellten wir Uschis Mobil am neuen Standort ab, 45 Minuten später waren wir zurück in Ostrhauderfehn, ich stieg in Oscarlotta um, nahm mir etwas zu essen (ich hatte noch kein Abendbrot gehabt und inzwischen richtig Hunger) mit ans Steuer und fuhr hinter Flitzi her. Die Rückfahrt mit Flitzi hatten wir über die Autobahn gemacht, was etwas weiter, aber sehr viel angenehmer zu fahren war als über die kleinen Landstraßen mitten durch Wohngebiete, die Google Maps uns vorgeschlagen hatte und die ich mit Oscarlotta nur bedingt hätte fahren können. Zumindest nicht stressfrei und nicht zu nachtschlafender Zeit. Zum Glück schneite es nicht und nur an einer Stelle war die Bundesstraße etwas vereist. Um 23:15 war die Aktion (fast) beendet und wir waren froh und sehr erleichtert! Es musste nur noch das Nötigste erledigt werden, wie Strom anschließen und die Thermomatte unterhalb des Armaturenbretts anbringen und mein Bett freischaufeln, auf das ich alles geworfen hatte, was während der Fahrt gesichert werden musste, aber aus Zeitgründen nicht ordnungsgemäß verstaut worden war. Wir schliefen gut in dieser Nacht! Uschi telefonierte am nächsten Tag mit einem Mitarbeiter im Rathaus von Ostrhauderfehn, der zeigte sich sehr betroffen und überwies unser zuviel bezahltes Geld zurück. Wir hoffen, dass die Gemeinde dieses leidige Problem langfristig gelöst bekommt! Ob wir noch einmal dorthin fahren werden, ist fraglich.
Fall 5:
Ich hatte im Internet einen Winterschutz für Flitzi bestellt, der es uns bei Minustemperaturen erleichtern soll, ihn fahrbereit zu machen, ohne erst lange kratzen zu müssen. Denn kalt war es zwischenzeitlich schon. Als Lieferadresse wählte ich aus der DHL-App nicht die nächstgelegene Packstation, sondern den Paketshop in einem kleinen Supermarkt nicht weit vom Stellplatz. Kurz vor dem zugesagten Zustelltermin bekam ich eine SMS.
Nun habe ich schon des öfteren solche gefälschten Nachrichten bekommen und weiß auch grundsätzlich um die Gefahr und dass man niemals auf einen enthaltenen Link klicken soll. Diesmal war ich unsicher, ob es nicht doch mit meiner Bestellung zu tun haben könnte. Noch unsicherer wurde ich, als ich in der DHL-App feststellte, dass man in dem Supermarkt wirklich nur Post abgeben kann, dort aber keine Post, Päckchen, Pakete angenommen werden. Das hatte ich vorher nicht explizit überprüft. Es passte also, die SMS hätte eventuell auch echt sein können. Allerdings kam mir das Procedere etwas seltsam umständlich vor und der Link war inaktiv. Ich beschloss, zur nächsten Postfiliale zu fahren, um dort nachzufragen. Nein, die SMS sei gefälscht, erfuhr ich, DHL würde grundsätzlich keine SMS verschicken. Wenn ich ein Kundenkonto habe (habe ich), würde ich ja sowieso eine eMail bekommen und könnte dann evtl. sogar die Lieferadresse noch ändern. Grundsätzlich würden alle nicht zustellbaren Pakete sowieso zu ihnen weitergeleitet werden. Der zugesagte Zustelltermin ist angegeben mit dem 12. – 19. Dezember. Es könnte also noch klappen…
Fall 6:
Für Oscarlotta hatte ich in der nächstliegenden Iveco LKW-Werkstatt einen Termin gemacht für die jährliche Hauptuntersuchung samt Inspektion. Bei letzterer stellte der Mechaniker fest, dass der innere Zwillingsreifen auf der linken Seite der Hinterachse platt war! Das merkt man beim Fahren nicht. Die Ursache war eine defekte Ventilverlängerung (bei Zwillingsreifen ist das Ventil zur Luftbefüllung mit am äußeren Reifen und braucht besagte Verlängerung). Die Verlängerungen sind stahlummantelt, aber offensichtlich vor Beschädigungen nicht gefeit. Weswegen der TÜV-Prüfer dann aber die Plakette verweigerte, waren ausgeschlagene Traggelenke beidseitig an der Vorderachse und ein defekter Simmering. Alles andere, bis auf zwei Kleinigkeiten, war in Ordnung. In dieser Werkstatt, in der ich zuvor noch nie war, hatte ich, wie öfter, aber nicht immer, das Glück, während der Arbeiten in Oscarlotta bleiben zu dürfen. Das ist natürlich sehr angenehm, ich muss nicht in irgendwelchen, meist nicht besonders komfortablen (LKW-Werkstatt!), Wartebereichen stundenlang rumsitzen und ich muss mich auch nicht von Uschi abholen lassen. Ich kann mir zu essen und zu trinken machen, habe meine eigene Toilette und kann mich so beschäftigen wie sonst auch, halt nur viiiiel früher als normal und eben in einer Werkstatt. Auch über die Grube, auf die Bühne und die Bremsenanlage durfte ich selbst fahren, was den Vorteil hat, dass das Fahrzeug nicht mit Pappen ausgelegt und Sitz, Handbremse und Lenkrad nicht mit Plastikfolie verkleidet werden müssen. Man gibt mir von draußen diverse Anweisungen, die ich ausführe. Nur beim Bremsentest werde ich immer gefragt, ob ich nicht noch ein wenig stärker auf das Pedal treten oder die Handbremse anziehen kann.
Ich machte also einen neuen Termin. Das Schlimmste für mich ist, dass ich bis spätestens 9 Uhr da sein muss, in manchen Werkstätten auch schon um 8! Das bedeutet, deutlich vor oder spätestens kurz nach 6 Uhr aufstehen zu müssen, was für mich Folter ist. Beim zweiten Mal gelang es mir immerhin, nach der Tagesschau ins Bett zu gehen, mit dem Ergebnis, dass ich um 4 Uhr zur Toilette musste und danach an noch einmal einschlafen nicht mehr zu denken war. Während der Fahrt konnte ich einen schönen Sonnenaufgang genießen, das passiert mir ja äußerst selten.
Man hatte mir schon gesagt, dass man an einem Tag nicht fertigwerden würde und dass ich evtl. auf dem Firmengelände übernachten müsse. Ich war dann tatsächlich von 8:30 bis zum Feierabend um 16:30 mit Oscarlotta auf der Bühne, zeitweise in gut zwei Metern Höhe. Sehr erstaunlich, dass man mir auch da noch erlaubte, im Fahrzeug zu bleiben! Offensichtlich hatte man das Vertrauen, dass ich nicht in einem Anfall geistiger Verwirrung aus Oscarlotta aussteigen würde. Es war übrigens lustig, so von oben das Geschehen zu beobachten, aber auch etwas beängstigend, wenn Oscarlotta nach rechts oder links schwankte. Für den Austausch des Simmerings musste, weil sich technisch/baulich etwas verändert hatte, der Motorstirndeckel erneuert werden, wofür der Kühler ausgebaut werden musste. Also alles etwas aufwändiger!
Immerhin durfte ich zum Stellplatz zurückfahren, musste aber am nächsten Tag wieder früh da sein. In der Nacht habe ich ziemlich wildes Zeug geträumt! Bis zur Mittagspause wurden die Traggelenke erneuert und ich wurde auf Probefahrt geschickt. Es regnete und so konnte ich feststellen, dass der Austausch der Wischerblätter sich definitiv gelohnt hatte. Um halb eins sollte der TÜV-Prüfer da sein, der dann aber erst um viertel vor zwei kam. Aber er klebte die neue Plakette aufs Nummernschild! Beziehungsweise er wollte kleben, kam aber wegen des Fahrrads nicht dran. Also musste ich aussteigen, verbotenerweise den Werkstattboden betreten und den Fahrradträger abklappen. Danach war ich offensichtlich fertig, aber es kümmerte sich niemand mehr um mich! Ich glaube, wenn ich mich nicht gemeldet hätte, stände ich mit Oscarlotta immer noch in der Werkstatt, außer man hätte den Platz anderweitig gebraucht.
Ich hatte in böser Vorahnung mein Kartenlimit erhöht, aber die Rechnung war noch nicht fertig, ich hinterließ meine eMail-Adresse und noch am selben Abend wusste ich, dass der „Spaß“ €2833,83 gekostet hatte. Da ich mit über €3000 gerechnet hatte, war ich fast erfreut. Die penible Auflistung aller Arbeitsschritte und Materialien sorgte für absolute Klarheit und ich habe jetzt das beruhigende Gefühl, dass erstmal wieder alles in Ordnung ist.
Fall 7:
Aussteht jetzt immer noch der Austausch meines beschädigten Seitenfensters sowie der Austausch der Heizungsflüssigkeit. Beides möchte ich in einer Werkstatt in Oldenburg erledigen lassen. Die Vorarbeiten zur Beschaffung der Scheibe laufen inzwischen seit einem Jahr und gelangen letztendlich nur, weil ich selbst aktiv wurde. Jetzt brauche ich „nur“ noch einen Termin. Bei Niesmann und Bischoff selbst geht nichts vor März, in Oldenburg war der Ansprechpartner entweder krank oder in Urlaub und letztendlich coronainfiziert. Ein Rückruf von jemand anderem, damit ich wenigstens schonmal einen Termin machen könnte (wir waren zwischenzeitlich schon bei nicht vor Ende Januar), erfolgte nicht. Zwischen Weihnachten und dem 8. Januar sind Betriebsferien. Da das Fenster nicht undicht ist und meine Heizung auf Gas problemlos läuft, drängt es nicht, aber ich werde nächste Woche mein Glück noch einmal versuchen.
FALL 8 UND WEITERE DÜRFEN GERNE GAR NICHT ERST AUFTAUCHEN!!!
Im Übrigen haben wir hier, wo wir gerade sind, einen sehr kooperativen Betreiber! Bei einer Aufenthaltsdauer von mehr als einem Monat im Zeitraum Oktober bis März zahlen wir pro Stellplatz insgesamt €6,50/Nacht und nichts für Flitzi extra, der prima mit auf Uschis Parzelle passt. Woanders mussten wir für ihn schon €3,50/Nacht bezahlen, obwohl er sogar außerhalb des Campingbereiches parkte!
Also fürs Erste: Ende gut, alles gut! Zumindest für unser unbedeutendes kleines Dasein in dieser Welt.
Wir wünschen euch allen eine möglichst stressfreie letzte Vorweihnachtswoche und jetzt schon wahlweise einen schönen vierten Advent oder einen gemütlichen Heiligen Abend, gegebenenfalls auch beides!
Wir tendieren zu dieser Variante:
Passt auf euch auf und bleibt gesund und trotz allem zuversichtlich!
written by Ingrid
photos taken with iPhone
P.S.: Wie immer könnt ihr die Fotos durch anklicken auf Originalgröße bringen und den Fototext lesen, wenn ihr den Mauszeiger auf das Foto führt.